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Friederike fegt durch Halle Sturm Friederike fegt durch Halle: Sechs Menschen werden verletzt

Von Dirk Skrzypczak 19.01.2018, 07:22
Die Grundschule „Am Ludwigsfeld" hat ein kaputtes Dach. Es soll im Laufe das Tages so gesichert werden, dass die Schule am Montag wieder regulär öffnen kann.
Die Grundschule „Am Ludwigsfeld" hat ein kaputtes Dach. Es soll im Laufe das Tages so gesichert werden, dass die Schule am Montag wieder regulär öffnen kann. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Am Morgen nach Orkan Friederike gibt es noch immer Probleme im Fernverkehr der Bahn. Aufgrund eines Oberleitungsschadens fahren derzeit auf der Neubaustrecke keine ICE von Halle nach Berlin und München.

Hunderte Reisende, die die Nacht über auf dem Hauptbahnhof verbrachten, wurden am frühen Freitagmorgen unter anderem mit drei Sonderbussen nach Berlin gebracht.

Die Bahn verteilt weiterhin Taxigutscheine für Reisende im Fernverkehr. Der Nahverkehr bedient hingegen fast alle Richtungen wieder, wenn auch mit Verspätungen.

Straßenbahnverkehr der Havag noch eingeschränkt

Nach dem Orkan „Friederike" ist auch der Straßenbahnverkehr zwischen Merseburg und Bad Dürrenberg noch immer beeinträchtigt. Wie eine Sprecherin der Havag am Freitag sagte, ende die Linie 5 auf noch nicht absehbare Zeit vorerst am Merseburger Stadtstadion. Grund ist ein Baum, der von einem Privatgelände auf die Gleise gestürzt ist. 

Vom Stadtstadion bringe ein Bus die Fahrgäste zum Stadtzentrum, wo es dann mit der Straßenbahn weiter in Richtung Süden geht. Kurios: Auch der Straßenbahnfahrer steigt laut Angaben am Stadtstadion in den Bus, um dann im Zentrum wieder die Bahn steuern zu können. „Das hatten wir so auch noch nicht", kommentierte die Sprecherin die Situation.

Auch in Halle ist der Straßenbahnverkehr noch immer beeinträchtigt. Die Linien 4 und 5 können zwischen Heide und Kröllwitz noch nicht fahren. Diese enden in der Heide. Zwischen Heide und Kröllwitz fährt ein Schienenersatzverkehr, bis die Schäden an der Fahrleitung behoben sind. 

Orkan Friederike: Polizist am Zollrain verletzt

Am Donnerstagabend wurde am Zollrain ein Polizist verletzt. Der Beamte wollte eine Absperrung wegen Orkanschäden einrichten, als ein betrunkener Autofahrer in die Streifenbesatzung fuhr.

Bei dem 34 Jahre alten Hallenser wurde ein Atemalkoholwert von drei Promille gemessen. Über die Schwere der Verletzungen des Polizisten war zunächst nichts bekannt.

Orkan „Friederike“ in Halle: Die Ereignisse im Überblick

„Friederike“ hat am Donnerstag Halle und das Umland mit voller Wucht getroffen. Bäume wurden entwurzelt, Dächer und Autos schwer beschädigt, Ampelanlagen umgerissen.

Am Schkeuditzer Flughafen erreichte der Orkan Windgeschwindigkeiten von bis zu 133 Kilometern pro Stunde. Die Stadt Halle meldete Hunderte Einsätze. Sechs Personen seien leicht verletzt worden. Zeitweise waren alle Feuerwehren der Stadt im Einsatz.

Neben 250 Feuerwehrleuten leisteten auch 15 Mitglieder des Technischen Hilfswerkes und 20 Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes Hilfe.

Öffentliche Gebäude schließen wegen des Sturms

Schulen und Behörden hatten angesichts der Unwetterwarnung zeitig reagiert. Der Unterricht wurde verkürzt. Aufgrund von Schäden an den Gebäuden fällt am Freitag der Unterricht an einigen Schulen aus, unter anderem an der Grundschule Südstadt und an der 2. IGS.

Die Agentur für Arbeit stellte 14 Uhr den Betrieb ein. Die Bahn unterbrach für mehrere Stunden den Verkehr. Hunderte Bahnreisende, die in Halle gestrandet waren, mussten die Nacht auf dem Hauptbahnhof verbringen.

