Staatskapelle Halle Staatskapelle Halle: Der neue 1. Kapellmeister Christopher Sprenger gibt den Takt an

Halle (Saale) - An seinem ersten Arbeitstag machte der neue 1. Kapellmeister der Staatskapelle Halle, Christopher Sprenger, eine besondere Erfahrung in der Saalestadt. Auf seinem Weg zur Oper - guter Dinge, was da auf ihn zukommen werde - kam er in der Großen Steinstraße mit dem Fahrrad in die Straßenbahnschiene und stürzte. Doch dieses Missgeschick, das nicht nur fahrradfahrenden Neulingen in Halle passiert, will er nicht überbewerten.
Die ersten Wochen in der neuen Heimat seien von vielen interessanten Begegnungen mit herzlichen Menschen geprägt gewesen. „Die ersten Berührungen mit der Stadt haben vor allem Freude gemacht. Das Orchester hier ist sehr flexibel und die Stadt mit ihrer erhaltenen alten Bausubstanz strahlt eine gute Atmosphäre aus“, sagt Sprenger.
Aus Paderborn über Berlin und Oldenburg nach Halle
Der aus Paderborn stammende Dirigent hat in Berlin an der Hans-Eisler-Hochschule studiert. Zweieinhalb Jahre wohnte er am Prenzlauerberg, in einem alten Haus mit Ofenheizung. Das war gleich nach der Wende. „Heute sieht dort ja alles anders aus. Damals hatte es mehr Charme“, findet er. Nach dem Studium verschlug es ihn eher durch Zufall nach Oldenburg. Seine Frau bekam eine Stelle im dortigen Orchester. Sprenger selbst begleitete sie am Flügel und erhielt gleich auch ein Engagement. Nach Oldenburg ging er nach Bonn, erst als Korrepetitor, dann als Kapellmeister. „Ich habe dort das ganze Repertoire hoch und runter dirigiert“, erzählt er. „Und ich hatte eigentlich gar nicht vor, mich irgendwo anders zu bewerben.“
Doch dann kam Florian Lutz, den er bereits von mehreren Produktionen kannte, auf ihn zu. Der mittlerweile 50-jährige Christopher Sprenger änderte seine Meinung, sah in einem Wechsel nach Halle die Chance noch einmal eine schöne Herausforderung anzunehmen, ein anderes Orchester und einen neuen Landstrich kennen zu lernen.
Erste Auftritte in Halle
Mittlerweile hat der neue 1. Kapellmeister seine ersten Auftritte in Halle hinter sich, hat das Auftaktkonzert der Reihe „Klassisches Erbe“ dirigiert und die musikalische Leitung der Oper „Carmen“ übernommen. Er wird das Dirigat der im Januar herauskommenden Produktion von Kurt Weills Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und beim Luther-Kantenprojekt (Premiere im April) innehaben und alternierend mit
dem Generalmusikdirektor Josep Caballé-Domenech am Dirigentenpult bei Wagners „Fliegendem Holländer“ und in Béla Bartóks „Blaubart“ stehen.
Auch Schul- und Jugendkonzerte
Zudem wird Sprenger etliche Konzerte musikalisch leiten, so auch das beliebte Silvesterkonzert. Außerdem freut er sich auf die Schul- und Jugendkonzerte. Gemeinsam mit Konzertpädagogin Anke Krüger arbeitet er an dem Konzept dafür. Vielfältige Erfahrungen mit Konzerten für die jüngsten Zuhörer hat er aus Bonn mitgebracht. „Das macht viel Spaß, vor allem mit den kleinsten Zuhörern. Die zeigen ganz schnell, wenn sie es langweilig finden. Das wäre manchmal auch im Erwachsenenbereich ganz gut“, meint Sprenger.
Fragt man den Kapellmeister, der übrigens auch ein besonderes Faible für alte Filme hat, nach Musiken, die er unbedingt noch einmal dirigieren möchte, erzählt er: „Die Mahler-Sinfonien will ich mal machen, aber nur wenn ich das Gefühl habe, es wird richtig gut.“ Beim Musiktheater fallen ihm ganz viele Stücke ein. „Aber das hängt ja nicht nur von der Partitur ab, sondern auch von der Regie“, findet er. Die müsse ihm gefallen. Als Musiker, vor allem als der, der selbst keine Töne von sich gibt, habe man auch seine Bilder im Kopf. (mz)