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Steinzeit-Riesen als Attraktion

Von HEIDI POHLE 14.07.2009, 15:43

HALLE/MZ. - Dieses riesige Stück eines Zahnes ist nur ein Teil von tausenden Skelett-Teilen von Tieren, darunter 40 Waldelefanten, die von Archäologen um Prof. Dietrich Mania in den 90er Jahren in einem Braunkohlentagebau im Geiseltal südlich von Halle vor den Baggern gerettet werden konnten. Seitdem lagen die gut erhaltenen Funde aus der mittleren Altsteinzeit - die größten weltweit - im Depot.

Doch nun ist ein ganzer Stab von Museums-Mitarbeitern dabei, eine spektakuläre Sonderschau vorzubereiten, in deren Mittelpunkt ein rund 220 000 Jahre alter rekonstruierter Waldelefant und seine Artgenossen stehen. Die Schau unter dem Motto "Elefantenreich" wird vom 26. März bis 3. Oktober nächsten Jahres zu sehen sein.

Bis dahin gibt es noch viel zu tun, die ersten Exponate liegen aber bereits im Museum und lassen die Dimensionen der Tiere mit gut vier Metern Höhe und etwa fünf Metern Länge erahnen. Die noch sorgsam verhüllten zwei-Meter-Stoßzähne gehören ebenso dazu wie Wirbel in Fußballgröße und gewaltige Beinknochen.

Wie Kuratorin Anja Stadelbacher sagte, werde mindestens ein Waldelefant wieder auferstehen. Hinter dem könnte sich dann sogar das große Mammut aus der Dauerausstellung verstecken. Der Kopf eines Artgenossen, gefunden in Gröbern bei Bitterfeld, hängt schon seit Jahren im Museum und vermittelt einen Eindruck von dem, was die Besucher erwartet.

"Für die Schau wird ein ganzes See-Biotop nachgestaltet", erklärt sie. Dort lebten zum Beispiel auch Löwen, Nashörner und Hyänen. Zu den Funden gehören weiterhin gut erhaltene Fische, bei denen sogar noch die Schuppen zu erkennen sind sowie Blätter, die aussehen, als seien sie ganz frisch. Allein 186 Pflanzenarten konnten in den fossilen Sedimenten nachgewiesen werden. "Das sind mehr Arten, als es derzeit dort gibt."

Gestorben sind die Tiere nicht plötzlich, sondern im Laufe der Zeit - weil sie altersschwach waren, im verlandenden Salzsee stecken blieben oder erlegt wurden. Erd- und Gesteinsschichten konservierten die Relikte vergangener Zeiten. Natürlich spielt der Mensch in der Schau eine große Rolle, der sich in der savannenartigen Landschaft, die in der Wärmeperiode des Eiszeitalters entstand, behaupten musste. Die Männer gingen zum Teil nur mit Holzspeeren auf die Jagd. "Es waren Winzlinge im Vergleich zu den Elefanten", so die Kuratorin. Die mutigen Jäger zerlegten ihre Beute mit Steinwerkzeugen. "Davon wird es ebenfalls detailgetreue Illustrationen geben."

Hilfe bei der Aufarbeitung der Funde erhält das Museum unter anderem aus Rom. Prof. Maria Rita Palombo, eine namhafte Spezialistin für Waldelefanten, hat Alter und Geschlecht der Tiere bestimmt und sie auf Krankheiten hin untersucht. Die Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen und in den Ausstellungskatalog einfließen.