1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Schüsse wecken Paulusviertel auf

Schüsse wecken Paulusviertel auf

Von Michael Tempel 01.04.2008, 17:50

Halle/MZ. - Rentner Heinz Hoge aus dem halleschen Paulusviertel ist gestern Morgen jäh aus dem Schlaf gerissen worden: "Ich hörte Schreie und dachte, dass sich Jugendliche streiten. Anschließend hat es etwa fünf Mal geknallt, und ich dachte, die zünden Knaller. Doch dann rief jemand um Hilfe", berichtete der 73-Jährige. Was wirklich passiert war, erfuhr er etwas später: Kurz vor 6 Uhr war in der Nachbarschaft ein 49-jähriger Anwalt von einem Unbekannten niedergeschossen worden. Das Opfer schwebt laut Polizei nach einer Notoperation in Lebensgefahr.

"Er wurde von mehreren Schüssen getroffen", sagte Polizeisprecher Siegfried Koch. Der Anwalt sei im Flur seines Wohnhauses von einer Nachbarin gefunden worden. Genauere Erkenntnisse zum Hergang und zu den Hintergründen des Verbrechens gebe es nicht. So sei Koch zufolge auch unklar, ob die Schüsse im oder vor dem Haus fielen.

Auch eine Spur zum Täter fehlt bisher. Laut dem Sprecher wollen Nachbarn einen 25 bis 30 Jahre alten, 1,75 Meter großen Mann mit sportlicher Statur beobachtet haben, der unmittelbar nach der Tat mit einem weinroten Kleinwagen davongefahren sei. Der Unbekannte trug schwarze Kleidung und eine eng anliegende schwarze Wollmütze. Das Auto parkte schräg gegenüber von dem schmuck sanierten Altbau, in dem der Anwalt wohnt. Bei dem Opfer handelt es sich nach MZ-Informationen um einen Juristen, der sich unter anderem auf Scheidungs- und Familienrecht spezialisiert hat.

"Er ist ein gerechter und guter Mensch", sagte Katalyn Abraham, die Stunden nach dem Anschlag am Tatort in der Adolf-von-Harnack-Straße vorbeikam und eine gute Bekannte des Anwalts ist. Das Geschehene schockiere sie zutiefst. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie es dazu kommen konnte", sagte sie. Kurze Zeit nachdem die Polizei von Nachbarn alarmiert worden war, wurde der Tatort weiträumig abgeriegelt. Etwa 30 Beamte, darunter Experten vom Landeskriminalamt, begannen mit einer aufwendigen Spurensicherung und mit der Befragung der Anwohner. Spürhunde wurden eingesetzt.

Die Untersuchungen dauerten bis zum späten Nachmittag. Unter anderem wurden auf der Straße mehrere leere Patronenhülsen sowie eine Münze gesichert. Letztere lag an der Stelle, an der das vermeintliche Fluchtauto parkte.

Bestürzt reagierte Horst Heyroth, Vorsitzender des Anwaltsvereins Halle, auf die schreckliche Nachricht. "Wenn wirklich Zusammenhänge mit seinen beruflichen Aktivitäten bestehen sollten, dann wäre das sehr schlimm", so Heyroth. Ihm sei bisher kein Fall bekannt, in dem ein Kollege aufgrund seiner Arbeit Ziel einer vergleichbaren Straftat geworden ist.

Einsatzkräfte der Polizei in Halle/Saale am Tatort der Schießerei. (MZ-Foto: Jan Möbius)
Einsatzkräfte der Polizei in Halle/Saale am Tatort der Schießerei. (MZ-Foto: Jan Möbius)
CARDO
Einsatzkräfte der Polizei in Halle/Saale am Tatort der Schießerei, der weiträumig abgesperrt wurde. (MZ-Foto: Jan Möbius)
Einsatzkräfte der Polizei in Halle/Saale am Tatort der Schießerei, der weiträumig abgesperrt wurde. (MZ-Foto: Jan Möbius)
CARDO