1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Töpfern trotz Krise: Töpfern trotz Krise: So verlief der Tag der offenen Töpfereien

Töpfern trotz Krise Töpfern trotz Krise: So verlief der Tag der offenen Töpfereien

Von Silvia Zöller 16.03.2020, 12:15
Eine Rohform (links) wird durch das Brennen um etwa 14 Prozent kleiner - rechts die fertige Tasse.
Eine Rohform (links) wird durch das Brennen um etwa 14 Prozent kleiner - rechts die fertige Tasse. Silvio Kison

Halle (Saale) - Der Tag der offenen Töpfereien am Wochenende ist im engen Sinne keine Veranstaltung und deshalb auch von den Werkstätten in Halle nicht abgesagt worden. „Andere Läden haben ja auch offen“, sagt etwa Töpfermeister Jörg Heise, der die Tür zu seiner Werkstatt in Ammendorf nicht verriegelt hatte.

Hauptsächlich Freunde hätten einen Blick in die Töpferei und den Laden geworfen - oder auch Kunden, die bestellte Ware abgeholt hatten. Von einem Andrang konnte nicht die Rede in der Werkstatt des Mitorganisators des halleschen Töpfermarktes.

„Wenn Zeit und Bedarf ist, mache ich das auch für interessierte Besucher in der Woche“

Auch Claudia Stölzel empfing nur vereinzelte Interessierte in ihrem Atelier im Handwerkerhof, in dem sie seit 2011 arbeitet, zuvor hatte sie eine Werkstatt in der Ebeling-Straße. „Aber auch in den Vorjahren waren es maximal 50 Gäste am gesamten Wochenende“, sagt sie. Wie auch bei Jörg Heise ist ihr Atelier gleichzeitig Verkaufsraum, der im Prinzip auf Anruf von Interessierten auch außerhalb der Produktionszeiten der Porzellankünstlerin geöffnet ist.

Hier zeigt Claudia Stölzel, die ihr Handwerk in der Porzellanmanufaktur Meißen gelernt hat, wie aus der flüssigen Porzellanmasse, die in eine Form gegossen wird, Tassen oder Teller, aber auch Ohrschmuck entsteht. Passend zur Osterzeit sind aber auch bunte Porzellaneier im Angebot. Auch für sie als eine der nur drei Teilnehmer des Tages der offenen Töpfereien in Halle ist es wichtig, ihr Handwerk zeigen zu können. „Wenn Zeit und Bedarf ist, mache ich das auch für interessierte Besucher in der Woche“, sagt sie.

„Es gibt nur noch zwei Lehrlinge in ganz Sachsen-Anhalt.“

Christa Buchmann, die einen Töpfereiladen in der Zweiten Vereinsstraße betreibt, nennt noch einen weiteren Grund für die Wichtigkeit des Tages der offnen Töpfereien: „Es gibt nur noch zwei Lehrlinge in ganz Sachsen-Anhalt.“ Das alte Handwerk des Töpferns müsse also unbedingt gezeigt werden.

„Es ist ein Privileg, diesem Beruf zu haben“, sagt sie und verweist auf ihre rund 40-jährige Berufserfahrung. Reich werde man in der Branche nicht, aber sehr zufrieden. „Ich gebe nur aus den Händen, was ich selbst mag“, sagt sie. Gelernt hat die gebürtige Thüringerin das Töpfern in Bürgel, nach ihrem Umzug nach Halle 1971 belegte sie weitere Kunsthandwerkerlehrgänge bei Dozenten der Burg Giebichenstein.

Töpfermarkt in Halle ist für den 17. und 18. Oktober geplant

Anders als ihre Kollegen kann sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bei Töpfermärkten mitmachen. Um so mehr freute sie sich am Wochenende, mit einer Handvoll Keramikfreunde ins Gespräch zu kommen. „Alle waren sehr diszipliniert, man grüßte sich mit den Ellenbogen und hat Abstand am Tisch gehalten“, berichtet sie. Denn Tradition ist es seit 15 Jahren, so lange, wie es den Tag der offenen Töpferei gibt, dass Christa Buchmann mitmacht. In Vorbereitung backt sie selbst Kuchen und bietet auch Tee aus den selbst hergestellten Tassen an.

››Der Töpfermarkt in Halle ist für den 17. und 18. Oktober geplant. Weiter soll unter anderem am 13./14. Juni ein Töpfermarkt in Köthen stattfinden und ein weiterer am 29. und 30. August in Naumburg. (mz)

Gießformen sind das wichtigste Element in der Porzellan-Werkstatt von Claudia Stölzel, die im Handwerkerhof ist.
Gießformen sind das wichtigste Element in der Porzellan-Werkstatt von Claudia Stölzel, die im Handwerkerhof ist.
Silvio Kison
Aus Porzellan sind auch Ohrhänger möglich - mit bunter Glasur.
Aus Porzellan sind auch Ohrhänger möglich - mit bunter Glasur.
Silvio Kison