Ungewöhnlicher Entwurf Ungewöhnlicher Entwurf: "Gläserne Brücke" über die Saale?
Halle/Saalkreis/MZ. - Über die Saale soll künftig eine "gläserne Brücke" führen. Das sieht der Entwurf für die A 143 bei Salzmünde vor. Eine Jury der bundeseigenen Deutsche Einheit Fernstraßen- Planungs- und Bau GmbH (Deges) wählte das ungewöhnliche Projekt aus. Augenfälligstes Merkmal: Die Autos fahren, so die Computer-Simulation, wie durch ein langes Gewächshaus.
Die Gesamtlänge dieser dann vierten Straßenbrücke über die Saale im Raum Halle soll rund einen Kilometer betragen. Ob der vorgelegte Entwurf die Autobahn-Kritiker zufrieden stellt, bleibt allerdings abzuwarten. In der Vergangenheit hatten mehrere Bürgerinitiativen massive Bedenken gegen die A 143, die die A 38 mit der A 14 verbinden soll, angemeldet (die MZ berichtete). Das Planfeststellungsverfahren, das über die Genehmigung des Projektes entscheidet und zu der die Bürgerbeteiligung gehört, beginnt im kommenden Jahr.
Die Jury, der neben einer Reihe von Experten auch Regierungspräsident Holger Göttner und Landrat Knut Bichoel (CDU) angehörten, entschied sich für die Variante der Ingenieurgemeinschaft Leonhart Andrä (Dresden) und des Architektenbüros Dömiges (Regensburg). Deren gemeinsamer Entwurf besteht aus einem 200 Meter langen Tunnel, der die A 143 zwischen Salzmünde und dem Ortsteil Schiepzig aufnehmen soll. Unmittelbar daran schließt sich, so die Planer, die schallgeschützte Brücke mit dem Glashaus an, die sich über 900 Meter erstreckt und damit den Fluss und das Überschwemmungsgebiet der Saale überspannen würde. Regierungspräsident Göttner zufolge handelt es sich bei dem Tunnel-Brücke-Konzept um eine "in Deutschland bisher einmalige Kombination".
Ein Schwerpunkt des Wettbewerbs, zu dem insgesamt 57 Einsendungen eingingen, war der Lärm- und Landschaftsschutz für die Flussniederung und benachbarte Siedlungen. Nach Ansicht der Jury sei es deshalb eine gute Lösung, die Brücke bis zur Saale-Mitte komplett unter Glas zu nehmen. Im weiteren Verlauf sieht der Entwurf vier Meter hohe Glaswände entlang der Autobahn vor. Damit soll vor allem die befürchtete Lärmbelästigung für das große Neubaugebiet "Seepark" Salzmünde verringert werden. Im Fluss ruht das Bauwerk dem Plan zufolge nur auf einem einzigen breiten Pfeiler, der nach Auffassung der Jury jedoch kein Hindernis für die Schifffahrt darstelle.
Die Gesamtkosten des Projektes werden von der Deges mit 80 Millionen Mark angegeben. Landrat Bichoel zufolge gibt es bereits einen Fahrplan für die Realisierung des Vorhabens. Danach sollen bis Mai/ Juni 2002 sämtliche Unterlagen vorliegen. Wenn das Genehmigungsverfahren positiv verlaufe, könnten die Bauarbeiter im Frühjahr 2003 anrücken. Bichoel: "Im Jahr 2005 soll der Verkehr rollen."
Der Entwurf des Wettbewerbssiegers und die anderen Vorschläge, die in die engere Wahl kamen, sollen voraussichtlich im Februar in einer Schau öffentlich präsentiert werden. Als Ausstellungsort ist die Stadt- und Saalkreissparkasse in der halleschen Rathausstraße im Gespräch. Eventuell "wandert" die Exposition danach noch weiter nach Salzmünde. Interesse dürfte unter anderem die verworfene Idee einer imposanten Hängebrücke finden, deren Mast 45 Meter in Höhe reichen würde.
Gleichzeitig mit der Saale-Überquerung soll die geplante A 143-Anschlussstelle Salzmünde entstehen. Die Auf- und Abfahrten liegen dem Trassen-Entwurf zufolge knapp einen Kilometer vor der Saale zwischen Salzmünde und Lieskau-Nord. Probleme könnte es möglicherweise noch geben, weil das Gelände an einen Schießplatz grenzt. Eine weitere Veränderung betrifft die viel befahrene Harzstraße, die gegenwärtig durch Salzmünde führt und deshalb verlegt werden soll. Vorgesehen ist eine Ortsumfahrung zwischen Salzmünde und Benkendorf, die am Fuße des Bierhügels wieder auf die "alte" Harzstraße einmündet. Mehrere Varianten sind für die Einfahrt nach Salzmünde im Gespräch. Der Saalkreis plädiert für einen Kreisverkehr am Einkaufszentrum.