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Sammler unterwegs auf der Spur von Turnvater Jahn

Von RALF BÖHME 27.09.2009, 16:48

PETERSBERG/MZ. - Der Historiker widmet sich seit 2001 aus eigenem Antrieb der Jahn-Erbeforschung.

Die Herausforderung entwickelt ihren Reiz aus der Widersprüchlichkeit von Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852). Je nach Blickwinkel könne Jahn, dessen Motto "frisch, fröhlich, fromm und frei" lautete, als Reformer oder als Reaktionär gesehen werden. Wegen seines Aufbegehrens gegen die napoleonische Fremdherrschaft gilt vor allem der junge Jahn, der in Halle studierte, als Patriot. Fragwürdig erscheint dagegen beispielsweise das demonstratives Eintreten des späteren Freyburgers für Ruhe, Ordnung und Kaisertum in der Revolutionszeit 1848. Warum ausgerechnet Jahn so vielfältig abgebildet ist, erklärt Walter Müller so: "Bleibend ist sein Wirken als Turnvater, der den Sport unter das Volk gebracht hat." Ursprünglich hatte der Sammler mit vielleicht maximal 70 Medaillen, Abzeichen und Plaketten gerechnet. Inzwischen rechnet Müller, dass es mindestens die zehnfache Menge geben muss. Immer wieder gebe es neue Hinweise aus der Zunft der Heimathistoriker und Ortschronisten. Aber auch der Zufall, beispielsweise auf Trödelmärkten, helfe oft weiter.

In einigen Jahren will der Forscher sich deshalb daran machen, eine Bibliografie der numismatischen Jahn-Erinnerungsstücke zu schreiben. Seine Überzeugung: "Ob es das 1899er Kreisturnfest in Bitterfeld ist, der 1933er Städtewettkampf Hamburg-Berlin-Leipzig oder das Vaterländische Turnen 1961 in Freyburg ist, jede Prägung hat ihre Geschichte, die erzählenswert ist."

Nahezu 150 Exemplare präsentiert Müller aus dem Jahren 1863 bis 1890. Noch einmal 120 Stücke kommen im Zeitraum 1900 bis 1945 hinzu. Auch danach bricht die Jahn-Verehrung nicht ab, wie noch einmal 150 Exemplare aus Ost und West belegen. Der Witz der Geschichte steckt dabei für Müller im Detail. Auffällig ist für ihn, dass vor allem in der frühen DDR vorzugsweise der junge Jahn, im Westen Deutschlands häufiger der alte Jahn abgebildet worden sei..

Die Ausstellung auf dem Petersberg ist bis zum 1. November täglich - außer montags - 10 bis 17 Uhr zu sehen.