Umstrittene Modemarke in Halle Umstrittene Modemarke in Halle: Ein Haus für Thor Steinar

Halle (Saale)/MZ - Vor wenigen Tagen hat in der Innenstadt am Hallmarkt ein Geschäft eröffnet, das auch die vor allem bei Neonazis beliebte Bekleidungsmarke „Thor Steinar“ verkauft. Nachdem der Oseberg-Laden aus der Leipziger Straße nach heftigen Protesten ausziehen musste, haben die Betreiber nun einen neuen und noch besser erreichbaren Standort gefunden: in der Oleariusstraße. Möglich wurde der Umzug vor allem durch einen vorangegangen Eigentümer-Wechsel des Wohn- und Geschäftshauses.
Neuer Besitzer ist die Dimo Logistik GmbH aus dem Land Brandenburg. Diese Firma kaufte letzten Herbst ein Haus in Hannover - auch dort ist seitdem ein Thor-Steinar-Geschäft zu finden. Besonders auffällig: Sowohl die Dimo Logistik GmbH als auch die Media Tex GmbH, die deutschlandweit die Thor-Steinar-Bekleidung vertreibt, haben beide ihren Stammsitz in Königs Wusterhausen.
Erneute Proteste?
Die Strategie scheint klar: Künftig sollen Probleme mit lokalen Vermietern wie zuletzt in Halle vermieden werden. Am Oberen Boulevard hatte der Hausbesitzer dem Oseberg-Laden gekündigt. Vor Gericht unterlag er allerdings, konnte das Geschäft schließlich aber mit Auslaufen des Mietvertrages loswerden. Bei Dimo Logistik müsste man sich nach den Erfahrungen in Hannover im Klaren darüber sein, an wen man vermietet. Auch dort hatte es heftige Proteste gegen das Thor-Steinar-Geschäft gegeben. Für die MZ war der Geschäftsführer gestern jedoch nicht zu sprechen.
„Für mich war das einfach eine Firma aus Brandenburg, die genug Geld hatte und das Haus kaufen konnte“, sagt Heinz Laurich, dem das Haus in der Oleariusstraße bisher gehörte. Der Rentner hatte die Immobilie dieses Jahr aus Geldnot veräußert. „Einige Mieter waren auch immer mal im Rückstand mit den Zahlungen“, sagt Laurich. „340.000 Euro wollte ich haben“, sagt er. Fünf Hallenser seien interessiert gewesen. „Die haben aber keinen Kredit bekommen.“ Schließlich verringerte er den Preis auf unter 1 000 Euro pro Quadratmeter, worauf sich die Dimo Logistik GmbH meldete.
"In unserer Stadt ist kein Platz für solche Läden"
Wegen des Umzugs des Oseberg-Ladens in die Oleariusstraße 3 regt sich schon jetzt großer Unmut. Am Dienstag ist das Thema auf der Tagesordnung der Beigeordnetenkonferenz mit Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Wolfgang Fleischer, der Chef der City-Gemeinschaft, befürchtet, dass die Attraktivität Halles durch diesen Laden leiden könnte und es zu großen Protesten am Hallmarkt komme. Das Geschäft dort wieder loszuwerden, dürfte für die Gegner allerdings schwierig werden, solange der Hausbesitzer mit den Mieter einverstanden ist. Ziel der City-Gemeinschaft sei es, so Fleischer, die Attraktivität von Halles Zentrum zu erhöhen.
Mit dem Einzug des Ladens direkt im Herzen der Stadt sei das Gegenteil erreicht. Auch Halles Stadtmarketing-Chef Stefan Voß befürchtet, dass dem Umzug des Geschäfts auch der Umzug der Protestszene gegen diesen Laden folgen werde. Das sei am Hallmarkt besonders bitter, „weil dort unsere Touristen-Busse halten“ - meint Voß, der es „traurig findet“, dass sich immer wieder Immobilienbesitzer „hinters Licht führen lassen“ und damit den Einzug solcher Läden ermöglichen.
Rechtsextremismus-Experten sehen einen Zusammenhang zwischen der Thor-Steinar-Bekleidung und der rechten Szene. Die Marke spiele mit rechten Motiven und auf die NS-Zeit an und werde vor allem von Neonazis getragen.
