Traditionelles Handwerk Traditionelles Handwerk: Glaser setzt auf Marktlücke
Halle/MZ. - Von einem Fenster in seinem Büro kann Sven Papon in die kleine Produktionshalle schauen. Manchmal sehnt er sich danach, selbst an der Werkbank zu stehen. Doch dazu hat der Fensterbauer nur selten Zeit. Vielmehr füllen solche Tätigkeiten wie die Arbeitsorganisation, das Reagieren auf Ausschreibungen und die Kontrolle auf den Baustellen seinen Arbeitstag. Der Meister des Rahmenglaserhandwerks widmet sich vor allem denkmalgeschützten Gebäuden.
"Klein, aber fein zu produzieren, darin habe ich Anfang der 90-er Jahre eine Marktlücke gesehen", erläutert der 36-Jährige. Statt Massenproduktion liegt für ihn der Reiz in der besonderen Herausforderung, die denkmalgeschützte Häuser stellen. Da müssen beispielweise historische Fräsbilder nachgestaltet und spezielle Profilmesser nachgefertigt werden. "Oft ist es eine Gratwanderung, bauphysikalische Dinge mit den Forderungen des Denkmalschutzes zu vereinbaren", sagt Papon.
Die Arbeit für historische Gebäude verlangt von all seinen Mitarbeitern ein Höchstmaß an handwerklichem Können. Die kreative Auseinandersetzung mit dem Gegenstand ist genauso gefordert wie die Anwendung historischer Handwerkstechniken.
Sven Papon und seine Mitarbeiter haben auch in Halle bei der Restaurierung vieler unter Denkmalschutz stehender Häuser mitgewirkt. So bauten sie beispielsweise Fenster und Türen für mehrere Gebäude in den Franckeschen Stiftungen. Auch für die Gebäude Kaulenberg 1 und Brüderstraße 6 haben sie die Originalfenster nachgebaut.
Außerdem fertigte sein Betrieb die Einrichtungen für mehrere hallesche Gaststätten wie das Gildehaus St. Nikolaus, die Pizzeria "Peppone" und das Nachtcafé "Zanzibar" am Universitätsring. Und nicht zuletzt gehören Wintergärten und Einbaumöbel zu Papons Produktionsprofil.
Eigentlich wollte er Orgelbauer werden. Schon während der Schulzeit half er regelmäßig in der Werkstatt des Orgelbaumeisters Adam mit. Nach der zehnten Klasse wollte er eine Tischlerlehre absolvieren, schließlich war der Großvater auch Tischler gewesen. Dieser Beruf ist zudem eine ideale Voraussetzung, um anschließend das Handwerk des Orgelbauers zu erlernen. Doch mit der Lehrstelle in einer Tischlerei wurde es nichts, statt dessen ließ er sich von 1980 bis 1982 zum Rahmenglaser in der privaten Werkstatt von Fritz Herrmann ausbilden.
"Die Arbeit machte mir von Anfang an Spaß", erinnert sich Papon. Und als er nach der Lehre bei Herrmann weiter arbeiten und Geld verdienen konnte, dachte er schon kaum mehr an seinen einstigen Berufswunsch. "Ich bin in Herrmanns Werkstatt geblieben und habe von 1985 bis 1987 einen Lehrgang zum Meister des Rahmenglaserhandwerks absolviert", erzählt Papon. Herrmann bot ihm an, dass er später seine Werkstatt übernehmen könne. Doch auch daraus wurde nichts.
1988 klappte es mit dem Ausreiseantrag, und Papon verließ die DDR. Bis zur Wende lebte und arbeitete er in Bremen. Nach der Wende zog es ihn in die Heimat zurück. Neben privaten Gründen gab es auch einen beruflichen für seine Rückkehr: Er wollte sich selbstständig machen und rechnete sich im Osten größere Chancen aus.
Nachdem er zunächst in die Werkstatt seines Lehrmeisters zurückgekehrt war, wagte er 1992 den Schritt in die Selbstständigkeit. Im Februar 1993 eröffnete er mit zwei Angestellten eine Werkstatt in der Verlängerten Freiimfelder Straße. 1999 zog die kleine Firma in eine neugebaute Produktionshalle in der Eisenberger Straße in Diemitz. Heute arbeiten bei ihm sieben Angestellte im handwerklichen Bereich, eine Bürokraft und drei Lehrlinge.
Die Lehrlingsausbildung wird in Sven Papons Betrieb groß geschrieben. Jedes Jahr nimmt er ein bis zwei Auszubildende auf. Stolz ist er, dass 1998 sein Lehrling Isaak Hamers Bundessieger der Ausbildung Glaser/Fachrichtung Fensterbau wurde.
Dass es mit dem Orgelbau nichts wurde, hat er bisher nie bereut. In letzter Zeit zieht es ihn jedoch immer wieder ans Klavier, wo er zur großen Freude seines dreijährigen Sohnes musiziert.