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Sorge um Bäume Sorge um Bäume in Halle: Geplante Fällung an Riveufer und Heideallee sorgt für Proteste

Von Tanja Goldbecher 17.09.2018, 11:15
An der Heideallee laufen die Bauarbeiten - die großen Platanenbäume müssen deshalb bald weichen.
An der Heideallee laufen die Bauarbeiten - die großen Platanenbäume müssen deshalb bald weichen. Silvio Kison

Halle (Saale) - Das Thema Bäume polarisiert derzeit die Hallenser. Die einen wollen die großen Gewächse unter allen Umständen erhalten. Andere befürworten hingegen auch umfangreiche Fällungen, wenn es dem Straßenbau und der Stadtentwicklung dient. Aktuell drehen sich die Debatten um zwei Standorte: das Riveufer sowie die Heideallee.

Auf dem Gimritzer Damm und der darauffolgenden Heideallee entsteht am Verkehrsknotenpunkt Weinbergcampus gerade ein neuer Kreisverkehr. Außerdem wird die Straßenbahn-Trasse angepasst. Wie die Verwaltung am Donnerstag im Umweltausschuss informierte, müssen wegen der Bauarbeiten 30 Platanenbäume an der Heideallee gefällt werden.

Bäume in Halle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland will Fällungen nicht akzeptieren

Doch das will der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nicht akzeptieren. „Eine Fällung dieser prächtigen Alleebäume würde den Lebensraum der bedrohten Käferarten zerstören und gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen“, sagt Ralf Meyer, Landesvorsitzender des BUND in Sachsen-Anhalt. Es handele sich bei den Bäumen um die einzige vierreihige Platanenallee in den neuen Bundesländern.

Die Stadtwerke betonen hingegen, dass neue Bäume als Ausgleich in der Nähe des Gimritzer Damms in einer vierreihigen Baumallee gepflanzt werden. „Der Alleecharakter wird dadurch eher verstärkt“, sagt Erhard Krüger, Bereichsleiter für Infrastruktur der Havag.

Baumfällungen in Halle: BUND pocht auch auf den Artenschutz

Der BUND pocht allerdings auch auf den Artenschutz. Auf den Plantanen würden etliche Vögel brüten und der gefährdete Rosenkäfer leben. Feldermäuse nutzen die Bäume auf ihren Flugrouten zwischen der Dölauer Heide und der Saaleaue. Meyer fordert die Stadtverwaltung auf, die Bäume nicht zu fällen.

Auch Grünen-Stadtrat Wolfgang Aldag sieht die Abholzung kritisch. „Die Platanenallee ist schließlich ein Naturdenkmal“, sagt der Politiker. Allerdings sei die Entscheidung längst gefallen. Der Ausbau der Straßenbahnstrecke könne nicht ohne die Rodung durchgeführt werden. „Ich hätte mir da auch eine andere Lösung gewünscht.“

Baumfällungen in Halle: Beim Riveufer ist noch nichts entschieden

Beim Riveufer ist noch nichts entschieden. Die Sanierung der Promenade und die damit verbundenen Baumfällungen müssen noch vom Stadtrat abgesegnet werden. Zunächst wurde die Baumaßnahme im Planungs- und im Umweltausschuss diskutiert. Die Verwaltung hatte dort ihre Pläne vorgestellt: Die Straße des Riveufers soll erneuert, ein Abwasserkanal gebaut und die Felswand abgesichert werden. Da es sich um Schäden nach dem Hochwasser von 2013 handelt, kann dafür Geld aus dem Fluthilfefonds verwendet werden. Allerdings müssten auch rund 100 Bäume verschwinden. Die Allee sollte jedoch erhalten bleiben.

Doch gegen diesen Vorschlag erhob die SPD-Fraktion Einspruch. Sie setzte in der Abstimmung durch, dass die Promenade völlig neu gestaltet und alle 150 Lindenbäume weichen müssen. „Eine teilweise Abholzung der Bäume würde einem Stückwerk gleichen“, sagte SPD-Stadtrat Gottfried Koehn. Viele der Bäume sind von einem Pilz befallen. Ein Gutachten hat ihnen nur noch eine Lebensdauer von zehn bis 15 Jahren vorausgesagt. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder sprach sich für den Kahlschlag aus.

Grünen-Stadtrat: „Es geht hier nicht um richtig oder falsch“

Aldag hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, dass der Stadtrat eine andere Entscheidung treffen wird. „Es geht hier nicht um richtig oder falsch“, sagt der Grünen-Stadtrat. Man müsse abwägen, was die beste Entscheidung ist. Aus ökologischer Sicht plädiert er dafür, die Lindenbäume nur stückweise zu ersetzen. Junge Bäume könnten nicht die gleiche Leistung für die Umwelt wie alte erbringen. Er sieht aber auch emotionale Gründe: „Eine ältere Frau hat mich angerufen und geweint, als sie von der geplanten Abholzung erfahren hat.“

Auf die Wünsche der Hallenser weist auch Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hin. „Bei uns haben sich Bürger gemeldet, die die Allee so weit wie möglich erhalten möchten“, sagt der OB. Das letzte Wort haben aber die Stadträte. (mz)

Das Riveufer soll umgestaltet werden.
Das Riveufer soll umgestaltet werden.
Silvio Kison