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Schneeball-System Schneeball-System: Der Traum vom großen Geld

Von SILVIA ZÖLLER 01.08.2011, 17:50

Halle (Saale)/MZ. - Die Werbeannoncen hörten sich nach leicht verdientem Geld an: Wer mit seinem eigenen Auto am Wochenende Personen chauffiert, kann damit 550 Euro verdienen. Der Haken an der Sache war jedoch der, dass Interessenten dafür erst einmal ein Persönlichkeitsseminar machen mussten - Kostenpunkt: 4 150 Euro. Und dann wieder neue Interessenten für diese Seminare werben, die anschließend eben mit dem eigenen Wagen zu den Seminaren gebracht werden sollten.

Mit einem klassischen Schneeball-System versuchte die in Großkugel (Gemeinde Kabelsketal) ansässige Firma PPV (Produkt-Promotion-Vertrieb) seit 2002 das große Geld zu machen. Unter anderem bei so genannten Informationsveranstaltungen in einem Hotel in Peißen, aber auch in Leipzig und anderen Orten wurden rund 4 600 Menschen hinters Licht geführt - mit psychologisch durchdachten Präsentationen von attraktiven Blondinen. Allein die Hauptakteurin der PPV, eine Frau aus Leipzig, soll 4,4 Millionen Euro abgezockt haben und wurde dafür vom Landgericht Leipzig verurteilt.

Jetzt muss sich das Landgericht Halle mit dem Fall beschäftigen. Seit Montag muss sich die 54-jährige Cordula K. aus Kleingörschen (Burgenlandkreis) vor den Richtern in einem Berufungsprozess verantworten. Sie gehörte als Vertriebsmanagerin der PPV zur oberen Etage des Schneeball-Systems - und wurde vom Amtsgericht Halle im Januar 2010 zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Allerdings wegen Betrugs, da sie aufgrund falscher Angaben Sozialleistungen erhalten hatte.

Der Vorwurf des unlauteren Wettbewerbs im Zusammenhang mit der PPV hatte das Schöffengericht damals fallen gelassen. Sowohl die Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft legten gegen das Urteil Berufung ein.

Dass Cordula K. nun am Landgericht schlechte Karten hat, machte der Vorsitzende Richter Helmut Tormöhlen gleich klar. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs könne man davon ausgehen, dass das Urteil des Amtsgerichts Halle unrichtig sei. "Es ist die Frage, ob es nötig ist, 40 Zeugen an 21 Verhandlungstagen zu hören", sagte der Richter. Nach einem Rechtsgespräch lenkte Cordula K. ein und legte ein Geständnis ab. Allerdings muss sie nun mit einer höheren Strafe als im Amtsgerichts-Prozess rechnen. Zwischen einem Jahr und zehn Monaten und zwei Jahren Haft auf Bewährung wurden ihr im Gegenzug für das Geständnis zugesichert. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.