Tanzschule Eichelmann Tanzschule Eichelmann: Tanzschüler lernen kulinarische Umgangsformen
Halle (Saale)/MZ. - Scheeks, reich mir mal die Pulle rüber. Klar, Hallesch klingt keck - erfüllt aber nicht jeden Zweck. In gehobenen Kreisen, bei den Schickimickis, aber auch in Business und Beruf wird auf gute Manieren geachtet. Also noch einmal bitte: „Darf ich Ihnen Wasser nachschenken?“ Na, geht doch.
Am Mittwoch tanzen die Schüler aus der halleschen Tanzschule Eichelmann hübsch nach der Pfeife von Tobias Freisleben. Der Chef de Rang vom Dorint-Hotel hat in weißen Handschuhen ein gutes Händchen in Sachen kulinarischer Umgangsformen. Er soll 30 Jugendlichen bei einem Vier-Gang-Menü den Knigge bei Tisch beibringen. Die erste Höflichkeitsregel, nachdem alle sitzen, lautet (wie sollte es anders sein?): „Handys aus!“
Es ist Zeit für einen ungewöhnlichen Unterricht, Neustart fürs „Anti-Blamierprogramm“, das die Tanzschule Eichelmann anbietet. Gute Umgangsformen müssen schließlich nicht nur beim Tanz- und Tanzball abgerufen werden. „Nirgends ist Etikette wichtiger als im Job, egal ob zur Begrüßung oder beim Geschäftsessen: Wer gute Umgangsformen besitzt, hat klare Vorteile im Beruf, unabhängig von Position und Branche“, sagt Tanzlehrerin Nicole Eichelmann, die ihren Crashkurs all jenen jungen Leuten ans Herz legt, die das klassische Tanzstunden-Grund-Programm mit Abschlussball bei ihr durchlaufen haben. Jetzt lernen sie aber das Laufen in gehobener Atmosphäre. „Die Damen, die links neben sich einen Herren sitzen haben, können sich glücklich schätzen. Das ist ihr Tischherr“, sagt Freisleben.
„Achtung Herren, ihr habt euch um eure Dame den ganzen Abend zu kümmern.“ Dann geht’s direkt zum Handwerk. Mal schnell ein Brot mit Schmalz bestreichen und das Messer fix mit der Klinge am Tellerrand abgelegt, fällt aus. Der kleine Gruß aus der Küche, der heute ganz vornehm als „Amuse-Gueule“ gereicht wird, ist als Extrawurst zu behandeln. Das Brot wird zum Bestrich klein gebrochen. Und Achtung: Das Messer hat nach Benutzung ganz auf dem Teller zu liegen ohne Tischauflage. „Wir wollen ja keine Ameisenstraße vom Tisch hoch zum Teller bauen“, lautet eine Eselsbrücke aus dem Speise-Vornehm-ABC, das mit Eile nichts anzufangen weiß. Und Felix Knopf verspürt so langsam Hunger. „Ich hab noch nichts gegessen“, sagt der Zehntklässler. Und irgendwie stellt er bald fest, dass der Magen nicht unbedingt ein Freund der Etikette ist.