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Ärger bei Sportlerwahl Sportlerwahl Sachsen-Anhalt 2018: Kanute Thomas Becker kann sich nicht so recht freuen

08.12.2018, 11:11
Robert Behling und Thomas Becker (v. l.). sorgten für Gesprächsstoff.
Robert Behling und Thomas Becker (v. l.). sorgten für Gesprächsstoff. Holger John

Magdeburg/Halle (Saale) - Es war ein Premiere-Abend: Ein Wintersportler hat, und das gab es in Sachsen-Anhalt noch nie, seinen Sommerkollegen die Show gestohlen. Als beim Sportlerball am Freitagabend im Magdeburger Maritim-Hotel die Wahlsieger für 2018 verkündet worden, da avancierte Thorsten Margis mit 167 Punkten zum Meister aller Klassen.

Die Sportjournalisten votierten bei ihrer Suche nach dem Top-Athleten für Halles Bobsportler. Der Anschieber des Oberbärenburger Erfolgspiloten Francesco Friedrich nahm seinen Preis sogar höchstpersönlich entgegen - und zeigte sich dabei von seiner humorvollen Seite.

Torsten Margis ruft aus dem Bob schon mal seine Frau an

„Die fünf Sekunden Anschieben sind nur ein Bruchteil unseres Sports“, sagte er und witzelte: „Während der Fahrt rufe ich schon mal meine Frau an, zu ihrem Geburtstag habe ich das tatsächlich gemacht.“

Ob er das wohl auch während der WM nächstes Jahr tut? Dann nämlich soll ihr Baby kommen. Beim Weltcup nächste Woche will der 29-Jährige wieder bei seiner Mannschaft sein und versuchen, an die jüngsten Erfolge anzuknüpfen: seine olympischen Goldmedaillen von Pyeongchang im Zweier- und Viererbob.

Die Jahre zuvor war Margis - obwohl schon vierfacher Weltmeister, bei der Wahl immer unterm Radar geflogen. Diesmal jedoch kamen weder Magdeburgs Schwimm-Europameister Florian Wellbrock (2./159 Punkte) noch Ruderweltmeister Maximilian Planer aus Bernburg (3./130) an ihm vorbei.

Nadine Müller auf Platz zwei: Frauen-Power aus Halle

Bei den Frauen wiederum musste Halles Diskus-Queen Nadine Müller mit 154 Zählern nur Paralympics-Siegerin Andrea Eskau (169/USC Magdeburg) den Vortritt lassen. Ihr zweiter Platz bei der EM in Berlin war nach zuletzt eher mauen Monaten aufgrund gesundheitlicher Probleme die beste Antwort, die sie Zweiflern geben konnte.

„Mein Ziel ist ganz klar Tokio 2020“, sagte Nadine Müller, die gerade von einem Trainingscamp aus Südafrika zurückgekehrt ist. Dort wiederum ist nun die Umfrage-Dritte, ihre Vereinsgefährtin Cindy Roleder (90 Punkte), um ihre Formkurve bereits für die neue Saison in die Höhe zu trimmen. Die EM-Dritte im Hürdensprint war deshalb per Videobotschaft zugeschaltet.

Kanute Thomas Becker ist frustriert

Während Margis und Müller die Anerkennung genossen, fiel dies Thomas Becker offensichtlich schwer. Der Slalomkanute war mit Robert Behling in der Teamwertung auf 85 Zähler gekommen und damit hinter den Fußballern des 1. FC Magdeburg (208) und den Handballern aus der Landeshauptstadt (162) auf Platz drei.

Becker, der in Halle mit seinem Sport begann, in Leipzig trainiert und für den MSV Buna Schkopau startet, wird nun wider Willen in die Sportrente geschickt. Dabei war der 28-Jährige als Zweiter der EM mit Behling im Canadier-Zweier sowie Europameister mit der deutschen Mannschaft außerordentlich erfolgreich.

Peinlich nur: Der Landessportbund wollte nicht ihn, sondern seinen Bootspartner verabschieden, holte erst den falschen Kanuten auf die Bühne. Behling allerdings hat sich dieses Jahr im nach wie vor olympischen Canadier-Einer an die deutsche Spitze heranpirschen können. Deshalb wird er vorerst weiter gefördert. Kommt Behling bei der nationalen Qualifikation 2019 unter die ersten Sechs, soll sich daran auch nichts ändern.

Ornella Wahner als zu späte Weltmeisterin

Anders verhält es sich bei Becker. Weil der C 2 gerade aus dem olympischen Programm gekegelt wurde, „will der Verband unsere Disziplin nicht mehr fördern“, sagte Becker enttäuscht. Zwar hat er auch mit Jasmin Schornberg im neuen Mixed-Wettbewerb als Weltcupsieger sein Potenzial nachweisen können. „Aber da noch nicht feststeht, ob das Mixed-Boot olympisch wird, will der Verband in dieses vorerst nicht investieren“, erklärte der Bundespolizist.

Das Angebot zurückzukommen, falls dies passiere, empfindet er als Frechheit. Weitermachen werde er auf keinen Fall. „Ich fühle mich von meinem Verband respektlos behandelt“, sagte er.

Übrigens: Halles Boxweltmeisterin Ornella Wahner war auf den Stimmzetteln gar nicht erst vertreten. Als sie vor ein paar Tagen den Titel holte, war die Wahl schon gelaufen. (mz)

Turner Matthias Fahrig, Kai und Kevin Müller (Kanu, v.l.) wurden verabschiedet.
Turner Matthias Fahrig, Kai und Kevin Müller (Kanu, v.l.) wurden verabschiedet.
Holger John