Salzwirker-Brüderschaft Salzwirker-Brüderschaft: Halloren packen ihren Silberschatz aus

Halle (Saale) - Dieser Schatz ist einmalig. Nicht nur seine Größe und sein Alter sind beachtlich, er hat auch eine spannende, wechselvolle Geschichte, die jetzt in einer druckfrischen Publikation der Halloren auf 400 Seiten nachzulesen ist. Sten Michelson, Erster und Regierender Vorsteher, stellte am Montag erstmals das schwergewichtige Buch „Der Brüderschaft verehret - Die Silberbecher und Pokale der Halloren“ vor, im Eigenverlag und mit finanzieller Unterstützung der Saalesparkasse erschienen - passend zur gerade erfolgten Aufnahme der Salzwirker-Brüderschaft in das bundesweite Verzeichnis als immaterielles Kulturerbe.
Anno 1671 schon wurde der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle, 1491 gegründet, der erste Silberbecher geschenkt. Den übereignete die hallesche Bürgerschaft zum Dank für die Hilfe in Feuersnot den Halloren, die fortan ihren immer größer werdenden Silberschatz hegten und pflegten.
Und sogar verstecken mussten: „Während des Zweiten Weltkrieges war der Silberschatz - wie auch das komplette Stadtarchiv und die Kunstschätze der Moritzburg - in einer Höhle unter der Bösenburg im Mansfeldischen in Sicherheit gebracht worden“, berichtet der Beutelherr der Halloren, Rüdiger Just, über das Schicksal des legendären, heute 94 silberne Trinkgefäße, zwei silberne Gürtelketten und die Amtskette des Ersten und Regierenden Vorstehers umfassenden Silberschatzes. Mit Hilfe der Amerikaner, die Halle 1945 befreiten und - auch dank der Vermittlung Felix Graf Luckners - Fahrzeuge zur Verfügung stellten, konnte der Schatz zunächst in die Moritzburg gebracht werden. Am Vorabend des Einmarschs der sowjetischen Truppen gab Luckner dem damaligen Ersten Vorsteher, Max Frosch, den entscheidenden Tipp: „Ihr habt drei Stunden, um den Schatz in Sicherheit zu bringen!“ Daraufhin wurden die kostbaren Silberbecher und Pokale in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Frosch und dessen Sohn Eugen mit dem Handwagen in ein Fachwerkhaus auf der Saline-Halbinsel geschafft. Erst in den 50er Jahren wagten die Halloren es, ihren Schatz - immerhin der einzige von Kriegsverlusten verschont gebliebene Innungsschatz ganz Deutschlands - öffentlich zu zeigen.
Und auch heute wird der Silberschatz, zu dem Schenkungen der jeweiligen Landesherren, traditionsreicher hallescher Unternehmen sowie in neuerer Zeit auch der Stadt sowie der Ministerpräsidenten gehören, nur selten gezeigt. Eine der wenigen Gelegenheiten ist das Schausieden der Halloren. Für das Frühlingssieden am kommenden Sonntag haben die Thalbrüder ihren Schatz schon aus dem Tresor geholt und in die Vitrinen gestellt. Von 10 bis 17 Uhr haben Besucher dann nicht nur Gelegenheit, das „Tafelsilber“ der Halloren im Salinemuseum zu bestaunen, sondern auch eine der auf 400 Exemplare limitierten Publikation zu erwerben. (mz)
Schausieden der Halloren am Sonntag, 29. März, 10 bis 17 Uhr