Am Samstag im Nordbad : Sprung meines Lebens im Nordbad: Spektakuläre Premiere erwartet die Zuschauer

Halle (Saale) - Der Hilferuf aus zehn Metern Höhe kam auf englisch. Und Anna Baders Lebensgefährte reagierte prompt. Kris Kolanus sprang mit ihrer beider Töchterchen Roxanna auf dem Arm von der Sitzbank des Nordbades auf und brachte vom Beckenrand aus mit seinen Füßen die glatte Wasseroberfläche in Wallung. Kolanus ist Pole. Deshalb verständigen sich beide in jener Sprache, die sie schon durch ihr gesamtes Berufsleben begleitet.

Und dieses ist ziemlich außergewöhnlich. Die Zwei sind Klippenspringer, mit die Besten ihres Fachs weltweit. Dass ihr Sport auch im Flachland geht, will Anna Bader am Samstag an gleicher Stelle kunstvoll demonstrieren: beim „Sprung meines Lebens“.

Ihre Vorbereitung ist akribisch. Nichts, das war bei der Probe zu erkennen, wird dem Zufall überlassen. „Ich hatte bei der spiegelglatten Oberfläche Probleme, mich zu orientieren“, erklärte Anna Bader später. Bei den vielen Salti und Schrauben, die sie aus atemberaubender Höhe ins Wasser dreht, gilt es vorher jede Gefahrenquelle auszuschließen.

Diese Gewissenhaftigkeit ist in ihrem Job überlebenswichtig. Denn während sich alle anderen Springer bei der zweiten Auflage dieses Sport- und Freizeitspektakels aus ein, drei, fünf, sieben oder zehn Metern Höhe fallen lassen, legt Anna Bader noch einiges an Höhe drauf. Wie beim High Diving hat sich die 33-Jährige für die 20 Meter entschieden. Dafür wird am Samstag am Beckenrand eigens ein Kran aufgebaut. Beim Training noch gab sie sich mit der Hälfte zufrieden.

Es ist wohl das erste Mal, dass man in Halle so etwas zu sehen bekommt. Und es ist auch für die erfahrene Klippenspringerin ein erstes Mal. „In einem Freibad bin ich tatsächlich noch nie aus dieser Höhe gesprungen“, sagt die Weltenbummlerin. Bei der WM 2013 in Barcelona war sie von einer Sprunganlage im Yachthafen zu Bronze geflogen. Und innerhalb der Welt-Serie bieten Mexikos Acapulco oder die Falkensteinwand in Österreich eine traumhafte Kulisse.

Die Premiere in Halle ist für Anna Bader offenbar nicht weniger reizvoll, schließlich lässt sie ihren Kris allein beim zeitgleichen High Diving in Irland springen. Das Bekenntnis zur Saalestadt hat einen Grund: In der Stadt, in der einst die Halloren das Brückenspringen zelebriert hatten, ist die Baden-Württembergerin mit ihrer Familie seit Februar zu Hause.

Durch die Geburt ihrer Tochter vor neun Monaten hatte Anna Bader zwischenzeitlich mit dem Leistungssport pausiert. Beim SV Halle nun kämpft sie sich zurück, trainiert mit den Talenten der olympischen Sportart am Stützpunkt und hat auch eine Wohnung nahe der Neustädter Sprunghalle bezogen.

Ende Mai in Doha gab die einstige Wasserspringerin mit Variete- und Zirkuserfahrung ihr Comeback von den Klippen und qualifizierte sich auf Anhieb für die WM im Juli in Budapest. „Ich finde es toll, wie Andreas Wels sich für seine Sportart engagiert und versucht, den Leuten das Wasserspringen näher zu bringen“, lobte Anna Bader den Organisator. Sie weiß aus Erfahrung, mit wie viel Arbeit ein solches Event verbunden ist, auch sie und Kris machen dies hin und wieder mit ihrem eigenen Unternehmen.

Am Samstag ist sie Gast - und nimmt gleich noch den Gastgeber in die Pflicht. Denn auch Andreas Wels wird sich den 20 Metern stellen, soll mit Anna Bader im Parallelflug die Zuschauer begeistern. So hoch ist es für den Olympiazweiten im Synchronspringen vom Dreimeterbrett noch nie hinausgegangen.

Selbst wenn es für alle nach Spaß aussieht - Anna Bader nimmt das Spektakel auch sehr ernst - als Test für die WM,

Scharfer Start beim Sprungspektakel am Samstag im Nordbad ist um 16 Uhr. Zuerst versuchen der Wassersprung-Olympiazweite Andreas Wels und Lions-Basketballerin Inken Henningsen, im freien Flug vom Turm einen Ball im Korb zu versenken. Beim anschließenden Promi-Springen duellieren sich u.a. die Schauspieler Stephan Luca und Axel Ranisch, Kämpfer Chu Tan Cuong und Eishockeyspieler Kai Schmitz. Wels zeigt sich beim historischen Synchronspringen mit Olympiasieger Falk Hoffmann und beim Klippenspringen mit Anna Bader. Tickets kosten drei bis fünf Euro.

(mz)