Streit um Benotung von Professoren
Halle/MZ. - In der Aula des Löwengebäudes der Martin-Luther-Universität gab es am Mittwochabend feinste rhetorische Streitkultur zu erleben. Der Debattierclub "Klartext" hatte zum Rededuell zwischen Studenten und Professoren geladen. Mehr als 300 Gäste waren gekommen, um das amüsante Streitgespräch nach den Regeln der offenen parlamentarischen Debatte ...
In der Aula des Löwengebäudes der Martin-Luther-Universität gab es am Mittwochabend feinste rhetorische Streitkultur zu erleben. Der Debattierclub "Klartext" hatte zum Rededuell zwischen Studenten und Professoren geladen. Mehr als 300 Gäste waren gekommen, um das amüsante Streitgespräch nach den Regeln der offenen parlamentarischen Debatte mitzuverfolgen.
Der Münzwurf bevorteilt das Professorenkolleg: Die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Suzanne Schüttemeyer, Strafrechtler Prof. Dr. Hans Lilie und Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Ingo Pies werden an diesem Abend die Regierung stellen dürfen und damit als Erste loslegen. "Wir stellen den Antrag auf die Einführung von Noten für Professoren", überrascht Schüttemeyer die drei rhetorischen Widersacher auf der Studentenbank.
Clemens Hetschko, Ernst Jammermann und Friedrich Schlimmbach müssen rasch umdenken und sich Argumente zurechtlegen, die dagegen sprechen. Noch ist Zeit, noch steht Schüttemeyer hinterm Pult, redet von dringend benötigten Professoren-Noten, welche die Qualität deutscher Hochschulen absichern könnten. Dann folgt der Konter. "Die Professoren werden für gute Noten den Studenten hinterherspringen", moniert Friedrich Schlimmbach, der in den Regeln der Notenbewertung sogar eine Missbrauchsgefahr aus den eigenen Reihen der Studentenschaft fürchtet. Uni-Urgestein Professor Lilie stellt ihm deswegen die heikle Gegenfrage. "Wie können Sie an diesen Regeln zweifeln, wenn Sie doch gerade von Ihnen gemacht werden?", grient er und präsentiert ein ausgefeiltes Konzept mit der Bitte, doch ihn und seine Professorenschaft mit Noten zu bewerten.
Susann Kroke, die sich als freie Rednerin in die Debatte einbringt, konfrontiert hart aber herzlich: "Ihr Antrag, Herr Professor, ist ein Placebo. Wir sollen glauben, dass Sie auf unserer Seite sind". Lilie schluckt kurz und ist hoch beeindruckt: "Sagen Sie mal: An welcher Fakultät studieren Sie eigentlich?", fragt er zurück, bevor ein Gelächter beginnt. Ernst Jammermann ist an der Reihe und fürchtet mit staatsmännischer Gestik, dass die "Führungszeugnisse" gerade ältere Professoren benachteiligen würden.
Es geht Schlag auf Schlag. Professor Ingo Pies und Clemens Hetschko halten ihre Schlussreden, bis sich die Frage nach dem Gewinner der Debatte stellt. Wer die Wahl hat, hat ein Publikum. Und das klatscht für Unentschieden.