1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Stolzer Roland liegt flach

Stolzer Roland liegt flach

Von Heidi Pohle 09.09.2005, 16:03

Halle/MZ. - cken, ja ihm gar vertraulich die Wange zu tätscheln. Das ist jetzt einen Tag lang möglich. Denn das steinerne Mannsbild liegt flach. Mehr noch. Die zu den 20 erhaltenen Roland-Figuren Europas gehörende Skulptur ist in sieben Teile zerlegt und wartet in einer Saline-Hallen auf die Restaurierung. Zuvor jedoch haben die Hallenser Gelegenheit, am Sonntag die fast 300 Jahre alte Sandstein-Figur anzusehen.

Und die sieht aus der Nähe arg ramponiert aus. Nicht nur, dass sich dicke, schwarze Schmutzkrusten vor allem im Gesicht gebildet haben und sogar Moose dort zu finden sind. Der Roland, fünf Meter groß, ist offenbar im Laufe der Zeit nicht immer liebevoll behandelt worden, wie Gebietskonservatorin Sabine Meinel vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie erzählt.

Geschaffen 1719 von dem halleschen Bildhauer Johann George Bürger nach einer Holzfigur aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, stand er lange vor dem Schöffenhaus am Markt, also dort, wo sich heute die Commerzbank befindet. Als das Haus Hotel wurde, veranlasste der Besitzer, der die Figur nicht mochte, dass sie 1851 abgebaut und eingelagert wurde. Das setzte dem Roland arg zu. So musste ihm später ein neues Bruststück angefertigt werden, zudem ein neues Schwert. Und 1921, während der Märzkämpfe, bekam der Roland, der nun an der Südostecke der Umbauung des Roten Turms stand, sogar einen Streifschuss ab.

All das, auch die Risse und Löcher, hat Restauratorin Corinna Grimm dokumentiert. Die Figur soll bis März 2006, also zum Halle-Jubiläum, hergerichtet werden. Wie Christian Hirte vom Stadtmuseum sagte, wolle ein Unternehmen die rund 30 000 Euro teure Verschönerung als Sponsor tragen. Auch die Generalüberholung von 1854 war übrigens nur durch die Taler der Bürger möglich.

Bei ersten Untersuchungen des Rolands fand Corinna Grimm Spuren von weißer Farbe in den Rockfalten, mit der er einst angestrichen war, sowie Reste der späteren Ölfarben-Tünche im Sandstein-Ton. Interessant war für die Experten auch, dass sich auf Rolands Lockenpracht ein Kranz aus Rosen befindet. "Das war früher ein Zeichen für das Urteil", wie Sabine Meinel erklärt. Der Kranz sei von unten nicht zu sehen gewesen.

"Gewundert haben wir uns auch über Rolands große Nase." Die erste sei abgebrochen und dann nicht sehr gekonnt ersetzt worden. Warum aber Rolands Füße in derart klobigen Stiefeln stecken, sei noch ein Rätsel. "Die sieht man jedoch kaum, weil die Figur wieder auf einem über zwei Meter hohem Sockel stehen wird", so Frau Meinel. Und zwar nach wie vor mit Blick zu Händel.