Züge der Deutschen Bahn stranden in Halle

„Wir stellen den Reisenden zwei Hotelzüge zur Verfügung, außerdem haben wir Hotel- und Taxigutscheine verteilt“, sagte am Donnerstagabend Bahnhofsmanagerin Cornelia Kadatz der MZ.

Frauen mit Kindern, ältere Menschen oder aber Passagiere mit Behinderungen seien bei der Vergabe der Hotelplätze bevorzugt worden. Wie viele Reisende in Hotels der Stadt untergekommen sind, konnte Kadatz aber nicht sagen.

Reisende verbringen Nacht in Hotels und Zügen

Auf dem Hans-Dietrich-Genscher-Platz bildeten sich Menschentrauben, die auf ein Taxi warteten. Gertrud und Winfried Bauer aus München verbrachten die Nacht allerdings im ICE. 15.20 Uhr hatte die Bahn den Zug in Halle gestoppt. Wann es genau am Freitagmorgen weitergehen kann, ist noch unklar.

„Die Stimmung ist gelassen. Fremde Menschen kommen miteinander ins Gespräch und sorgen mit Witzen für gute Laune“, erzählten sie.

Straßenbahnen der Havag fahren wieder

Kurz vor 21 Uhr lief der Nahverkehr langsam wieder an, auch Busse und Bahnen der Havag nahmen den Fahrplan wieder auf, der Abschnitt zwischen Uni-Klinikum und Kröllwitz (Linie 94) blieb wegen umgestürzter Bäume gesperrt.

Friederike wütete im ganzen Stadtgebiet. Zahlreiche Bäume stürzten auf Straßen, aber auch auf parkende Autos. Am Südstadtring, Ecke Kauflandcenter, hielt die provisorische Ampelanlage den Böen nicht stand.

Friederike hinterlässt viele Sturmschäden

Auch Baustelleneinrichtungen wirbelte es herum. An der Grundschule „Am Ludwigsfeld“ stürzten Dachteile auf den Schulhof; an der Haltestelle am Leipziger Turm krachten Gebäudeteile auf den Fußweg. Vom Stadthaus stürzten Teile herunter. Viele Dächer wurden beschädigt.

Die Autobahnpolizei warnte davor, die Autobahnen zu benutzen. Auf der A14 suchten Lkw unter Brücken Schutz. „Wir haben alle Straßenmeistereien in Alarmbereitschaft versetzt und an Personal zusammengekratzt, was möglich war“, sagte Uwe Langkammer, Präsident der Landesstraßenbaubehörde.

Auch durch den Saalekreis fegte der Sturm

Der schwerste Schaden im Saalekreis wurde aus Holleben gemeldet. Dort deckte Friederike das Dach von einem Autohandel ab.

„In Brachstedt stürzte ein Baum in ein Haus. Zum Glück gab es hier wie anderenorts keine Verletzten“, sagte Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch. In Dornstedt riss ein abgestürzter Baum die Stromleitung durch.

Mitnetz Strom und die EnviaM meldeten Ausfälle durch umgestürzte Bäume im größeren Ausmaß: Über 60 000 Kunden seien ohne Strom, 7 000 davon im Saalekreis. Am stärksten betroffen waren Teicha, Wallwitz, Sennewitz und Brachwitz.

Bergzoo Halle brachte Tiere in Sicherheit

Im Bergzoo, der um 14 Uhr schloss, brachten Tierpfleger Antilopen, Raubkatzen, Elefanten und andere durch den Sturm gefährdete Tiere in Sicherheit.

Auch die Figuren für die „Magischen Lichterwelten“ aufgestellt werden, wurden gesichert. Im Gehege des Kleinen Panda war ein Baum auf die Umzäunung gefallen, das Tier war aber in Sicherheit.

Keine Stromausfälle in Halle

Das Stadtbad und die Wertstoffmärkte haben wieder wie gewohnt geöffnet. Die Stadtwerke hatten diese am Donnerstag vorsorglich geschlossen.

In einer Pressemitteilung heißt es weiter: „Die Energieversorgung hat sicher funktioniert bis auf vereinzelte Straßenlaternen, die aufgrund umgestürzter Bäume ausfielen, jedoch kurzfristig repariert werden. Auch im Bereich Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung gab es keine Störungen. (mz)