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Stelen an der Stadtgrenze Stelen an der Stadtgrenze: Dieser Mann macht Halles Stadteingänge unverwechselbar

Von Katja Pausch 18.03.2018, 17:01
Eberhard Kull vor einer seiner Säulen - hier aus Richtung Salzmünde
Eberhard Kull vor einer seiner Säulen - hier aus Richtung Salzmünde Holger John

Halle (Saale) - Es gibt wohl kaum jemanden, der die Säulen an Halles Stadtgrenze nicht kennt. Denn jeder, der die Stadt über eine der Zufahrtstraßen erreichen will, kommt an ihnen vorbei. Wovon die Rede ist? Von den weißen, über sechs Meter hohen Stelen, die mit dem halleschen Stadtwappen versehen das Eingangstor zur Stadt bilden. Deren Schöpfer feiert am Sonntag im Kreis der Familie seinen 80. Geburtstag: Eberhard Kull.

Der Hallenser, der in der Schillerstraße im Paulusviertel aufwächst, hat schon früh eine Begabung zum Zeichnen. „Ich war ziemlich schlau als Kind“, lacht der 79-Jährige, der als Kind aus kinderreicher Familie in den Kriegsjahren für einige Zeit evakuiert wird und daher im Harz lebt.

Eberhard Kull war wegen nicht staatskonformer Äußerungen für ein Jahr „in die Produktion“

Jahre später dann nimmt Eberhard Kull, der schon in jungen Jahren Bratsche und Kontrabass spielen lernt und bis heute in der Leunaer Oldtime Company jazzt, ein Studium auf an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung - der heutigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Zwischendurch muss er wegen nicht staatskonformer Äußerungen für ein Jahr „in die Produktion“. „Das hat mir aber nicht geschadet“, sagt der Mann mit dem Bart rückblickend.

Immerhin habe er dort, in der halleschen „Karosse“, viel an handwerklicher Fertigkeit erlernt. Als Industriedesigner gestaltet Kull später unter anderem Werkzeugmaschinen: unter anderem Drehbänke oder auch Bohrmaschinen. In seiner Diplomarbeit gestaltet er einen Muldenkipper. Anfang der 70er beschäftigt sich der Hallenser, der sich von der Verstaatlichung der Betriebe nicht vereinnahmen lassen und stattdessen lieber freiberuflich arbeiten will, mit der Gestaltung von Spielmitteln.

Röhrenförmige Rutsche aus Kunststoff von Eberhard Kull

Sein erstes und vielen älteren Hallensern gut bekanntes Objekt: eine röhrenförmige Rutsche aus Kunststoff. „Ja, meine Regenbogenrutsche stand lange auf der Würfelwiese“, so Kull, der - ein glücklicher Umstand - zu DDR-Zeiten mit glasfaserverstärkten Kunststoffen umgehen kann und dank der Hochschule auch Zugang dazu hat.

Die typischen Stadteingangs-Elemente aus Beton indes entstehen in den 80er Jahren auf Wunsch des damaligen Stadtarchitekten Wulf Brandstädter - auch deshalb, weil man wohl für einen Besuch von Staats- und Parteichefchef Erich Honecker den Stadteingang verschönern will. „Ich habe einfach ein Gipsmodell gefertigt - und Brandstädter fand meinen Entwurf toll“, so der Designer.

Bis heute zieren Kulls Betonsäulen Halles Stadteingänge

Der Entwurf, der im oberen Teil der Stele das Stadtwappen mit Sonne, Mond und Sterne zeigt, wird schließlich in Leuna gegossen. „Die erste Stele wurde 1986 an der B 100 aufgestellt“, erinnert sich Kull, dem beim Gestalten des Entwurfs wichtig ist, dass durch das durchbrochene Motiv der Himmel zu sehen ist.

Das ist gelungen - und bis heute zieren Kulls Betonsäulen Halles Stadteingänge. Allerdings fehlt inzwischen von den fünf Säulen eine: die in Trotha. Wo diese geblieben ist, weiß Kull aber nicht. An der Stelle steht heute ein Autohaus. (mz)