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Stadtteil Seeben Stadtteil Seeben: Das Glück der Erde

Von Sandy Schulze 18.07.2017, 04:00
Tino Bode ist sowohl im Reit- als auch im Fahrsport erfolgreich - und liebt Seeben.
Tino Bode ist sowohl im Reit- als auch im Fahrsport erfolgreich - und liebt Seeben. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Erst ist nur eine Ladung Heu zu sehen, dann taucht aus einer Ecke in der Außenbox Tino Bode auf. Der Seebener hat das Springpferd Chequila versorgt, gleich wird er mit der Stute eine Runde am Stall entlang drehen. Auf dem Gelände trocknen die Spuren von Sommerregen, im Bereich mit den Innenboxen bekommt eine Schülerin Tipps für die nächste Übungseinheit.

Mit seiner Nähe zu Trotha ist Seeben zwar gut angebunden, der Stadtteil lebt aber vor allem von seinen Rückzugsorten und dem Hang zur Ruhe. 

Beruflich ist Tino Bode Pferdewirtschaftsmeister im Landgestüt Sachsen-Anhalt in Prussendorf. Die Arbeit geht für den 42-Jährigen aber auch nach Feierabend zu Hause in Seeben weiter. Neben Chequila wollen in den Stallungen in der Howorkastraße noch weitere Pferde versorgt werden, einige davon gehören Tino Bode selbst. Insgesamt hat der Pensions- und Ausbildungsstall, den er inzwischen von seiner Lebensgefährtin Katja Sitte übernommen hat, mit seinen Boxen Platz für 33 Pferde, außerdem gibt es viel Platz auf Koppeln und Paddocks, den graslosen, eingezäunten Auslaufbereichen für die Tiere.

Adressen „Land“, „Freiheit“, „Hase“ oder „Blick“

„Ich war immer im Stall und habe schon im Kindergartenalter mit dem Reiten begonnen“, sagt Tino Bode, der ursprünglich aus Barleben kommt. Die Sehnsucht nach Stadtleben packt ihn nicht, auch wenn der Trubel viel näher liegt, als es hier vielleicht möglich scheint. Seeben ist ein Ort, an dem die Adressen „Land“, „Freiheit“, „Hase“ oder „Blick“ im Namen tragen, wo nicht eine Straßenbahn auf ihrer Schiene um die Kurven quietscht und wo Halle zum Petersberg hin ein nördliches Ende findet.

Tino Bode lebt mit seiner Familie nur wenige Meter von den Stallungen entfernt. Seit zwölf Jahren betreut er die Anlage in Zusammenarbeit mit Paolo Fornara, dem Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie. Als Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Seeben hatte der Professor Unterstützung bei dem erfahrenen Pferdekenner gesucht. Zuerst war Tino Bode zwar schon im Verein aktiv, nach Halle kam er dann aber später, vor zwölf Jahren, als Katja Sitte das Gelände des Pensions- und Ausbildungsstalls übernahm - und auch die Reitanlage, auf der die Vereinsmitglieder zu Hause sind. Inzwischen sind sie und ihr Lebensgefährte beide Pächter.

Gegründet wurde der Reit- und Fahrverein 1965

Gegründet wurde der Reit- und Fahrverein 1965, damals als Sektion Pferdesport der BSG EWT mit Fokus auf Jugendarbeit und aktive Teilnahme an verschiedenen Pferdesportveranstaltungen.

Nach der Wende ging die Sektion Pferdesport in den neu gegründeten Reitverein Hubertus 65 Seeben auf und es folgten zahlreiche Um- und Ausbauarbeiten, sowie ein Neubau der Reithalle, die Gestaltung der Außenanlage und die Anlage der Spring-, Dressur- und Fahrplätze. Außerdem wurden jedes Jahr Reitturniere im Spring- und Dressurreiten bis zur schweren Klasse ausgerichtet. Allmählich entwickelte sich zusätzlich auch eine Ausrichtung zum Fahrsport. Für die Kutschfahrer entstanden sieben Hindernisse. Und 2005 erfolgte dann die Umbenennung in den Halleschen Reit- und Fahrverein Seeben. Zwei Mal pro Jahr wird ein Turnier ausgerichtet, das in Spitzenzeiten schon bis zu 3.000 Zuschauer zur Anlage in Seeben gezogen hat.

Tino Bode kam über den Verein fast zufällig zum Fahrsport

Tino Bode kam über den Verein fast zufällig zum Fahrsport - und das mit Erfolg. Vor zehn Jahren hat er zum ersten Mal an Deutschen Meisterschaften teilgenommen und es auch in den Bundeskader geschafft. Als einziger Ostdeutscher ist es ihm gelungen, sowohl das Deutsche Reitabzeichen als auch das Deutsche Fahrabzeichen in Gold zu erreichen. Neben Hobby- und Freizeitreitern gibt es hier außerdem eine Voltigiergruppe für Kinder ab vier Jahren, die durch Ina Riede und Katja Sitte geleitet wird.

Auch neben den vielen Tätigkeiten des Reit- und Fahrvereins ist Seeben ein Stadtteil der Pferde, zum Beispiel mit dem Reiterhof Gut Seeben. Unter dem Namen „Lebenspferd“ bietet Sabine Wiegand Reittherapie, Schule im Stall und Pferdeflüstern, das Lernen der „Pferdesprache“ an.

Eine Lebensader durch den nördlichen Stadtteil

Eine Lebensader durch den nördlichen Stadtteil bietet auch die Route der Buslinie 25, die vor allem von Schülern genutzt wird, um nach Seeben zu den Pferden zu kommen - und dann auch wieder zurück. Mit „Mader’s“ gibt es in dem grünen, ruhigen Stückchen Halle auch eine Pension mit kleiner Kneipe und Landladen.

An diesem Sommernachmittag, an dem Tino Bode auch zur Urlaubszeit seine Freizeit wieder bei den Pferden verbringt, fühlt es sich an, als würde Hektik um diesen Stadtteil noch einen großen Bogen machen. Ein Stück weiter, vorbei an den Stallungen und der Reitanlage und in Richtung Seebener Berge gibt es nur Ferne zu sehen -und ab und an einen Schmetterling. (mz)