Sonntagseinkauf im Hauptbahnhof Sonntagseinkauf im Hauptbahnhof: Es summt wie im Bienenhaus
Halle/MZ. - Gelegenheit dazu ist auch am Sonntag, denn fast alle Läden haben sieben Tag die Woche bis 22 Uhr geöffnet. Genutzt wird das von Hallensern wie Reisenden gleichermaßen.
"Betrieb ist bei uns immer", sagt Cornelia Bärenß, Verkäuferin im Rewe-Supermarkt. "Aber der größte Andrang beginnt samstags nach 16 Uhr, wenn die Geschäfte in der Stadt geschlossen haben." Zur Bestätigung genügt ein Blick an die Kassen: Lange Schlangen davor, die meisten Einkaufswagen sind randvoll. "Das wird sich bis in die späten Abendstunden auch nicht wesentlich ändern", so die Erfahrung von Frau Bärenß.
Während sie nun eine Kassiererin ablöst, haben Käthe Neumann und Mandy Brodmann im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Mit flinken Fingern schneiden sie Gemüse und Obst, stellen - täglich frisch - leckere Salate zusammen. "Wenn wir saftige Ananas aufschneiden, stellen sich die Leute schon an und warten nur darauf, dass sie zugreifen können", sagt Frau Neumann. Da mache natürlich das Arbeiten, auch am Sonntag, so richtig Spaß.
Den Familiengroßeinkauf erledigt Ralph Tropartz nicht im Hauptbahnhof. "Höchstens, wenn ich in der Woche mal etwas vergessen habe." Dafür ist der Hallenser, wie er selbst sagt, täglich in der Buchhandlung. Die Vorteile bei "Presse und Buch Ludwig" kann er ganz schnell aufzählen: zentral gelegen, übersichtliche Anordnung, gutes Angebot. "Es ist einfach schön, hier in Ruhe zu stöbern." Das sagen ihr Kunden immer wieder, bestätigt Verkäuferin Gabriele Bloschies - und wendet sich einem Mann zu, der seinem kleinen Sohn ein neues Bilderbuch versprochen hat.
Beinahe wie in einem Bienenhaus gehe es besonders an den Sonntagnachmittagen im Geschäft zu, sagt Verkäuferin Monika Krieger. "Viele Hallenser nutzen offenbar die Zeit nach dem Kaffeetrinken, um mal in unserer Buchhandlung vorbei zu schauen." Obwohl der Laden seit dem 23. Dezember vorigen Jahres geöffnet hat (und das jeden Tag), sei die Neugier der Hallenser auf die Buchhandlung, die anderen Geschäfte und den "neuen" Bahnhof noch immer groß.
"Halle / Saale Hauptbahnhof. Halle / Saale Hauptbahnhof. Dieser Zug endet hier. Ihre nächsten Anschlüsse. . ." Die Stimme aus dem Lautsprecher nennt Städtenamen, Uhrzeiten, Bahnsteignummern. Haben die Reisenden nur dafür ein Ohr? Gilt ihr Blick lediglich dem Fahrplan - oder auch den Geschäften? "Nach meiner Erfahrung kaufen nicht nur Hallenser hier ein", sagt Susanne Hawel, Angestellte in "Stellas Tee-Stübchen". Zwar sei nicht immer gleich zu erkennen, ob der Kunde nur einen Bummel im Bahnhof mache oder verreisen wolle, aber im Gespräch erfahre man manches.
Auf Gespräche, auf Beratung und Service legten vor allem Ältere viel Wert. Frau Hawel freut sich darüber. "Dann vergeht die Zeit wie im Flug, und die Arbeit macht richtig Spaß." Ihre Kollegin Ines Wendler nickt bestätigend. Sie verkauft wochentags in der Filiale im Neustadt-Centrum, ist aber an jedem zweiten Wochenende zusätzlich in dem Geschäft im Bahnhof. "Das unterschiedliche Publikum macht die Sache interessant."