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Stadtmuseum Halle Stadtmuseum Halle: Riesige Sammlung mit Lettiner Porzellan wird ausgestellt

Von Detlef färber 30.10.2015, 10:58
Dieter Roethe mit einem der Prachtexemplare seiner Sammlung, von der er sich nun trennen wird.
Dieter Roethe mit einem der Prachtexemplare seiner Sammlung, von der er sich nun trennen wird. GÜNTER BAUER Lizenz

Halle/MZ - Das nennt man einen Paukenschlag. Ein komplettes Kapitel hallescher Industriegeschichte wird in den nächsten Jahren dem Stadtmuseum Halle zugänglich. Und nicht nur zugänglich, es wird Teil der stadtgeschichtlichen Sammlung im Christian-Wolff-Haus. Die Chefin des Hauses, Jane Unger, stellte Donnerstag in der Dauerausstellung des Hauses erste Stücke einer Sammlung aus privater Hand vor, die nun per Schenkung den Besitzer wechselt. Eigentümer ist bisher der hallesche Mathematiker im Ruhestand Dieter Roethe - gemeinsam mit seiner Frau Barbara.

Was für eine intensive Sammlungstätigkeit wie seine übrigens von größter Wichtigkeit sei - so erläutert der fast 90-Jährige: Dass nämlich Ehepartner in ein so aufwendiges Hobby unbedingt mit einbezogen werden sollten - denn: „Sonst wird das nichts!“ Was Roethes über Jahrzehnte also gemeinsam gesammelt haben, ist freilich durchaus auch von familiärem Interesse. Denn Sammlungsgegenstand war und ist Porzellan - und hier unter anderem noch mal ganz speziell das Porzellan, das in der Lettiner Manufaktur Baensch fast eineinhalb Jahrhunderte hindurch hergestellt worden ist (siehe auch „Historie“).

Roethes haben, wie sie meinen, von der seriellen Produktion aus dieser einst so imposanten Fabrik im Industriedorf am heutigen Nordrand Halles jeweils Beispiel-Stücke in der Sammlung, die damit quasi geeignet sei, die Lettiner Porzellangeschichte lückenlos zu veranschaulichen. Eine genaue Zahl der Stücke hat der früher an der halleschen Universität beschäftigte Mathematiker zwar nicht parat: Doch, so schätzt er: „Zwischen 4.000 und 5.000 könnten es schon sein.“ Ausreichend sei die Zahl zumindest, um mit dem in Kartons gelagerten Porzellan zwei Häuser in Reihenhausgröße zu füllen.

Doch genau da soll bei Roethes nun nach und nach Platz geschaffen werden, wenn die Sammlung in den Bestand des Stadtmuseums, der weiterhin in der Lerchenfeldstraße lagert, überführt wird. „Wir bekommen die riesige Sammlung jetzt sukzessive und erfassen und inventarisieren sie nach und nach“, erläutert Jane Unger.

Ein besonderer Charme an der Neuerwerbung dürfte übrigens sein, dass es sich um ein abgeschlossenes Sammelgebiet handelt, weil kein Lettiner Porzellan mehr neu entsteht. Das heißt - fast keins, denn zumindest die Marke Lettiner lebt weiter, seit sie sich der hallesche Radiologe und Galerist Thomas Steuber (Galerie-Nord) hat schützen lassen für einen sehr speziellen und kreativ ambitionierten Zweck: nämlich die Gestaltung von Medaillen als Porzellanplaketten in limitierter Auflage und für Unikate durch Künstler. Was mit der Roethe-Sammlung künftig im Museum geschehen wird, ist freilich noch nicht vollständig klar. Sicher ist nur, dass zwei Objekte in die Dauerausstellung in der alten Druckerei im Hof des Christian-Wolff-Hauses eingearbeitet werden. Beide Stücke sind mit einer nach streng geheimer Rezeptur gefertigten Farbe koloriert - dem nach der Firmeneigentümerfamilie Baensch benannten „Baensch-Rot“.

Vor allem diese Farbe - die auf weißem Porzellan an Halles Stadtfarben erinnert - ist es, die dem Lettiner Porzellan Charme und Unverkennbarkeit verleiht. Und die es einst wohl auch dem Sammler angetan haben dürfte. Aber Roethe hatte noch ein Motiv, sich diesem Porzellan zuzuwenden: „Meißner sammeln“, sagt er lächelnd, „das kann doch jeder.“

Einige der attraktivsten Stücke aus der privaten Sammlung
Einige der attraktivsten Stücke aus der privaten Sammlung
GÜNTER BAUER Lizenz
Signet mit dem Namen Baensch
Signet mit dem Namen Baensch
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