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Tipps vom Experten Tipps vom Experten: Obst? Bitte frisch vom Baum!

Von Claudia Crodel 25.09.2016, 10:00
Wer Fragen zu Obst hat, ist bei Matthias Hinz vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften genau richtig. Er ist der Experte für Obstbau in Halle, kennt sich bei allen Arten bestens aus. Zur Apfelsaison dreht sich auch bei ihm alles um diese Früchte.
Wer Fragen zu Obst hat, ist bei Matthias Hinz vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften genau richtig. Er ist der Experte für Obstbau in Halle, kennt sich bei allen Arten bestens aus. Zur Apfelsaison dreht sich auch bei ihm alles um diese Früchte. Silvio Kison

Halle (Saale) - Wenn jemand in seinem Garten einen neuen Apfelbaum pflanzen möchte, dann würde ihm Matthias Hinz empfehlen, eine Sorte zu nehmen, deren Früchte nicht im Handel zu haben sind. Dort könne man ohnehin nur eine sehr geringe Vielfalt bekommen, obwohl es weltweit etwa 7.000 anbauwürdige Apfelsorten gebe. Im Obst-Züchtungsforschungsinstitut in Pillnitz bei Dresden stünden gut 1.200 Sorten.

„Heute ist der Apfel so wie die Gesellschaft: Er muss schön sein, immer gut aussehen“, meint Hinz. Vor allem die süßen Sorten seien beliebt. „Früher war eher der Mehrzweckapfel gefragt. Er war zum Essen da, zum Backen, fürs Apfelmus, zum Herstellen von Bratäpfeln und für die Füllung der Weihnachtsgans.“ Mit Matthias Hinz über Äpfel zu plaudern, nimmt Zeit in Anspruch, denn er hat viel zu erzählen über Anbau, Sorten, Kreuzungen, Schädlinge im Garten und allerlei mehr.

Gartenfreunde in Halle und Umgebung

Viele Gartenfreunde in Halle und Umgebung kennen den Experten in Sachen Obstbau. Als solcher arbeitet er dann auch eng mit dem „Verein der Gartenfreunde“ zusammen. Er bildet Fachberater aus und gibt bereits seit Ende der 80er Jahre Seminare vor allem zum Obstbaumschnitt, unter anderem beim BUND in der Franzigmark. Jährlich leitet er auch die Apfelverkostung im „Bauernclub“, der seit zwei Jahren am Kaulenberg ansässig ist.

Matthias Hinz ist am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften tätig. Er hält Vorlesungen auf seinem Fachgebiet. „Obstbau ist ein Nebenfach“, erklärt er. Das scheint allerdings sehr beliebt zu sein. Im zurückliegenden Sommersemester hätten 59 Studenten das Fach belegt. Jedes Jahr nehme das Institut hundert bis 120 junge Leute auf, die Landwirt werden wollten. Eine Zulassungsbeschränkung gebe es nicht. Jährlich betreut der Obstbauexperte rund 20 Bachelor- oder Masterarbeiten.

Obst- und Gemüsebauer

Matthias Hinz, für den schon zu Beginn seines Studiums an der halleschen Uni feststand, dass er sich auf Obstbau spezialisieren will, hat auch in diesem Fach promoviert. „Früher waren wir auf dem Gebiet der Obst- und Gemüsebauer an Halles Uni 36 Leute“, erzählt er. Damals war die Landwirtschaft noch eine eigenständige Fakultät. Seit 2006 gebe es nach einer Umstrukturierung das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften. Das gehöre sie zur Naturwissenschaftlichen Fakultät III.

„Heute bin ich der letzte Obstbauer an der hiesigen Uni“, sagt Hinz. Er hat zudem das Praktikantenamt seines Instituts inne: Das heißt, er kümmert sich um die Studenten der Landwirtschaft, die jeweils ihr 26-wöchiges Pflichtpraktikum absolvieren und dafür bestimmte Aufgaben erfüllen müssen. Seine Studenten scheinen ihn zu mögen. Mehrfach wurde er von ihnen zum „Beliebtesten Dozenten“ gekürt.

Apfelbaum der Sorte Gewürzluiken

Im eigenen kleinen Grundstück hat Hinz selbstverständlich auch Obstbäume stehen. Da sei ein Apfelbaum der Sorte Gewürzluiken, den hat der heute 57-Jährige von seinen Studenten zum 50. Geburtstag geschenkt bekommen. Auch ein Aprikosenbaum namens „Marena“ - einst zu DDR-Zeiten eine der Hauptsorten - und eine Pflaume mit dem Namen „Jojo“ stehen in seinem Garten. Seine Enkeltochter nenne ihn übrigens „Opa-Apfelbaum“, erzählt er.

Obst esse er selbst am liebsten gleich vom Baum, ganz frisch, besonders Kirschen. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele seiner Studenten ihre Bachelor- oder Masterabreiten über dieses Obst schreiben. „Das Platzen von Kirschen“ oder „Die Kirsch-Essigfliege im Wein- und Obstbau“ sind etwa ihre Themen. (mz)