Seit 120 Jahren Retter in der Not Seit 120 Jahren Retter in der Not: Ammendorfer Feuerwehr ist die größte der Stadt

Halle (Saale) - Sollte sich ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ammendorf jemals fragen, warum es sich ehrenamtlich all dem Stress und der Gefahr aussetzt - er braucht nur nach oben zu blicken. Über der Tür zur Fahrzeughalle steht: „Mit Kraft und Mut, für des Nächsten Gut“.
Mit Kraft und Mut sind die freiwilligen Kameraden nun seit 120 Jahren dabei. Am Samstag feierten sie ihr Jubiläum mit Löschvorführungen, Musik, Bierkistenstapeln vom Leiterwagen aus und so manchem historischen Fahrzeug. Eines ist Wehrleiter Thomas Sperling besonders ans Herz gewachsen, weil es schon in der Halle stand, als Sperling im Alter von sieben Jahren zur Feuerwehr kam. Es ist ein alter „S 4 000“ aus den 50er Jahren. „Er war bis 1984 hier in Ammendorf im Dienst“, sagte er. Das S stehe für den Hersteller Sachsenring, die 4.000 für die Nutzlast.
Nicht alles funktioniert tadellos an der alten Dame
Nicht alles funktioniert tadellos an der alten Dame, aber zum Glück haben die Ammendorfer ja noch ein paar andere Fahrzeuge in ihrer Halle stehen, wenn es wirklich ernst wird. Das passierte im Vorjahr ganze 270 Mal.
„Unser Ausrückbereich ist ziemlich groß“, sagte der Wehrleiter. Ein Teil der neuen ICE-Schnellfahrstrecke gehört genauso dazu, wie das dichte Wohngebiet südlich der Huttenstraße, Industrieanlagen in Radewell und Ödland im Südosten. 52 aktive Feuerwehrleute sorgen dafür, dass Hallensern in der Not geholfen wird. Damit ist die Ammendorfer Wehr nach Sperlings Angaben die größte freiwillige in Halle.
Zum Jubiläum hat die Feuerwehr eigens eine Festschrift erstellt
Zum Jubiläum hat die Feuerwehr eigens eine Festschrift erstellt. Darin ist auch etwas über das Gerätehaus in der Elsterstraße, ehemals Schillerplatz, nachzulesen, das noch nicht ganz so alt ist wie die Wehr. Zunächst gab es nur ein Spritzenhaus, das 1911 durch das heutige Gerätehaus ersetzt wurde - in nur 79 Tagen. In DDR-Zeiten litt das Gebäude unter mangelnder Pflege.
Erst 1983 wurde es saniert, unter anderem von Sperling, der auf alten Fotos zu sehen ist. Weil das Gerätehaus aber alsbald zu klein wurde, begann die Wehr kurz vor der Wende mit Planungen für eine Erweiterung. Vor allem mit eigener Arbeitsleistung gelang das Vorhaben, das nach der Wende beendet wurde. Im Jahr 2009 wurde das Gerätehaus dann noch einmal modernisiert, während die Retter in ein Ausweichquartier in der Fliederwegkaserne umzogen. (mz)