SPD verliert Führungsspitze SPD Halle verliert Führungsspitze: Weinert und Pähle wollen Posten abgeben

Halle (Saale) - Im größten SPD-Verband in Sachsen-Anhalt deutet sich eine Führungskrise an. Im Jahr der Bundestagswahl wollen der Vorsitzende und seine Stellvertreterin nicht mehr im Vorstand der SPD Halle mitarbeiten. Der bisherige Vorstandschef Christian Weinert und Vize Katja Pähle werden nicht mehr für die Spitzenämter in Halle kandidieren.
„Ich werde bei der Wahl im Juni nicht mehr antreten“, so Weinert auf MZ-Nachfrage. Der 38-Jährige begründet das damit, dass er Parteiarbeit und Beruf künftig nicht mehr so miteinander vereinbaren könne wie bisher. Weinert ist Sprecher der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Arbeitsagentur.
Auch Pähle erklärt ihr Ausscheiden mit zu viel Arbeit. Die 39-Jährige ist eine der prominentesten Führungsfiguren der SPD im Land, derzeit führt sie die Fraktion im Landtag, war sogar vorübergehend Landesvorsitzende der Partei. „Die Sitzungen des Stadtvorstandes finden immer Freitagabend statt. Da bin ich aber oft noch im Landtag“, so Pähle.
Pähle und auch Weinert wollen nichts von einer SPD-Führungskrise wissen
Deswegen haben sie entschieden, den Stellvertreter-Posten abzugeben. „Alles andere wäre unehrlich“, so Pähle. Allerdings werde sie dennoch weiter im halleschen Führungsgremium sitzen, als Landtagsabgeordnete sei sie automatisch kooptiert.
Von einer Führungskrise wollen sowohl Pähle als auch der bisherige Vorsitzende Weinert nichts wissen. Es gebe genug fähiges Personal bei der SPD in Halle, um die Spitzenämter neu zu besetzen. Im Gespräch für den Vorsitz ist Marcel Dörrer. Er hat nach MZ-Informationen bereits seine Kandidatur angekündigt. Bekannt in Halle ist der hallesche Rechtsanwalt freilich nicht - wurde aber von seinem Ortsverband ins Rennen für den Parteitag am 17. Juni geschickt. Andere Bewerber gibt es bislang offiziell zumindest nicht.
Weinert stand seit vier Jahren an der Spitze der halleschen SPD
Dass der Stadtverband im Wahljahr die Pferde wechseln muss, sehen Pähle und Weinert nicht als Problem. Nicht einzelne Personen seien entscheidend, sondern Teamarbeit. Die SPD in Halle zählt derzeit 521 Genossen, der Verband ist damit vor Magdeburg der mitgliederstärkste. „Aber der Vorstandsposten ist ein Ehrenamt und der Beruf geht nun mal vor“, so Weinert.
Er steht seit vier Jahren an der Spitze der halleschen SPD, als Aushängeschild würde ihn aber sicher niemand in seiner Partei bezeichnen, dafür agierte Weinert zumindest nach außen hin zu vorsichtig und leise. Parteiintern jedoch bekam er viel Zustimmung, seine Wiederwahl vor zwei Jahren war problemlos.
Gerade der Rückzug Pähles aus dem Präsidium in Halle dürfte für den Verband dagegen nicht ganz leicht zu verkraften sein. Sie ist seit mehr als zehn Jahren als Chefin oder Vize-Chefin im Amt, hatte der Partei auch über so manche Krise hinweg geholfen. Sie werde auch weiterhin in Halle mitarbeiten, zum Beispiel in ihrem Ortsverband, verspricht sie. Zudem habe sie ja auch ihren Wahlkreis in Halle. Eingezogen in den Landtag war Pähle 2011 - über die Landesliste. (mz)