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Sammlung Sammlung: Walpenis schlummerte im Archiv

Von MICHAEL DEUTSCH 03.11.2009, 21:08

HALLE/MZ. - Es ist ein besonderes Geschenk, das die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina erhielt. Der Walpenis ist braun, 1,27 Meter lang und wiegt zweieinhalb Kilo. Er gehört nun zu den ältesten naturkundlichen Sammlungsstücken der Universität.

Genetischer Beweis

Das mehr als 200 Jahre alte Präparat schlummerte lange im Archiv der halleschen Leopoldina. Solange, bis im Mai vergangenen Jahres mit Danny Weber ein neuer Archivar kam. Der 31-Jährige stieß bei seiner Sichtung der Bestände auf das Exponat und hielt es zunächst für ein Tierhorn. Weber wurde allerdings stutzig. Das aus Haut und Muskeln bestehende Präparat wurde im Zoologischen Institut der Uni Halle analysiert. Und ein Gewebetest am Institut für Biochemie und Biologie der Uni Potsdam brachte schließlich den genetischen Beweis: Das Stück stammt von einem Grönlandwal. Allerdings sind die Experten erst nach fünf Untersuchungen auf das Wal-Erbgut gestoßen. Bei den vier vorangegangenen Tests konnte nur menschliche DNA nachgewiesen werden. "Das zeigt, durch wie viele Hände das Stück in 200 Jahren ging", sagt Frank Steinheimer, Projektleiter des künftigen Naturkundlichen Museums der Uni Halle.

Die auch Ruten genannten Penisse der Wale sind einst häufig an Naturalienkabinette verkauft worden. Die 16 Meter langen und bis 70 Tonnen schweren Grönlandwale seien für Walfänger im Nordmeer leichte Beute gewesen, so Steinheimer. "Nach dem Harpunieren gingen sie nicht unter, man konnte sie leicht bergen."

Blick in die Vergangenheit

Der Walpenis sei vermutlich das letzte noch in Halle vorhandene Relikt der längst verloren gegangenen naturkundlichen Sammlung der Leopoldina, sagte Weber. Von ihm erhoffen sich die Wissenschaftler nun weitere Erkenntnisse. "Stücke wie dieses bieten ein einmaliges Datenreservoir," sagte Steinheimer. "Beispielsweise können Messungen zur damaligen Umweltbelastung, zum Klima, zu historischer Populationsgenetik und zu den Krankheiten der Tiere angestellt werden."