Umweltschutz Umweltschutz: Warum die Stadt Halle nachts die Straßen mit Wasser besprühen lässt
Halle (Saale) - Es regnet nicht und trotzdem sind die Straßen nass: Um die Feinstaubwerte zu senken, sind auf Halles Straßen jede Nacht Reinigungsfahrzeuge unterwegs. Dabei kehren sie aber nicht, sondern wässern die Fahrbahnen. Laut Stadtverwaltung ist das eine anerkannte Maßnahme und im Luftreinhalteplan verankert. Doch die Wirksamkeit wird nicht nur von Bürgern, sondern auch von Experten angezweifelt. Die Ursachen bekämpft das Spülen nämlich ...
Es regnet nicht und trotzdem sind die Straßen nass: Um die Feinstaubwerte zu senken, sind auf Halles Straßen jede Nacht Reinigungsfahrzeuge unterwegs. Dabei kehren sie aber nicht, sondern wässern die Fahrbahnen. Laut Stadtverwaltung ist das „eine anerkannte Maßnahme und im Luftreinhalteplan verankert“. Doch die Wirksamkeit wird nicht nur von Bürgern, sondern auch von Experten angezweifelt. Die Ursachen bekämpft das Spülen nämlich nicht.
„Es bringt zumindest ein bisschen etwas, wenn auch nur begrenzt“, sagt Ulrich Franck vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Denn was auf der Straße liegen bleibt, ist meist nur der gröbste Feinstaub. Den wirbelt der tägliche Verkehr immer wieder auf, sofern er nicht weggewaschen wird - durch Regen oder eben die Näss-Maschinen der Stadt. Das Problem: Die Reinigung ist nur lokal. Zudem bleiben die gesundheitsschädlichsten Partikel, die besonders fein sind und leichter von der Lunge aufgenommen werden, in der Luft. „Da bringt es also nur etwas, wenn wirklich der Ausstoß verringert wird“, erklärt Francke.
Ursachen für den Schmutz
Die Ursachen für den Schmutz sind vielfältig und nicht nur vom Menschen gemacht. Das meiste wird dennoch durch die lokale Industrie, durch Ofenheizungen und durch den Autoverkehr ausgestoßen. Aber durch den Wind werden beispielsweise auch Fabrik-Abgase aus Süddeutschland nach Halle transportiert. Und selbst aus der Sahara gibt es immer wieder feinen Sand, der bei passender Witterung bis in die Saalestadt getragen wird.
Dass die Luft vor allem an heißen Tagen schlecht ist, sei falsch. Abhängig seien die Feinstaubwerte laut Franck von der Mischungsschicht der Luft. Die hängt im Winter meist tiefer, wodurch sich die Luft schlechter verdünnt. „Dafür regnet es aber auch mehr und der Feinstaub wird richtig weggewaschen“, erklärt Franck.
In Halle schalten die Reinigungsfahrzeuge in den sommerlichen Trockenperioden von Kehren auf die Nassreinigung um. Von montags bis freitags, nach Bedarf aber auch an Wochenenden, sind sie auf der Paracelsusstraße, der Merseburger Straße, der Delitzscher Straße, der Volkmannstraße und in Teilen der Innenstadt unterwegs.
Schmutzigste Straße Halles
Die Paracelsusstraße gilt dabei nicht nur als schmutzigste Straße Halles bei den Feinstaubwerten, sondern ist sogar trauriger Spitzenreiter in ganz Sachsen-Anhalt. Im vergangenen Jahr wurden hier die Feinstaub-Grenzwerte 30 Mal überschritten, in diesem Jahr schon 18 Mal. An jährlich 35 Tagen darf dieser Wert, der bei 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter liegt, geknackt werden. Ansonsten drohen der Stadt empfindliche Geldstrafen. Und die will man im Stadthaus natürlich vermeiden.
Deshalb hat das Umweltamt entschieden, die Paracelsusstraße und die Berliner Brücke ab 1. März zum Teil der Umweltzone zu machen. Seitdem dürfen nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette auf die bislang stark vom Durchgangsverkehr genutzten Straßen. Eigentlich sollte die Ausweitung der Umweltzone erst 2017 mit der Fertigstellung der Osttangente kommen.
Beim Einhalten der Grenzwerte kann die Nassreinigung tatsächlich helfen. „Es geht da um ganz genaue Werte“, sagt Wissenschaftler Ulrich Francke. Für den Menschen mache es keinen Unterschied, ob 49 oder 51 Mikrogramm gemessen werden. Doch dort, wo die Feinstaub-Messstationen direkt an der Paracelsus- und der Merseburger Straße stehen, sind schon kleinste Mengen entscheidend. (mz)