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Straßenbeleuchtung in Halle Straßenbeleuchtung in Halle: Licht ganz ohne Quecksilber

Von Michael Falgowski 11.08.2015, 15:30
Michael Conrad von der Energiedienste GmbH der Stadtwerke tauscht die letzte Lampe vom Typ „Rostocker Straßenleuchte“ aus.
Michael Conrad von der Energiedienste GmbH der Stadtwerke tauscht die letzte Lampe vom Typ „Rostocker Straßenleuchte“ aus. Holger John Lizenz

Halle (Saale) - Was für eine Glühbirne! 1 000 Watt, ein 30 Zentimeter hoher Glaskörper! Früher erhellte so eine „Leuchtmittel“ zusammen mit elf anderen in einer der Hochlampen den Thälmannplatz. Also 12 000 Watt! Pro Mast. In ökologisch korrekten und energiebewussten Zeiten wie den heutigen scheint schon der Besitz einer solchen Glühlampe beinahe strafbar. Michael Conrad, der seit 35 Jahren Halles Straßenbeleuchtung mit wartet, verpackt die Monster-Glühlampe nach kurzer Präsentation jedenfalls schnell wieder. „Es ist unsere letzte!“ Einiges hat sich geändert auf Halles rund 22 700 Lampenmasten. So wurde gestern am Schülershof die letzte Quecksilberdampf-Hochdrucklampe Halles ganz offiziell verabschiedet.#

Alle Stromfresser verschwunden

Alle diese Stromfresser sind seit der Wende verschwunden. Sie wurden nach und nach durch effizientere und weniger umweltbelastende Natriumdampf-Hochdrucklampen ersetzt. Einst beleuchteten 7 000 der Quecksilber-Lampen Halles öffentlichen Raum mit ihrem typischen weißem Licht. Lange galten sie als das Standardleuchtmittel schlechthin, doch schon seit 2005 stehen sie auf der europäischen Öko-Abschussliste.

„Seit April dieses Jahres verbietet die EU-Ökodesign-Richtlinie endgültig den Verkauf der Quecksilberdampf-Hochdrucklampen“, sagt Jens Böttcher. Er ist der Geschäftsführer der SHS Energiedienste, einem Unternehmen der Stadtwerke, das sich seit 2011 um die Straßenbeleuchtung kümmert. Ziel des Austauschs ist vor allem die höhere Energieeffizienz. „In den ersten vier Jahren unserer Zuständigkeit haben wir die letzten 8 000 Lampen ersetzt. Dadurch und dank weiterer Maßnahmen konnten bei der Straßenbeleuchtung 3,88 Gigawatt pro Jahr eingespart werden“, sagt Jens Böttcher. Mit dieser Einsparung können 1 300 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden.

Mit dem kompletten Austausch verfolgte die SHS eine konsequente Erneuerungsstrategie. Andere Stadtwerke haben stattdessen vor dem europäischen Verkaufsverbot ihr Lampendepot kräftig aufgefüllt. Eine Überlegung dabei dürfte auch die mögliche Zukunft der LED-Beleuchtung sein, welche für die Stadtbeleuchtung immer interessanter wird. Denn die enormen Preise der neuen LED-Technologie fallen, ihre Leistung steigt. Auch in Halle, so Heiko Domke, Meister bei der SHS, habe man derzeit einige LED-Teststrecken.

Keine "Rostocker Straßenleuchte" mehr

Mit dem Ausbau der letzten Quecksilber-Hochdrucklampe hat die Stadtbeleuchtung Halle einen Meilenstein auf dem Weg zu Energieeinsparung und Ökologie erreicht, wie SHS-Geschäftsführer Jens Böttcher sagt. Verschwunden ist damit auch die letzte „RSL“-Leuchte in Halle, die „Rostocker Straßenleuchte“. Sie erhellte tausendfach die Anliegerstraßen Halles. Die unten offene Lampe war häufiges Ziel von Schneeball- oder Steinwurfattacken. Die neuen Natriumdampf-Hochdruckleuchten sind nun geschlossen.

Dunkler ist es durch die Natriumgas-Lampen übrigens nicht geworden. „Sie schafft eine sogenannte Lichtausbeute von 60 Lumen pro Watt, die Quecksilberdampf-Lampe 130“, weiß Heiko Domke. Die Umstellung hat übrigens auch Halles Licht verändert: Das früher weiße ist dem gelblich-rötlichen Licht der Natriumdampf-Lampe gewichen. „Das ist übrigens auch städtebaulich so gewollt. Das gelbliche Licht wird als angenehmer empfunden“, sagt Jens Böttcher.

Das ist die neue Technik
Das ist die neue Technik
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