Ein neues Sommermärchen? So kann Halle von der Fußball-EM 2024 profitieren

Halle (Saale) - „Eine Fußball-Europameisterschaft ist zuerst einmal eine sportliche Veranstaltung, aber sie ist selbstverständlich auch ein Wirtschaftsfaktor“, sagt Wolfgang Fleíscher, Sprecher der City-Gemeinschaft in Halle.
Zwölf Jahre ist es inzwischen her, seit das letzte internationale Fußball-Turnier in Deutschland ausgerichtet wurde. Noch heute spricht man vom Sommermärchen während der Weltmeisterschaft im Jahr 2006. Damals schied die deutsche Mannschaft zwar im Halbfinale gegen Italien aus. Dennoch wurde das ganze Land für seine Gastfreundschaft gefeiert.
EM 2024 in Deutschland - von dem Turnier kann die Wirtschaft profitieren
In diesem Sommer war für die Nationalelf allerdings bereits nach der Vorrunde bei der Weltmeisterschaft in Russland Schluss. „Kaum war die deutsche Mannschaft ausgeschieden, hat man das in den Gaststätten und auch im Handel bemerkt“, erinnert sich Fleischer. Doch in sechs Jahren wird wieder in Deutschland ein internationales Turnier stattfinden - die Europameisterschaft 2024.
Allerdings befindet sich keiner der geplanten Austragungsorte in Sachsen-Anhalt. Einzig in Leipzig finden Spiele statt. Was bedeutet das für Halle und die Fußballvereine im Land? Können sie von einem Großereignis wie diesem profitieren?
EM 2024 in Deutschland - Halle will vom Spielort Leipzig profitieren
Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) ist sich sicher: „Die Entscheidung ist für die gesamte Europäische Metropolregion Mitteldeutschland ein großer Gewinn. Dabei wird die Stadt Halle ihre Nachbarstadt Leipzig kraftvoll unterstützen.“ Dass Leipzig Spielstätte für die bevorstehende Fußball-EM in Deutschland ist, sei auch für Halle von Vorteil, so Steffen Kohlert, Geschäftsführer des Stadtmarketings in der Saalestadt.
„Die beiden Städte sind eng miteinander verbunden. Auch wenn es um Tourismus geht“, so Kohlert. „Gäste, die für ein Spiel nach Leipzig kommen, werden auch Halle besuchen“, sagt er. Zudem können Fußballfans auf Hotelzimmer in der Saalestadt ausweichen, wenn der Platz in der Nachbarstadt in Sachsen knapp wird, ergänzt Kohlert.
Michael Schmidt, Geschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Sachsen-Anhalt, ist diesbezüglich skeptisch. „Es kommt darauf an, welche Teams in Leipzig spielen und wie viele Spiele dort stattfinden werden“, so Schmidt. Er denke, dass die Leipziger Hotels selbst die Menge an Anfragen abdecken können und daher nur wenige Gäste auf Halle ausweichen werden. Das habe sich bereits bei Länderspielen gezeigt, die dort ausgetragen wurden.
EM 2024 in Deutschland könnte Touristen nach Halle locken
Wolfgang Fleischer wiederum betont die positiven Auswirkungen. „Die Gastronomie, die Händler, die Hotels und auch beispielsweise Museen können von einem solchen Großereignis profitieren“, sagt er. Es belebe die Stadt, locke Menschen an.
Aber nicht nur für die Wirtschaft bedeutet eine Fußballmeisterschaft im eigenen Land Anschub. „Nach der Heim-WM 2006 und auch im Jahr 2014, als die deutsche Mannschaft Weltmeister wurde, haben wir eine Zunahme der Anmeldungen in den Vereinen beobachten können“, sagt Christian Reinhardt, Geschäftsführer des Fußballverbandes im Land. Das sei gerade für Sachsen-Anhalt aufgrund des demografischen Wandels wichtig. „Um ein flächendeckendes Angebot bieten zu können“, so Reinhardt.
EM 2024 in Deutschland - HFC hofft auf positiven Effekt
„Ein euphorischer Auftritt der deutschen Mannschaft könnte zweifellos die Lust der hiesigen Fußballfans auf die folgende Saison beim HFC beflügeln“, so Lars Töffling vom Halleschen Fußballclub. Dort habe man allerdings nach der WM 2006 keinen Run auf die ohnehin begrenzten Kapazitäten im Nachwuchsbereich wahrgenommen, so Töffling.
Zwar sei es schade, dass in Sachsen-Anhalt kein Spiel bei der kommenden Heim-EM ausgetragen werde, da sind sich der HFC-Sprecher und Christian Reinhardt einig. Die Stadien in Halle und in Magdeburg entsprechen beide nicht den Anforderungen, da sie weniger als 30.000 Zuschauer fassen. Allerdings besteht noch die Möglichkeit, dass sich eine der teilnehmenden Mannschaften in der Region niederlässt. „Die Bedingungen sind gegeben“, so Reinhardt. Zum Beispiel in Magdeburg, in Halberstadt - und auch in Halle, sagt er. (mz)