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Schwimmerin aus Halle Schwimmerin aus Halle: Theresa Michalak fehlt beim Vereinsmeeting

Von Petra Szag 26.02.2014, 22:04
Dieses Foto als Gruß aus Florida schickte Theresa Michalak der MZ.
Dieses Foto als Gruß aus Florida schickte Theresa Michalak der MZ. Privat Lizenz

Gainesville/Halle (Saale)/MZ - Theresa Michalak liebt es, im Wasser Riesenstrecken zu bewältigen. Schließlich tut sie das fast schon ein Leben lang. Und sie liebt Herausforderungen. Doch diese ist selbst der Abenteuerin eine Nummer zu groß: 7.752,27 Kilometer müsste sie eben Mal zurücklegen, um beim Schwimmfest ihres SV Halle in Neustadt wieder um die Trophäe mitkämpfen zu können. Jenem Meeting, bei dem sie fast schon zum Inventar gehört. Und das an diesem Wochenende seine 14. Auflage erlebt. Doch Theresa Michalak ist zu diesem Zeitpunkt am anderen Ende der Welt: im US-amerikanischen Gainesville. Exakt diese 7.752,27 Kilometer Luftlinie von ihrer Heimat entfernt. Inklusive eines ganzen Ozeans, der dazwischenliegt: dem Atlantik.

„Ich bin in Gedanken oft bei meinen Freunden in Halle, natürlich auch während unseres Schwimmfestes“, sagt die 21-Jährige. „Aber kommen werde ich nach Deutschland erst wieder Anfang Mai.“ Dann gilt es für die derzeit beste deutsche Lagenschwimmerin, sich bei den nationalen Titelkämpfen für die EM im Sommer in Berlin zu empfehlen.

Keine Frage, die Hallenserin hat Großes vor. Deshalb hat sie ihren Lebensmittelpunkt für vier Jahre nach Florida verlegt. Dort trainiert sie - parallel zu ihrem Sportwissenschaftsstudium - seit gut einem Monat unter Chefcoach Greg Troy, der einst Superstar Ryan Lochte in die Weltspitze geführt hat.

Im Training mit Seilen festgebunden

Viel Neues stürzt seitdem auf Theresa Michalak ein. Das Training beispielsweise ist mit ihrem bisherigen beim SV Halle nicht zu vergleichen. „Wir trainieren hier komplett anders“, berichtet die Erstsemesterin. Zwar geht es auch bei den Gators, wie ihr sehr internationales Uni-Schwimmteam offiziell heißt, zweimal am Tag ins Wasser: früh ab 6.30 Uhr und nach den Seminaren und Vorlesungen am Nachmittag noch einmal. „Wir machen aber weniger Krafttraining. Dafür tragen wir im Wasser Gürtel mit Gewichten und sind mit Seilen verbunden, die an der Decke befestigt sind und die uns immer wieder zurückziehen.“

Ein Großteil der Nationalmannschaft kommt am Wochenende zum Schwimmfest des SV Halle. So haben sich beispielsweise die WM-erfahrenen Brüder Steffen und Markus Deibler, Yannick Lebherz, Christoph Fildebrandt, Felix Wolf oder Dorothea Brandt für einen Start in Halle und nicht beim zeitgleichen Meeting in Berlin entschieden.

Vom Ausrichter SV Halle wird - bis auf Theresa Michalak - alles dabei sein, was Rang und Namen hat. Allen voran Paul Biedermann. Der Doppel-Weltrekordler auf den mittleren Freistilstrecken hatte im vergangenen Jahr wegen einer Erkrankung noch passen müssen.

Im Vorjahr ging der Sieg an Rücken-Europameisterin Jenny Mensing aus Wiesbaden. Auch die Vorjahreszweite Daniela Schreiber will beim Kampf um den Gesamtsieg wieder ein Wörtchen mitreden. Interessant wird sein, wie sich die „jungen Wilden“ vom SV Halle schlagen, die von den Medaillengewinnern der Europäischen Jugendspiele und der Jugend-Europameisterschaft Hendrik und Marek Ulrich sowie Laura Riedemann angeführt werden.

Die Vorläufe in der Neustädter Schwimmhalle an der Magistrale beginnen am Sonnabend um 9.30 Uhr. Höhepunkt am ersten Wettkampftag werden ab 16 Uhr die Finals aller Stilarten über 50 Meter sein. Am Sonntag steht gegen 12 Uhr das Superfinale an.

Zum Modus: Alle, die sich Chancen auf das Superfinale machen, müssen vorab Top-Zeiten über 50, 100 und 200 Meter in der Stilart ihrer Wahl anbieten. Diese werden anhand der 1 000-Punkte-Tabelle (1 000 Punkte gibt es für den Weltrekord) umgerechnet. Die in der Addition sechs Zeitschnellsten der einzelnen Entscheidungen dürfen im Finale noch einmal als Solisten den Kampf gegen die Uhr aufnehmen. Dabei können sie auf die Dienste eines von ihnen gewählten Tempomachers zurückgreifen. Auch hier wird mit Hilfe der Punktetabelle umgerechnet. (zag)

Der Eintritt zum Schwimmfest ist an beiden Tagen frei.

Was noch bemerkenswert ist: „Wir schwimmen immer 50 Meter mehr als im Wettkampf.“ Heißt: Sie setzen quasi immer noch einen drauf. Und auch ihre starken Trainingspartner sind für die deutsche Lagenmeisterin ein Motivationsfaktor. „Alle zeigen ganz deutlich, dass sie etwas erreichen wollen. Ich habe das Gefühl, dass sie lieber sterben wollen als zu verlieren.“

Sich zerreißen für ihren Sport - das ist das, was auch die ehrgeizige SV-Schwimmerin auszeichnet. Deshalb ärgert sie sich selbst am meisten darüber, dass sie zuletzt nicht so konnte, wie sie eigentlich wollte. Husten und Fieber lassen noch immer nicht das volle Programm zu. Eine Folge gewaltiger Temperaturschwankungen.

Wer hätte das gedacht, dass früh am Morgen in dem von der Sonne geküssten Landstrich nicht mehr als null Grad herrschen. „Das Wetter spielt hier verrückt“, bestätigt Theresa Michalak und liefert damit auch gleich die Erklärung die für Florida ungewöhnliche Blässe. Als es sie Anfang des Jahres an die fünftgrößte Universität Amerikas zog, hatte die „Auswanderin“ gerade einmal eine lange Hose im Gepäck. Also hat sie sich gleich noch ein paar neue gekauft.

Mobil mit einem Motorroller

Und dazu noch einen Motorroller, so einen drolligen Scooter. Der ist nicht nur praktisch, sondern entspricht auch ihrem neuen Lebensgefühl. Wie auch das Tattoo, ihr mittlerweile achtes, das neuerdings ihren rechten Unterarm ziert. Der nach vorn schnellende Pfeil hat für sie symbolischen Wert. „Genau dieses Gefühl versuche ich festzuhalten.“

Mit dem Studium kommt die einstige Sportschülerin gut zurecht, ebenso wie mit dem Studentenleben. Mit einer ihrer neuen Freundinnen will sie sich demnächst ein Appartement nahe dem Campus suchen und sich dann auch ihren Traum von einem eigenen Haustier, vielleicht sogar einer Nacktkatze, erfüllen. So passt sie sich dem extremen Wetter doch noch an und ist auch ein bisschen verrückt - im positiven Sinne.