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Schwibbögen mit Händel und Co.  Schwibbögen aus Halle (Saale): Matthias Karste schnitzt Halles Skyline mit Händel und Co.

Von Julia Rau 05.11.2017, 11:00
Mehr als 200 Mal muss die Säge für eine Halle-Motiv ins Holz geführt werden.
Mehr als 200 Mal muss die Säge für eine Halle-Motiv ins Holz geführt werden. Lutz WInkler

Halle (Saale) - Weihnachten ist noch zwei Monate entfernt, aber Matthias Karste ist schon mittendrin. Der 28-Jährige fertigt in Handarbeit Schwibbögen mit Städtemotiven. „Für mich ist jetzt schon Hochsaison“, sagt er. Jeden Tag steht der studierte Pharmazeut von morgens bis abends in seiner Werkstatt und sägt die feinen Motive aus drei Millimeter dünnen Holzplatten.

Ein falscher Schnitt und Händel verliert einen Arm oder Halles Skyline einen Turm. Tatsächlich passieren kaum noch Fehler, wenn er über 200 Mal pro Halle-Bogen die Bohrmaschine im Holz versenkt oder die Linien mit der Dekupiersäge herausarbeitet.

Im Sommer stand Karste noch hinterm Apothekentresen

Im Sommer stand Karste noch hinterm Apothekentresen. Für die Weihnachtssaison hat sein Chef ihm freigegeben, so dass er schon Wochen vor dem Fest mit den Vorbereitungen loslegen kann: Sägekreischen und Holzstaub von früh bis spät, „und Hörbücher laufen nebenbei“, sagt er.

Gerade arbeitet er Vorbestellungen ab und stockt das Lager auf. Dieses Jahr möchte er die Halle-Schwibbögen in petto haben, „so dass ich nur noch die Teile zusammenbauen muss und sie dann gleich verkaufen kann“. Bisher vertreibt er seine Werke online und auf dem halleschen Weihnachtsmarkt. Die Nachfrage steige unentwegt.

„Wir haben schon Halle-Schwibbögen nach New York und Las Vegas geschickt“

„Wir haben schon Halle-Schwibbögen nach New York und Las Vegas geschickt“, erzählt er. Die meisten gehen an Exil-Hallenser, die ein Stück Heimat bei sich haben möchten. 45 verschiedene Städte hat Karste aktuell im Angebot, am besten geht nach wie vor Halle. Die Vorlagen gestaltet er alle selbst. Hin und wieder fährt er dafür auch mal in die Städte, die er nachbauen soll „damit ich weiß, welche Kirche für die Einwohner die wichtige ist.“

Mittlerweile gibt es sogar ähnliche Produkte von der Konkurrenz. „Es ärgert mich aber, wenn Leute das vergleichen, weil andere eben Massenproduktion machen mit Lasertechnik und ich wirklich alles in Handarbeit herstelle.“

Idee kam „bei zwei Glühwein zu viel in der Weihnachtsmarktbude“

Auf die Idee, mit Mitte 20 Schwibbogen zu bauen, ist er, wie er sagt, „bei zwei Glühwein zu viel in der Weihnachtsmarktbude“ gekommen. Schon seit Jahren arbeitet Karste in den Hütten, die sein Schwiegervater betreibt. Nebenbei baute er schon Möbel selbst, kochte Marmeladen und Sirup. Warum also nicht auch die Weihnachtsdeko selber machen? Angefangen hat er 2013 in seinem Badezimmer mit sechs Bögen. „Der Raum war winzig, alles lag auf dem Boden und wenn jemand zur Toilette wollte, musste ich meine provisorische Werkstatt abbauen“, erzählt er. (mz)