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Thalia sichert Spuren in ehemaliger Schule

Von Detlef Färber 17.03.2006, 19:57

Halle/MZ. - "Was ist Schule", lautet die Frage, die die Theaterleute gemeinsam mit Studenten der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und einigen freien Künstlern sich selbst und ihren Besuchern stellen - natürlich an geeignetem Ort. Für 24 Tage ist die seit zwei Jahren geschlossene Salzmannschule Ort der wiedermal beispiellosen Kunstaktion.

"Finale" lautet der leicht melancholische Titel, in dem der Abschied von jener Schule mitschwingt. Während der Öffnungszeiten der von den Künstlern in buchstäblich in allen Räumen gestalteten Ausstellung werden quer durchs Haus auch wieder Performances und wechselweise auch die beiden Inszenierungen "Frühlingserwachen" nach Frank Wedekind (am Freitagabend war Premiere) und Brechts Lehrstück "Der Jasager und der Neinsager" als mobile Aufführungen gespielt.

Wie sich die alte Schule in eine Bühne und einen Kunstraum verwandelt, die einander durchdringen, das konnten die Besucher der Vernissage auch schon am Freitagabend sehen. Mit dem Zusammenspiel von Kunst und Theater hatten die Initiatoren freilich etwas vom Thalia-Verrückt-Theater-Schema Abweichendes im Sinn. "Es soll diesmal ein neues Format sein", so Projektleiter Christian Beck.

Und Neues und Überraschendes zu erleben gibt es allemal bei jener künstlerischen Spurensuche in Sachen Schule. So die Schatten, die nicht mehr vorhandene Bänke und Tische in einem Klassenzimmer hinterlassen. Stephan Jäschke hat sie sichtbar gemacht. So auch die Namen einstiger Schüler, die Peter Winterbergh in Schwarzlicht leuchten lässt. Gleich durch mehrere Räume hindurch durfte Michael Hahn seinen "Langen Weg zur Schule" spielerisch und originell darstellen. Richtig aktiv geht es bei der tänzerischen und malermäßigen "Auslöschung" der Schulspuren in einem Klassenzimmer zu, bei der man Sylvain Brugier zuschauen kann. Wer wissen will, was sich Schüler in ihren heimlichen Briefchen alles so schreiben, kann sich das in einer raffinierten Klanginstallation der Thalia-Schauspielerin Anke Stedingk buchstäblich flüstern lassen.

Doch die meiste Poesie entfaltet wohl die Arbeit von "Burg"-Student Michael Krenz: Er hat den Abschied von der Schule, wie ihn Schüler nur in Gedanken erleben, sichtbar gemacht - mit einem Flugplatz für jene Papierflieger, die die Kinderträume in die Ferne tragen.