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Delitzscher Straße Unfallherd in Halle (Saale): Delitzscher Straße ist und bleibt ein Sorgenkind

Von Dirk Skrzypczak 05.08.2017, 22:17
An der Ecke Delitzscher Straße/Fiete-Schulze-Straße kommt es zwischen Straßenbahn- und Autoverkehr immer wieder zu brenzligen Situationen.
An der Ecke Delitzscher Straße/Fiete-Schulze-Straße kommt es zwischen Straßenbahn- und Autoverkehr immer wieder zu brenzligen Situationen. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Der Verkehrsknoten Delitzscher Straße/Fiete-Schulze-Straße im Osten Halles gehört zu den größten Sorgenkindern des Nahverkehrsbetriebs Havag. Seit Anfang des Jahres hat es hier bereits elfmal zwischen Straßenbahnen und Autos gekracht.

Und der Grund ist fast immer gleich: Autofahrer, die auf der Delitzscher Straße in Richtung Innenstadt unterwegs sind, ignorieren das Wendeverbot und steuern ihre Wagen gen Büschdorf zurück.

Dass die Ampelanlage für die Tram der Linie 7 und den Straßenverkehr gleichzeitig auf Grün schaltet, verschärft die Lage. „Wir hatten hier schon Verletzte, vom Sachschaden ganz zu schweigen, der alleine im Jahr 2017 bislang eine sechsstellige Euro-Summe erreicht“, sagt Andreas Gierloff, verantwortlich für die operative Verkehrsführung bei der Havag.

Unfälle auf Delitzscher Straße in Halle: Hilft das Ändern der Ampelschaltung?

Ebenfalls ein Problem: Je nach Unfall kommen Standzeiten von bis zu 30 Minuten zustande, bei schweren Kollisionen fallen Straßenbahnzüge auch länger aus.

Deshalb wollen Stadt und Havag reagieren. Am 14. August soll die Ampelsteuerung am Knoten neu programmiert werden. Dann bekommt die Straßenbahn einige Sekunden früher grün als die Autos.

„Wir hoffen, dass wir damit die kritische Situation entschärfen“, sagt Gierloff. Und billig ist so eine modifizierte Schaltung nicht. 12.000 Euro kostet der Eingriff.

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Auch sonst fällt die Delitzscher Straße zwischen dem Kanenaer Weg und der Bitterfelder Straße durch häufige Unfallzahlen auf. Die fast plane Verbindung zwischen Gleisanlagen und Straße wird immer wieder von Fahrzeugführern zum illegalen Wenden genutzt - 16 Karambolagen im Jahr 2016 und neun Kollisionen in diesem Jahr sind die Folge.

Abhilfe sollen auf einer Länge von 600 Metern daher 22 Zentimeter hohe Borde zwischen den Gleiskörpern schaffen, wie sie bereits im Böllberger Weg installiert worden sind.

Weitere Unfall-Schwerpunkte waren zuletzt der Bereich Berliner Straße/Höhe Jahnstraße und die Paul-Suhr-Straße am Knoten Murmansker Straße. In der „Berliner“ achten Autofahrer beim Linksabbiegen in die Jahnstraße nicht immer auf die Straßenbahn. Sechs Unfälle hatte es bis Mai gegeben.

Verkehrsunfälle in Delitzscher Straße in Halle: „Straßenbahn ist das sicherste Verkehrsmittel in der Stadt“

Nun steht dort ein großes Schild, das Abbieger zur Achtsamkeit auffordert. „Seitdem haben wir Ruhe“, so Gierloff. Und der Bereich Paul-Suhr-Straße am Südstadtring werde mit dem Ausbau der Kreuzung im Rahmen des Stadtbahnprogramms sicherer.

„Gemessen an der Verkehrsdichte in der Stadt ist die Straßenbahn nach wie vor das sicherste Verkehrsmittel“, sagt Gierloff. 8,6 Millionen Kilometer spulen die Bahnen und Busse der Havag pro Jahr ab, stündlich sind im Durchschnitt 65 Züge und 38 Busse gleichzeitig unterwegs.

Ein anderes Problem nervt derweil vor allem in der Geiststraße - Fahrzeuge, die zu weit in die Straße hinein parken, so dass Bahnen nicht passieren können.

59 Vorfälle dieser Art listet die Havag in diesem Jahr bislang auf, hinzu kommen ähnliche Schwierigkeiten in der Seebener Straße. Auf 13 Stunden summieren sich die Verspätungen, weil die Bahnen nicht fahren konnten. Nach einem Vorbild aus der Schweiz wurden in beiden Straßen nun Tafeln installiert, die Autofahrer auffordern, die gekennzeichneten Flächen zu nutzen - und nur die. „Parken Sie genau“, heißt es auf den eigens kreierten Schildern.

(mz)