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Trend Trend: Renaissance der Litfaßsäule in Halle

Von Tina schwarz 06.02.2013, 18:27

Halle (Saale)/MZ. - Halles Straßen sind gefüllt mit riesigen Werbetafeln. Dabei ist vor allem wichtig: Werbung muss auffallen. Den Blick aber für das Unscheinbare haben die meisten längst verloren. Genau aus diesem Grund ist die Litfaßsäule beinahe in Vergessenheit geraten.

Die nostalgischen Werbeflächen fügen sich fast unbemerkt in das Stadtbild von Halle ein. Fragt man die Einwohner auf der Straße, wie viele Litfaßsäulen denn in der Saalestadt noch zu finden sind, liegen viele mit ihren Antworten weit daneben. Auf zehn bis höchstens 50 wird die Anzahl der noch verbliebenen nostalgischen Werbeträger geschätzt. Doch die Auskunft der Firma Ströer, die alle Litfaßsäulen in Halle betreut, überrascht: Mehr als 320 solcher "Annoncier-Säulen", wie sie einst genannt wurden, existieren noch in der Stadt.

Die Litfaßsäule scheint trotz ihres stattlichen Alters von mehr als 150 Jahren immer noch ein beliebtes Werbemedium zu sein. Neben der klassischen Plakatierung von Kunst-und Kulturveranstaltungen dient sie vor allem regionaler Firmen-Werbung.

Eine der ältesten Litfaßsäulen Halles ist an der Ecke Adam-Kuckoff-Straße / Weidenplan zu finden. Aber auch in der Ludwig-Wucherer-Straße, am Steintor, in der Reilstraße und sogar in Neustadt sind sie noch immer zu entdecken. In Halle wird mit der Renaissance der alten Anschlagsäule offenbar ein völlig neuer Trend gesetzt. Denn nach Angaben des Fachverbandes "Aussenwerbung" ist die Anzahl der Litfaßsäulen bundesweit rückläufig. Gab es 1998 noch rund 55 000 dieser Betonsäulen, sind es aktuell gerade einmal noch 37 500. Moderne Großflächenplakate dominieren hingegen inzwischen mit rund 154 000 Stück.

Auch Studenten der Universität Halle haben sich Gedanken zu dem langsam in Vergessenheit geratenen "Annoncier-Säulen" gemacht. Im Laufe eines Seminars der Medien- und Kommunikationswissenschaften zum Thema "Mediengeschichte" haben sie in ganz Halle Litfaßsäulen fotografiert. Erstaunt waren die Studenten vor allem über die beträchtliche Anzahl an Bildern, die dabei zusammenkam. Und: Die angehenden Akademiker mussten zu ihrem Erstaunen feststellen, dass man erst mit gezielter Suche die Litfaßsäulen bewusst wahrnimmt.

Die moderne Litfaßsäule ist übrigens inzwischen sogar interaktiv: Mit einer Smartphone-App, die Ströer unter dem Namen "Vooh!" auf den Markt gebracht hat, können Passanten mit ihrem Handy direkt am Plakat Tickets für Konzerte, Theateraufführungen oder sonstige Kulturveranstaltungen buchen. Außerdem können zusätzliche Informationen und Hinweise zu den Events abgerufen werden. Das kleine Handy-Programm, das dafür notwendig ist, wird kostenlos angeboten.

Die Zeiten, an denen sich Scharen von Menschen um die Litfaßsäulen versammelt haben, sind aber vorbei. Trotzdem fügt sich der Werbeträger als Verbindungsglied von Vergangenheit und Moderne in Halles Stadtbild wunderbar ein.