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Seit 20 Jahren "Seit 20 Jahren: Ex-Lehrer: "Ich möchte mit Gästen Stadthistorie erwandern"""

Von Silvia Zöller 12.03.2021, 10:05
Wolfgang Michaelis ist als  Stadtführer in Halle unterwegs - auch die Geschichte des Marktplatzes kennt er bestens.
Wolfgang Michaelis ist als  Stadtführer in Halle unterwegs - auch die Geschichte des Marktplatzes kennt er bestens. Silvio Kison

Halle (Saale) - Wolfgang Michaelis kennt die Geschichte der Stadt Halle aus dem Effeff. Ob es die Strohhofinsel, der kleine Petersberg  oder auch andere  meist eher  nicht so bekannte Ecken wie die „Küchendörfer“ im Osten der Stadt sind.  Seit 20 Jahren führt der frühere Berufsschullehrer Interessierte auf Wanderungen durch die Stadt.  „Insgesamt waren es bislang 11.900 Teilnehmer“, hat Michaelis genau Buch geführt.

Hallekenner feiert 80. Geburtstag und denkt nicht ans Aufhören

Am Freitag feiert der gebürtige Hallenser seinen 80. Geburtstag - an das Aufhören denkt er noch lange nicht. „Ich habe eigentlich für den 21. März den ersten Rundgang geplant“, sagt er. Ob  dieser aufgrund der Coronabeschränkungen stattfinden kann, ist noch offen. Fünf weitere Touren sind noch in diesem Jahr geplant. „Wenn ich mich gut fühle, mache ich auch weitere Lichtbildvorträge im laufenden Jahr“, sagt Michaelis. Und wenn es ihm gesundheitlich auch 2022  weiter gut geht, soll es auch dann mit ihm auf Wandertour gehen.

Angefangen hatte alles  - auch das ist genau in einem Büchlein festgehalten - am 17. April 2002. Damals war Michaelis im Förderverein des Stadtmuseums aktiv und hatte zu einer Wanderung auf den Spuren des Heimatforschers Schultze-Gallera (1865- 1945) eingeladen. „Das war alles Mund-zu-Mund-Propaganda, Freunde haben Bekannte mitgebracht“, erklärt er, wie im Schnitt 25 bis 30 Interessierte zusammenkamen. Bei einer Wanderung durch die Amtsstadt Giebichenstein im März 2008 war die Resonanz überwältigend: 80  Hallenser waren dabei, „ein Wahnsinnsinteresse“ freut sich Michaelis.

„Ich möchte mit Gästen Stadthistorie erwandern"

Auf 190 Wanderungen und bei 130 Lichtbildervorträgen, etwa in Kirchen oder Seniorenheimen, berichtet er immer wieder Spannendes aus der Heimatgeschichte. „Ich bin einfach ein neugieriger Mensch und stadthistorisch interessiert“, sagt er. Sein Wissen bezieht er aus seiner Bibliothek, in der es zahllose Bücher über die Saalestadt gibt. Gab es in früheren Jahren einen Jahresplan für seine Wanderungen, so beschränkt sich der nun fast 80-Jährige heute auf Veranstaltungen von März bis Oktober.

„Ich möchte auch mit den Gästen keine Kilometer schrubben, sondern die Stadthistorie erwandern“, nennt er seine Ziele.
So gab es  zum Beispiel 2020 Wanderungen zu besagtem kleinen Petersberg, der mitten in Halle liegt: „Da steht heute das Opernhaus drauf“, weiß er. Als 1884 das damalige Stadttheater gebaut wurde, sei der Petersberg abgetragen worden. Eine weitere Runde im Vorjahr begab sich auf die Spuren des halleschen Verschönerungsvereins.

Vom Hallekenner sind keine staubtrockene Vorträge zu erwarten

„Der hat unter anderem in der früheren Wildnis an den Klausbergen Wege angelegt, Bänke gesetzt und Büsche gepflanzt“, weiß Michaelis aus der Geschichte des Vereins zu berichten, der bis zum 1. Weltkrieg aktiv war. Die Strohhofinsel war einer der Anlaufpunkte einer Wanderung von Insel zu Insel im September des Vorjahres: Sie befindet sich in der Nähe des Hallmarktes und hat ihren Namen daher, dass die Salzsieder dort früher ihr Stroh gelagert haben.

Ob zum Wasserwerk in Ammendorf oder zur Geschichte der Heeres- und Nachrichtenschule in Heide-Süd, Wolfgang Michaelis liest keinen seiner Vorträge vom Blatt ab, sondern spricht frei. „Ich habe mein Konzept in der Tasche, aber schaue nicht drauf“, sagt er. Staubtrockene Vorträge seien  nicht sein Ding, „ich möchte Historien und Histörchen erzählen und etwas tun, das anderen Freude bringt“, sagt er. „Das hält fit.“ (mz)