Turnen Turnen: Tabea ist plötzlich berühmt
Halle (Saale)/MZ. - Es fällt schwer, sich dem Charme der fünf grazilen "schwarzen Schwäne" zu entziehen, wenn diese zum Soundtrack des gleichnamigen Kinofilms mit ihren Reifen von der Gymnastikmatte Besitz ergreifen. Keine Frage, die Nummer geht unter die Haut. "Wir haben uns ganz bewusst für diese Übung entschieden ", sagt Claudia Marx vor der nächsten Bewährungsprobe ihrer Gymnastik-Mädchen am Dienstag nächster Woche beim "Feuerwerk der Turnkunst" in der Messe Arena in Bruckdorf. Bei der EM-Qualifikation im Herbst hatten sie diese - damals gerade frisch einstudiert - noch nicht bis zur Perfektion beherrscht und damit das Ticket zu dem Championat im Mai in Wien verspielt.
Für die Junioren-Nationalmannschaftsgruppe ist damals eine Welt zusammengebrochen. Schließlich waren die besten 13- und 14-jährigen Gymnastinnen aus ganz Deutschland eigens deshalb nach Halle gekommen, um sich den Traum von einer großen internationalen Meisterschaft gemeinsam zu erfüllen. "Wir haben uns maßlos darüber geärgert. Wir wissen, dass wir es besser können und wollen das allen zeigen", sagt Katerina Luschek und spricht da auch ihren Mitstreiterinnen aus dem Herzen. "Danach haben wir nur noch härter trainiert und uns immer wieder gesagt: Jetzt erst recht", erklärt die Neuntklässlerin.
Geholfen, dieses Trauma zu überwinden, hat ihr und Trainingsgefährtin Nicole Bergmann die Bühne: Bei der RTL-Casting-Show "Supertalent" in den letzten Monaten waren die zwei und drei weitere Tabea-Mädchen mit einer Schlangennummer bis in die Endrunde vorgedrungen. Auch wenn ihnen das finale Happyend im Fernsehen versagt blieb, war das beste Werbung in eigener Sache. "Es tut gut zu merken, dass den Leuten das gefällt, was wir machen. Das hat für so einiges entschädigt, auch wenn uns das nicht wirklich über die verpasste EM hinwegtröstet", gibt Katerina Luschek zu. Ein bisschen kann man sich da schon einmal wie ein Star fühlen. Wie oft hat man schließlich die Chance, einem Show-Giganten wie Dieter Bohlen ein Lob zu entlocken? Klassenkameraden, Nachbarn, der Busfahrer, ja sogar die Bäckersfrau weiß nun, wofür sich die Mädels nach Schulschluss tagtäglich schinden. "Ich war überrascht darüber, wie viele Leute uns im Fernsehen wahrgenommen haben", sagt Katerina Luschek. Bei ihren Wettkämpfen schauen meist nur Insider zu. Mit einem Schlag ist man wer.
Auch die Trainerin war von dem medialen Erfolg ihrer Schützlinge überwältigt. "Erst einmal waren wir sehr froh darüber, unsere Sportart vor so einem breiten Publikum präsentieren zu können", sagt Claudia Marx. Und: "Wir hatten danach einen ungeheuren Zuspruch. Noch immer flattern uns nahezu jeden Tag Auftrittsangebote für die unterschiedlichsten Veranstaltungen bis hoch nach Zinnowitz ins Haus."
Der Zeitfonds lässt den Gymnastinnen aber nicht viel Spielraum. "Wir wollen bei den deutschen Meisterschaften Anfang Mai den Titel holen, das hat Priorität", erklärt die Trainerin. Passt der Auftritt in die Vorbereitung, wird er mit eingebaut. "Das motiviert die Mädchen zusätzlich", weiß Claudia Marx. "Außerdem ist das immer eine sehr kreative Phase. Das nutzen wir gezielt fürs Training." Die Synchronität profitiert davon, das Miteinander und nicht zuletzt die Steuerung, auf den Punkt fit zu sein.