Schwer verletzter Radfahrer in Halle Schwer verletzter Radfahrer in Halle: Ermittlungen gegen Polizisten im Unfallauto

Halle (Saale) - Zwei Wochen nach dem schmerzhaften Ende einer ungewöhnlichen Verfolgung in Halle ermittelt die Polizei nun gegen einen Beamten aus den eigenen Reihen.
Bei der Aktion in der Reilstraße war ein 26-Jähriger mit seinem Fahrrad erst gegen einen Streifenwagen der Polizei geprallt und dann schwer gestürzt. Der Mann musste mit schweren Kopfverletzungen in die Universitätsklinik der Saalestadt eingeliefert werden. Ein Polizist hatte versucht, den Hallenser Franz Müller mit einem Einsatzfahrzeug auf dem Radweg zu stoppen.
"Bislang sind zwölf Zeugen, darunter fünf Polizeibeamte und fünf Zeugen, die sich aufgrund der Berichterstattung gemeldet haben, vernommen worden", sagte Polizeisprecherin Anja Koppsieker auf MZ-Nachfrage. Ansonsten hält sich die Polizei mit Darstellungen zum Unfallhergang aber zurück. Nach ersten Polizeimeldungen soll der Radfahrer eine rote Ampel nicht beachtet haben und daraufhin vom Polizeifahrzeug mit Blaulicht und Lautsprecheransagen zum Halten aufgefordert worden sein. „Doch der 26-Jährige reagierte nicht und fuhr weiter“, so Koppsieker. Deshalb habe sich der Fahrer des Mercedes Sprinter entschlossen, sein Auto an der Kreuzung zur Feuerbachstraße quer zum Radweg zu stellen. Dabei habe Müller den Streifenwagen touchiert und sei gestürzt.
Mutter widerspricht
Diesen Aussagen hatte die Mutter des Hallensers heftig widersprochen. "Die Polizisten sind über den Radweg in die Rabatte gefahren und haben meinen Sohn dabei gegen die Laterne gedrückt. Das Auto hat sogar einen großen Stein um zwei Meter verrückt. Das war völlig unverhältnismäßig“, sagte Birgit Müller. Ihre Schwiegertochter hatte daraufhin Anzeige gegen den Fahrer des Streifenwagens erstattet.
Inzwischen ermittelt man auch bei der Polizei. "Gegen den Fahrzeugführer wird wegen fahrlässiger Körperverletzung und wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt", bestätigte Koppsieker am Dienstag. So habe mittlerweile das Sachgebiet 6 des Revierkriminaldienstes den Fall übernommen. Neben Verkehrsstraftaten wie Fahren ohne Fahrerlaubnis oder Verstöße gegen das Pflichtversicherungsgesetz werden hier auch alle Straftaten, die im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen stehen ermittelt. (mz)