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Schmiereren Schmiereren: Harte Bandagen für Berliner

Von Ronald Dähnert 03.09.2002, 18:38

Halle/MZ. - Das Phänomen Graffiti ist auch in anderen deutschen Städten unübersehbar. Ob in Chemnitz, Leipzig, Potsdam oder Berlin, überall schlagen sich die Verantwortlichen mit den Schmierereien herum. Dabei werden bei unterschiedlicher Herangehensweise oft dieselben schlechten Erfahrungen gemacht. Allein Teilerfolge sind zu verzeichnen.

Partielle gute Erfahrungen hat Knut Grellmann dort gemacht, wo es um städtische Gebäude geht. Grellmann, in Potsdam Bereichsleiter Gebäudemanagement städtischer Häuser, berichtet von einer an die Verwaltung gebundene Firma, die aufwändig aber effektiv gegen Graffiti vorgeht. Werden irgendwo Schmierereien entdeckt, erstellt die Firma "die absolut gleiche Fassaden-Farbe", so Grellmann, mit der die Graffiti sofort übertüncht werden. Vorteil der Methode: Nur die Schmiererei wird übermalt. Allerdings zahle Potsdam dafür etwa 50 000 Euro jährlich, bei 15 städtischen Gebäuden. Grellmann versicherte gegenüber der MZ, dass schnelle Graffiti-Beseitigung die Sprayer vergrault. Probleme habe Potsdam aber mit Privathäusern, deren Besitzer sich die teure Reinigung nicht leisten können.

Ähnlich ist es in Leipzig. Weil das Graffiti-Problem so gravierend ist, hätten sich vor kurzem Politik, Polizei und Wirtschaft auf einen Maßnahmeplan geeinigt. Nach den Worten von Jörg Zimmermann, Graffiti-Beauftragter, sei schon das politische Bekenntnis gegen die Schmierer wichtig. Die Folge davon sei eine Werbeaktion ("Graffiti zerstören die Gesellschaft") und ein Aktionsbündnis. Positive Reaktionen habe es seitens der Wirtschaft gegeben, denn große Kaufhausketten hätten sich dem Bündnis angeschlossen. Zudem habe die Verwaltung eine Telefonnummer geschaltet, die Zeugen von Schmierereien rund um die Uhr anrufen können.

Viel Mühe mache sich die Chemnitzer Polizei seit Jahren im Kampf gegen die Sprüher. Heidi Hennig, Sprecherin der Polizeidirektion, berichtete von einer Ermittlungsgruppe, deren Mitglieder die Graffitis unter anderem digital erfasst. So habe man bei der Festnahme eines Sprayers sofort Beweise dafür in der Hand, dass dieser auch an anderen Orten der Stadt seine Zeichen hinterlassen hat. Letztlich sei aber selbst mit diesem Aufwand den Schmierereien kaum beizukommen, so Hennig.

Harte Bandagen gelten in der Bundeshauptstadt für Hausbesitzer. Nach Angaben von Peter Krüger-Pammin, Leiter der Projektgruppe "Saubere Stadt" beim Berliner Senat, sind Eigentümer per Erlass verpflichtet, die Graffiti innerhalb einer Frist beseitigen zu lassen. Krüger-Pammin räumt ein, dass ein Vorgehen gegen die Sprüher wegen fehlender Gesetze schwierig sei. Kürzlich sei ein Konzept erstellt worden, das unter anderem ein Ausstiegsprogramm aus der Sprayerszene vorsehe. Für konkrete Zahlen sei es aber noch zu früh.