Tankrabatt endet Taxi-Sterben in Halle wegen hoher Spritpreise - Wie jetzt die Tarife steigen
Die ausufernden Kosten haben in der Stadt Halle erste Unternehmen in die Pleite getrieben. Jetzt endet auch noch der Tankrabatt. Damit die Branche nicht noch mehr gebeutelt wird, steigen demnächst die Tarife. Was genau geplant ist.

Halle (Saale)/MZ - Die hohen Spritpreise und der gestiegene Mindestlohn machen der Taxi-Branche in Halle schwer zu schaffen. Erste Betriebe spüren bereits die Konsequenzen. Und jetzt fällt auch noch zum 1. September der Tankrabatt, was die Lage der Taxi-Unternehmen weiter verschärft. Doch es wird auch gegengesteuert.
Erste Betriebe in Halle geben auf
„Vor allem für kleine Unternehmen wird es immer schwerer, die Kosten zu stemmen. Sechs unserer Betriebe haben bereits aufgeben müssen“, sagte am Dienstag Winfried Bahr, Chef der Taxigenossenschaft Halle, der MZ. In der Genossenschaft sind noch 52 Firmen mit 400 Angestellten organisiert, die zwischen einer und 20 Taxen in ihren Fuhrparks haben. Bahr rechnet damit, dass sich die Lage weiter verschärft, wenn ab 1. September der Tankrabatt fällt. „Keiner weiß, was uns erwartet. Aber sollte der Liter Diesel dann bis auf 2.30 Euro oder noch höher steigen, dann haben wir ein ernstes Problem.“ Vielen Taxi-Betrieben fehle das Geld, um investieren zu können. „Und einige Unternehmer haben Sorge, dass am Monatsende nicht genügend übrig bleibt, um die eigene Familie zu ernähren“, so Bahr.
Ab Oktober steigen in Halle die Taxitarife
Die Stadt Halle hatte bereits im April auf die Notlage der Taxibranche reagiert und eine Pauschale eingeführt. Liegen die Preise an den Zapfsäulen über 1,80 Euro pro Liter, dürfen Taxifahrer einen Euro Aufschlag pro Fahrt verlangen. „Das klingt nicht viel, hat uns aber enorm geholfen, auch wenn viele Kunden diskutieren, weil sie die Pauschale nicht zahlen wollen“, sagt Bahr.
Die Zusatzeinnahme ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb hat sich die Genossenschaft mit der Stadt Halle auf neue Taxi-Tarife geeinigt, die ab 1. Oktober gelten sollen. Demnach bleibt es bei der Grundgebühr von 3,90 Euro pro Fahrt. Für die ersten drei Kilometer werden dann pro Kilometer 3,20 statt wie bisher 2,70 Euro fällig. Ab dem vierten bis zum zehnten Kilometer beträgt der Aufschlag 20 Cent auf nunmehr 2,20 Euro. Darüber werden für jeden weiteren Kilometer nunmehr 2,10 und nicht mehr 1,70 Euro berechnet.

Die neuen Tarife sollen auch in Leipzig, dem Leipziger Land und im Saalekreis gelten. „Dass man sich in einem so großen Gebiet erneut auf einheitliche Preise verständigen konnte, ist bundesweit einmalig“, sagt Bahr. Damit nicht noch mehr Taxi-Unternehmen das Handtuch werfen, fordert Genossenschaftschef Bahr ein Handeln der Bundespolitik. „Nicht nur große Energiekonzerne brauchen staatliche Hilfe. Die Existenz vieler Unternehmen steht auf dem Spiel.“
„Die hohen Energie- und Spritpreise belasten auch kommunale Verkehrsbetriebe“, meint Andreas Völker, Prokurist bei der Halleschen Verkehrs AG (Havag). Deshalb sei er skeptisch, was eine Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket im Öffentlichen Nahverkehr betrifft. Der ÖPNV stehe durch massiv gestiegene Kosten vor einer Herausforderung. „Das Geld des Bundes ist notwendig, um den Betrieb absichern zu können“ – statt die Zuschüsse zu verwenden, um Fahrkarten zu subventionieren.
Nicht nur in Halle: Auch im ÖPNV drohen bald Einschnitte
Zuletzt hatte der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV), zu dem Halle und der Saalekreis gehören, Alarm geschlagen. Ab 2023 rechnet der MDV in seinem Zuständigkeitsbereich mit jährlichen Mehrkosten von rund 70 Millionen Euro für die Unternehmen. Die massive Belastung, bedingt durch explodierende Preise, sei in den Wirtschaftsplänen nicht abgebildet. „Die gesamte Branche wird gegensteuern müssen. Das werden möglicherweise deutliche Tarifanpassungen, das Aussetzen von Angebotserweiterungen bis hin zu Leistungsreduzierungen sein“, teilt der MDV mit.

Unterdessen führt das Ende des Tankrabatts bislang nicht zu einem Ansturm mit langen Schlangen vor den Zapfsäulen. „Bei den Kunden an unserer Tankstelle ist das kaum ein Thema“, sagt Uwe Steingraf, Pächter unter anderem der Total-Tankstelle in der Delitzscher Straße. Auch stelle er fest, dass es vielen Menschen gar nicht so schlecht gehen könne. „Wer für 50 Euro bei mir eine große Packung Tabak kauft, der regt sich auch nicht über die Spritpreise auf.“ Kunde Markus Kowollik sorgt sich weniger um sich, dafür aber mehr um den Mittelstand. „Viele Firmen wissen doch gar nicht mehr, wie sie die hohen Preise zahlen sollen.“ Er habe Glück. Er wohne und arbeite in Halle und sei nicht auf das Auto angewiesen. Bei kleinen Betrieben sehe das anders aus.