1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Umfrage zur Lebensqualität: Umfrage zur Lebensqualität: So ticken die Hallenser

Umfrage zur Lebensqualität Umfrage zur Lebensqualität: So ticken die Hallenser

Von Tanja Goldbecher 25.08.2018, 05:00
Pfälzer Ufer in Halle
Pfälzer Ufer in Halle MZ-Grafik

Halle (Saale) - In Halle lebt es sich immer besser. An Orten wie dem Pfälzer Ufer entspannen die Einwohner derzeit mit einem kühlen Getränk im Liegestuhl. Die Zeiten, in denen alle sehnsüchtig nach Leipzig geschaut haben, sind vorbei. Dieser subjektive Eindruck lässt sich nun auch objektiv belegen. Die aktuelle Bürgerbefragung der Hallenser hat ergeben, dass die Lebensqualität in der Stadt gestiegen ist.

2200 Menschen haben sich an der Umfrage des Zentrums für Sozialforschung beteiligt. Dabei kam heraus, dass 73 Prozent der Befragten mit ihrem Leben in Halle sehr oder eher zufrieden sind – der höchste Wert seit Beginn der Bürgerbefragung im Jahr 1993. Einen besonderen Aufschwung gab es beim finanziellen Hintergrund. Rund 60 Prozent gaben an, dass sie ihre persönliche wirtschaftliche Situation als gut bis sehr gut einschätzen. 2012 trafen diese Aussage lediglich 47 Prozent.

Umfrage: Gestiegenes Lohnniveau in der Stadt Halle

Das hängt unter anderem mit dem gestiegenen Lohnniveau in der Stadt zusammen. 35 Prozent bezifferten ihr Einkommen auf über 2.500 Euro. 2001 erreichten diesen Geldbetrag erst 18 Prozent der Befragten.

Das Zentrum für Sozialforschung an der Martin-Luther-Universität in Halle hat die Bürgerbefragung im Auftrag der Stadt durchgeführt. Rund 6000 Einwohner wurden im vergangenen und diesem Jahr für die Befragung per Zufallsstichprobe ausgewählt. 2200 Menschen haben den Fragebogen beantwortet. Die Rücklaufquote liegt bei dieser Umfrage bei 38 Prozent.

„Der Blick auf Halle hat sich in den vergangenen Jahren enorm verbessert“, sagt Tobias Jaeck, der für die Erarbeitung der Umfrage hauptsächlich verantwortlich war. Die wirtschaftliche Lage der Stadt Halle wurde wesentlich besser bewertet als in der vorherigen Befragung. 18 Prozent schätzten diese als gut bis sehr gut ein, ein Zuwachs um neun Prozent. Besonders eindrücklich ist die Zukunftsprognose: In fünf Jahren sehen 27 Prozent rosige Zeiten auf Halle zukommen.

Umfrage zur Lebensqualität: In Halle geht es voran

In Neben dem Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt können laut Jaeck auch die vielen Sanierungsprojekte in der Stadt diese positivere Sichtweise bewirkt haben. Auch die gute Bahnanbindung sei ein möglicher Grund. Der angespante Wohnungsmarkt spricht zudem dafür, dass die Händelstadt als Wohnort immer beliebter wird.

Durch die Umfrage offenbart sich aber auch ein Widerspruch. Denn obwohl es den Bürgern immer besser geht, hat sich ihre fremdenfeindliche Einstellung noch verschärft. Fast die Hälfte aller Befragten lehnen es ab, dass die Einwanderung von Migranten nach Halle mehr unterstützt wird, 2012 teilten nur 42 Prozent diese Meinung. Zwei Drittel befürworten außerdem eine Obergrenze für die Aufnahme von Geflüchteten. Früher schätzten sie die Schaffung von Arbeitsplätzen als wichtigste Aufgabe der Stadtverwaltung ein. Heute ist es das Thema Sicherheit.

Halle: Ausländer halten sich konzentriert in bestimmten Stadtteilen wie Neustadt auf

Dabei liegt der Ausländeranteil in der Stadt nur bei neun Prozent. Tobias Jaeck erklärt, dass Fremdenfeindlichkeit auch dadurch entsteht, wenn sich Migranten und Deutsche im Alltag nicht begegnen. „Durch direkte Kontakte könnten Ängste abgebaut werden“, sagt der Wissenschaftler.

Laut der Bürgerbefragung haben lediglich ein Viertel der Hallenser ausländische Nachbarn. Deutschlandweit erleben 47 Prozent Migration im eigenen Wohnumfeld. In Halle fehlen solche Kontaktmöglichkeiten. Auch bei der Arbeit oder im Freundeskreis gibt es nur einen geringen Austausch. Ausländer halten sich konzentriert in bestimmten Stadtteilen wie Neustadt auf.

Jaeck betont, dass diese Entwicklung in ganz Ostdeutschland zu beobachten ist. Um dagegenzusteuern, könnte unter anderem der soziale Wohnungsbau gefördert werden, meint er. (mz)