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Zu wenige Plätze? Schulen in Halle haben zu wenige Plätze: "Stadt verpennt seit Jahren die Schulplanung"

Von Silvia Zöller 15.03.2019, 14:30
Die IGS in Halle ist ein imposanter Schulaltbau.
Die IGS in Halle ist ein imposanter Schulaltbau. Thomas Meinicke

Halle (Saale) - In vielen Familien wird es nach dem Wochenende wohl lange Gesichter geben: Die Stadt und die freien weiterführenden Schulen verschicken die Zusagen für die zukünftigen Fünftklässler. Absagen werden dabei vor allem die Eltern bekommen, die ihre Kinder an der Integrierten Gesamtschule (IGS) angemeldet haben: Auf die 112 Plätze gab es 265 Bewerber - 153 Kinder werden so auf die Nachrückerliste gesetzt.

Auch an der 2.IGS werden nicht alle Schüler lernen können, die dort ihren Erstwunsch angemeldet haben. 112 Fünftklässler werden angenommen, 128 haben sich beworben. „16 Kinder kommen auf die Nachrückerliste“, nennt Thomas Senger, Vorsitzender des Stadtelternrates, die aktuellen Zahlen.

Stadtelternsprecher von Halle: „Das ist ein eindeutiger Rechtsbruch.“

Senger ist sauer: „Das ist ein eindeutiger Rechtsbruch.“ Wer sein Kind auf eine Gesamtschule schicken möchte, habe einen Rechtsanspruch darauf. Weil es in der Stadt nicht genug Plätze an Gesamtschulen gibt, schlage die Stadt dann Plätze an anderen Schule vor. „Das Problem ist seit Jahren da. Und die Stadt verpennt seit Jahren die Schulplanung“, so Thomas Senger.

Auch wenn wohl ab 2023, so die Planung, die neue Holzplatzschule nicht mehr Ausweichquartier sein wird und dann eine dritte IGS dort einziehen soll, werde das Problem nicht gelöst. Kurzfristig müssten vielmehr die erste und die zweite IGS fünf- statt vierzügig betrieben werden, um zumindest einem Teil der Schüler ihren Wunsch zu erfüllen. Denn das funktioniere ja auch am Giebichenstein-Gymnasium, das ab dem kommenden Schuljahr wieder fünfzügig wird, um den Ansturm auf die Gymnasien zu bewältigen. „Schüler an Gymnasien haben offensichtlich mehr Recht, ihr Recht zu bekommen als Gesamtschüler“, meint Senger.

Schulplätze in Halle: Auch an den Gymnasien werden nicht alle Kinder dort lernen können, wo sie es möchten

Aber: Auch an den Gymnasien werden nicht alle Kinder dort lernen können, wo sie es möchten, sondern werden auf freie Plätze an anderen Gymnasien verteilt: Über 200 Anmeldungen gab es am Giebichenstein-Gymnasium auf die 140 Plätze, am Neuen Städtischen Gymnasium möchten 224 Mädchen und Jungen lernen, aber es gibt nur 112 Plätze. Das anmeldungsstärkste Gymnasium der Stadt ist übrigens das Elisabeth-Gymnasium, das in freier Trägerschaft der katholischen Edith-Stein-Stifung ist.

„Wir hatten 250 Anmeldungen, können aber nur 112 Plätze anbieten“, sagt Schulleiter Michael Mingenbach. Die Schule habe keine räumlichen Kapazitäten für eine Fünfzügigkeit - und ein Anbau oder eine Erweiterung sei derzeit auch nicht geplant.

CDU-Politiker: „Wir werden neben der Holzplatzschule noch einen weiteren Schulneubau brauchen.“

Was tun? Andreas Schachtschneider, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat, hat eine klare Antwort: „Wir werden neben der Holzplatzschule noch einen weiteren Schulneubau brauchen.“ Welche Schulform diese Bildungseinrichtung haben soll, müsse noch diskutiert werden - der Zuwachs an Schülern in Halle sei aber Fakt. „Es kann auch helfen, den Stellenwert von Gemeinschafts- und Sekundarschulen zu heben“, meint Schachtschneider.

SPD-Bildungsexperte Torsten Schiedung hat ebenfalls die Sekundarschulen im Blick: „Die Gesamtkonferenzen dieser wenig nachgefragten Schulen könnten überlegen, ob sie sich nicht analog wie die Heine-Schule in Neustadt das Konzept einer Gemeinschaftsschule geben wollen.“

Auch für Hendrik Lange (bildungspolitischer Sprecher „Die Linke“) steht fest, dass der Bedarf an zusätzlichen Gesamtschul-Plätzen da ist. „Für dieses Jahr ist das Losverfahren durch. Für nächstes Jahr sollten wir über eine Übergangslösung sprechen“, so Lange. Die könnte so aussehen: Beide integrierten Gesamtschulen werden fünfzügig, bis die dritte IGS am Holzplatz öffnet. (mz)