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Telekommunikation Telekommunikation: Mit dem Turbo ins Internet

Von michael tempel 16.02.2014, 18:57
Unternehmer Andreas Muth am Herzstück seines neuen Glasfasernetzes: am Schaltschrank in der Jacobstraße.
Unternehmer Andreas Muth am Herzstück seines neuen Glasfasernetzes: am Schaltschrank in der Jacobstraße. Thomas Meinicke Lizenz

halle (saale)/mZ - Die Versorgung mit schnellem Internet wird in der Stadt Halle und im Saalekreis nach und nach besser. Dabei leisten insbesondere auch TV-Kabelnetzbetreiber einen großen Beitrag bei der Beseitigung weißer Flecken, wo bislang keine oder nur schlechte Verbindungen möglich waren.

So hat das Unternehmen Muth Antennenbau in den vergangenen drei Jahren nach eigenen Angaben vier Millionen Euro in den Ausbau des eigenen Kabelnetzes investiert. Und es will weiter viel Geld in die Hand nehmen. Gleichzeitig hat die Firma aber jüngst auch die Gemeinde der Vielsurfer verwirrt: mit Vertragspassagen, nach denen die Internet-Geschwindigkeit ab einer bestimmten Nutzungsintensität gedrosselt werden soll.

Schnelle Leitung

„Wir haben in Glaucha und am Preßlersberg mehrere 100 Kilometer Glasfaserkabel verlegt“, sagt Geschäftsführer Andreas Muth. Mit dieser Technik könnten nicht nur mehrere 1.000 Haushalte mit einem großen Angebot an Fernsehsendern sowie mit Telefonanschlüssen versorgt werden, sondern auch mit schnellem Internet. Als schnell gelten heutzutage Daten-Übertragungsraten ab 16 Megabit pro Sekunde.

„Mit unserem neuen Netz können wir bereits jetzt Übertragungsraten von 100 Megabit pro Sekunde anbieten“, sagt Muth. In zwei bis drei Jahren seien sogar 200 bis 300 Megabit möglich. Damit gehe sein Unternehmen über die von der Bundesregierung angestrebten flächendeckenden 50 Megabit hinaus. Der 55-jährige Hallenser, der seit 1991 mit seiner Sieben-Mitarbeiter-Firma am Markt ist, will aber noch weiter gehen: „In diesem Jahr installieren wir auch im Mühlwegviertel und im Medizinerviertel am Steintor ein solches modernes Netz.“ Derzeit seien insgesamt rund 9 000 Haushalte ans Muth-Netz angeschlossen.

Neben TV-Kabel ist ein Internetzugang auf verschiedene Art möglich. Am verbreitetsten sind Anschlüsse über das Telefon-Festnetz. Marktführer mit einem Anteil von nach eigenen Angaben 50 Prozent ist die Deutsche Telekom. Zudem kann man per Mobilfunk (UMTS- und LTE-Technologie), per Funk (WLAN/WIMAX) und via Satellit ins Internet gelangen.

Die Stadt Halle und der Saalekreis sind nach Einschätzung von Telekom-Sprecher Georg von Wagner flächendeckend via Telefonnetz internetversorgt. Die Übertragungsgeschwindigkeiten und - qualität können aber baulich bedingt schwanken. Deshalb ist nicht überall schnelles Internet (auch Breitband genannt) verfügbar. Schwierigkeiten gibt es teilweise sowohl in Halles Innenstadt als auch am Stadtrand. Ein entscheidender Faktor ist nämlich, wie nahe ein Kunde an einem Knotenpunkt des Telefon-Glasfasernetzes wohnt. Von den Knoten werden die Signale über Leitungen aus Kupfer weitergeleitet. Kupfer dämpft das Signal Meter um Meter.

Die Deutsche Telekom investiert laut Wagner jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag in den Netzausbau in Sachsen-Anhalt. Zudem zahlt der Bund umfangreiche Fördermittel für die Bereitstellung schnellen Internets insbesondere auf dem Land. So sind erst im Herbst 2013 rund 700 Haushalte in mehreren Ortsteilen der Stadt Wettin-Löbejün angeschlossen worden. In den Jahren zuvor waren über ähnliche Förderprojekte bereits die Breitbandnetze in den Gemeinden Kabelsketal, Salzatal, Schkopau, Querfurt und in der Verwaltungsgemeinschaft Weida-Land ausgebaut worden. Zahlen zu getätigten und zu künftigen Investitionen nannte von Wagner nicht.

In Halle sind mindestens sieben TV-Kabelnetzbetreiber vertreten. Zwar bieten nicht alle Internetzugänge an. Doch wenn diese Möglichkeit besteht, dann sind nach Firmenangaben jeweils auch attraktive Übertragungsgeschwindigkeiten möglich. So bietet Branchenriese Telecolumbus, an dessen Netz laut Pressesprecher Hannes Lindhuber rund 50.000 Haushalte in Halle und im Saalekreis angeschlossen sind, Geschwindigkeiten von 16 und 128 Megabit an.

„Technisch sind in Halle bereits bis zu 400 Megabit pro Sekunde möglich“, so Lindhuber. Als Kooperationspartner bietet Telecolumbus diese Leistungen auch jenen etwa 30.000 Haushalten an, die an das Netz der Firma S+K Telekabel angeschlossen sind. Schnelle Internetverbindungen via TV-Dose bietet in Halle zudem auch die Firma DTK Deutsche Telekabel - nach Unternehmensangaben mit Geschwindigkeiten von bis zu 120 Megabit. Ans DTK-Netz seien 20 000 Haushalte angeschlossen.

Unternehmer Muth ist nach eigener Darstellung seinen Mitbewerbern aber schon einen Schritt voraus. Seine Glasfasertechnik reiche im Gegensatz zur Konkurrenz bis direkt in die Wohnhäuser. Nur vom zentralen Anschlusskasten bis zu den Wohnungen der Kunden erfolge die Daten-Übertragung über klassisches Kupferkabel. Auf diese Weise würden Geschwindigkeitsverluste, für die Kupfer bekannt ist, begrenzt, so Muth (siehe auch „700 Haushalte ...“).

„Drosselung kein Thema“

Beim Thema Drosselung beteuert Muth, dass dies vorsorglich in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Verträge aufgenommen worden sei. „Wir haben derzeit keine Drosselung vor.“ Dies sei höchstens dann einmal ein Thema, so Muth, wenn die Zahl der Extremsurfer massiv ansteigen sollte. Bislang betreffe das nur eine Handvoll Kunden. Die anderen TV-Kabelbetreiber drosseln die Internetgeschwindigkeit nach eigener Aussage ebenfalls nicht.

Die TV-Kabelnetze decken indes nicht das ganze Stadtgebiet ab. Wo keine ausgebaut sind, können Kunden auf andere Internetanbieter zurückgreifen . Zudem nutzen dem Vernehmen nach nur 40 bis 45 Prozent der Kunden einen TV-Kabel-Anschluss als Internetzugang.