Tierisches Treiben in Halle-Neustadt Tierisches Treiben in Halle-Neustadt: Füchse ziehen in die Hochhaus-Scheiben

Halle (Saale) - Die Scheiben in Neustadt haben offensichtlich neue Bewohner bekommen. Aber ganz andere, als sie sich Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) vorstellt. Denn während der Rathauschef eine Sanierung der Scheiben als Wohnhäuser anstrebt, herrscht in der Scheibe A längst tierisches Treiben.
Zum einen ist aus dem 18-Geschosser im Laufe der Jahrzehnte ein gigantischer Taubenschlag geworden. Zum anderen zieht es Raubtiere ins Hochhaus: Denn das, was da tagsüber aus dem Loch im Holzverschlag schaut, sieht einem Fuchs äußerst ähnlich.
Wilde Neustadt
Wilde Neustadt. Rein statistisch ist es nicht unwahrscheinlich, dass es Füchse sind, die sich in der Scheibe an der Neustädter Passage häuslich eingerichtet haben. Dass die Zahl der Füchse in Halle ein Grund zur Besorgnis ist, sagt Waldemar Vogt, Mitarbeiter der Unteren Jagd- und Fischereibehörde, seit Jahren. In der Vergangenheit hatte er wiederholt vor einer Fuchsplage gewarnt. Die Tiere werden durch Speisereste in die Wohngebiete gelockt. Eine Entwicklung, die Halle seit Jahrzehnten beschäftigt. Seriöse Zahlen zur Population gab es bisher nicht, aber: Pro Jahr registrierte die Behörde zuletzt rund 200 getötete Füchse in Halle, gestorben bei der Jagd, bei Unfällen oder durch Fallen.
Füchse haben es auf Tauben abgesehen
„Ach was, Füchse!“, entfährt es Heinz-Günter Ploß, der seit Jahren auf eine Sanierung und Neuvermietung der Neustädter Scheiben hinarbeitet. „Das ist neu. Wahrscheinlich kommen die vom Bruchsee rüber und pendeln nachts ins Wohngebiet“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins Stadtgestaltung. „Vermutlich haben es die Jagdtiere auf die Tauben in den oberen Stockwerken abgesehen!“
Tatsächlich gibt es davon in den Scheiben viel zu viele. So sehen es viele Anwohner und Geschäftsleute, die über den Taubendreck fluchen. Die Schwärme in den Dauer-Brutstätten der leerstehenden Hochhäuser wuchsen so stark, dass der Tierschutzverein Halle seit 2012 gegensteuert: Aus Tierliebe werden die Taubeneier in den Nestern regelmäßig entfernt und gegen Gipseiern ausgetauscht. Denn das Leben in den riesigen Kolonien kann für die Tiere zur Qual werden - es gibt nicht genug Nahrung für alle. Gebrütet wird während des gesamten Kalenderjahres.
Keine Gefahr für die Menschen
Mögen die Neustädter Füchse gefährlich für die Tauben sein - für die Menschen sind sie es kaum. Die Gefahr durch klassische Tollwut gilt in Deutschland seit 2008 als gebannt, informiert das Landesamt für Verbraucherschutz. Was bleibt, ist die geringe Gefahr durch den kleinen Fuchsbandwurm - dieser droht dem Menschen allerdings nur, wenn er mit kontaminierten Tierhaaren oder Nahrungsmitteln in Kontakt kommt, auf denen sich die Wurmeier befinden. Gründliches Waschen der Hände hilft in diesen Fällen. (mz)