1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Protest in Sennewitz: Sennewitz: Anwohner protestieren gegen Ausbau der Kaserne in Sennewitz

Protest in Sennewitz Sennewitz: Anwohner protestieren gegen Ausbau der Kaserne in Sennewitz

Von Maximilian Mühlens 09.08.2018, 07:44
Auf einem großen Laken machen die Anwohner der Kaserne ihrem Unmut Luft.
Auf einem großen Laken machen die Anwohner der Kaserne ihrem Unmut Luft. Maximilian Mühlens

Halle (Saale)/Petersberg - Im Saalekreisdorf Sennewitz (Gemeinde Petersberg), am nördlichen Stadtrand von Halle, brodelt es seit Monaten. Der Eigentümer des ehemaligen Kasernengeländes an der Magdeburger Chaussee in Trotha, die Finsterwalder Transport und Logistik GmbH, möchte das Areal zu einem florierenden Gewerbegebiet ausbauen. Viele Anwohner sind offenbar vehement dagegen.

„Nein zum B-Plan! Erhalt unserer Lebensqualität und Natur“, steht in schwarzen Lettern auf einem weißen Laken geschrieben, das Anwohner des Döckritzangers in Sennewitz zwischen zwei Bäumen aufgehängt haben. Unterschriften werden auch gesammelt, in den Briefkästen liegen Informations-Flyer.

Finsterwalder wirbt mit Brief bei Anwohnern für Gewerbegebiet

Die Firma Finsterwalder, seit 2008 Eigentümer des rund 19 Hektar großen Geländes, hat die Aufstellung eines Bebauungsplans beantragt. Große Teile davon liegen auf dem Gemeindegebiet Petersberg, einige Hektar aber auch auf dem Gebiet der Stadt Halle. Letztere ist bei dem Bebauungsplanverfahren auch federführend.

Der MZ gegenüber wollte sich Finsterwalder - in Halles Norden als „Industriepark Halle Trotha GmbH und Co. KG“ vertreten - nicht äußern, eine Anfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Allerdings liegt der MZ ein mehrseitiges Schreiben vor, das die Finsterwalder-Tochter allen Bewohnern in Sennewitz zukommen ließ.

Darin wirbt das Unternehmen für das Projekt. Geplant sei demnach, in der Kaserne neben den bereits ansässigen Unternehmen hauptsächlich weitere Handwerks- und Gewerbebetriebe, Büro- und Lagermieter sowie Verwaltungsdienstleister oder auch öffentliche Einrichtungen anzusiedeln.

Protest gegen Gewerbegebiet: Über 1.000 Unterschriften gesammelt

Bernd Godziszewski, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat von Petersberg, ist ein entschiedener Gegner der Bebauungspläne. „Ich habe nichts gegen Wirtschaft, aber das Vorhaben hier ist eine Nummer zu groß“, so Godziszewski.

Der CDU-Mann ist Anlieger des Kasernengeländes legt aber Wert darauf, dass es ihm um das Gemeinwohl geht. „Die Bürger wollen nicht, dass die letzte große Freifläche zugebaut wird“, sagte Godziszewski. Seinen Angaben zufolge wird in dem Ort bereits das dritte Solarfeld gebaut, was ebenfalls eine große Fläche beanspruche.

„Es hat sich eine 14-köpfige Initiative aus Anwohnern gegründet, die die Bebauung verhindern will“, erklärte Godziszewski. Dafür hat die Initiative in den letzten Wochen Unterschriften gesammelt und diese im Petersberger Rathaus abgegeben. „Bis zum 30. Juli haben schon 1.004 Wahlberechtigte aus Sennewitz unterschrieben, es werden aber weiterhin Unterschriften gesammelt“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Neues Gewerbegebiet in Sennewitz?: Gemeinderat beschäftigt sich nochmal mit dem Thema

Somit wären nach Angaben der Initiative mehr als 71,5 Prozent der Wahlberechtigten aus Sennewitz gegen eine Bebauung. „Im Mai 2018 hat der Gemeinderat mehrheitlich gegen diese gestimmt, nun steht sie wieder auf der Tagesordnung“, so der Lokalpolitiker. Was für Verwunderung in Sennewitz sorgte.

„Es stimmt, die Sitzungsvorlage ist im Mai abgelehnt worden“, erklärte Hans-Joachim Meier, stellvertretender Bürgermeister in Petersberg. Bürgermeister Ulli Leipnitz habe gegen diese Entscheidung allerdings Widerspruch eingelegt. „Man muss sich fragen, ob sich die Gemeinde eine solche Ablehnung finanziell erlauben darf“, sagte Meier, der derzeit Bürgermeister Leipnitz vertritt. Dabei spielt Meier, der auch Kämmerer ist, auf die zu erwartenden Steuereinnahmen an.

Gerüchte um Ansiedlung von Flüchtlingen machen die Runde

Im Ort sorgt zudem das Gerücht, dass auf dem Kasernengelände auch Flüchtlinge untergebracht werden sollen, für große Unruhe. Belege dafür gibt es aber nicht. 2015 sollte auf dem Kasernengelände eine zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber entstehen. Dazu kam es nicht, weil andere Standorte im Land ausgesucht wurden.

In dem Schreiben von Finsterwalder steht, dass genau das verhindert werden soll. „Unser Grundstück wird im Flächennutzungsplan als ,Sonderfläche Bund’ ausgewiesen. Damit sind lediglich Nutzungsarten des Bundes möglich, wie zum Beispiel Militär aber auch Flüchtlingsunterkünfte. Dies wollen wir ändern“, steht in dem Schreiben, das alle Sennewitzer Haushalte erhalten haben. Um diese Änderung durchführen zu können, sei der Bebauungsplan nötig. Außerdem könne der Gemeinderat bei diesem auch „mitbestimmen und nicht gewollte Ansiedlungen verhindern“, heißt es weiter. (mz)