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Stadt gibt grünes Licht für Eisenbiegerei

Von HEIDI POHLE 23.09.2008, 16:01

Halle/MZ. - Seit rund sieben Jahren transportiert, biegt und schneidet Mobau Eisenteile - im Freien. Bewohner der angrenzenden Leuchtturm-Siedlung versuchen seitdem, sich gegen den Lärm, der davon ausgeht, zu wehren (MZ berichtete). Bislang vergebens. Nun hatte sich das Landesverwaltungsamt nach einer Dienstaufsichtsbeschwerde der Bürgerinitiative gegen städtische Mitarbeiter eingeschaltet. Erst daraufhin erfuhren die Anwohner von der fehlenden Baugenehmigung und hofften, dass sie nicht nachträglich erteilt wird.

"Wir wussten schon seit ein paar Jahren von der fehlenden Genehmigung", bekannte Förster. Mobau sei mehrfach aufgefordert worden, einen Antrag zu stellen. Das sieht Firmeninhaber Ralf-Dieter Czaja anders: "Aus meiner Sicht war der Platz immer genehmigt." Nur für Änderungen wie für einen Kran seien keine Anträge gestellt worden. Damit nun die gesamte Eisenbiegerei erfasst ist, habe er einen neuen Antrag eingereicht.

Czaja verweist darauf, dass der Lärmpegel "deutlich unter dem gesetzlich geforderten" liege. Nach einem Gutachten von 2007 musste er unter anderem beide Stangenschneid-Automaten einhausen lassen. "Die Wirkung ist aber gleich Null", schilderte Wolfgang Rümpler von der Bürgerinitiative. Und eine neue Lärmschutzwand bündele den Krach nur - wochentags von 6.30 bis 22 Uhr, samstags bis 16 Uhr. "Warum wurde auf dem Platz gemessen und nicht auf unseren Grundstücken?", fragte er. Immer dann, wenn Messungen anstünden, würde es merklich ruhiger auf dem Platz.

Die Stadt hält sich indessen an die Empfehlungen des Gerichts, das sich mit der Angelegenheit ebenfalls befasste, nachdem ein Bürger gefordert hatte, Mobau zu schließen. Das lehnten die Richter ab mit dem Hinweis auf die schalldämpfenden Maßnahmen. Nun lägen die Lärm-Werte im gesetzlichen Rahmen, wie Angelika Förster sagte. "Wir folgen also den Empfehlungen des Gerichts." Die Baugenehmigung werde deshalb nachträglich erteilt - wohl ohne weitere Auflagen. Und weil Mobau nicht nachgewiesen werden könne, ab wann genau die Biegerei arbeite, sei auch kein Bußgeld möglich.

Die Bürger verstehen die Welt nicht mehr. Wieder sind ihre Bemühungen gescheitert. "Die Nerven liegen blank", so Peter Kubiak. "Wir geben aber nicht auf, doch noch eine bessere Lebensqualität zu erreichen", sagte Rümpler. Deshalb hat sich die Initiative an Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) gewandt. "Wir fordern, dass das Eisen in einer Halle bearbeitet wird oder an einem anderen Standort. Arbeitsplätze wollen wir nicht gefährden", so Kubiak. "Unsere Geduld ist aber zu Ende." Vorbereitet werde eine Flugblatt-Aktion sowie eine Demo.