Sagen und Geschichten Sagen und Geschichten: Halunken Hans und Halles Esel

Halle (Saale) - Gut möglich, dass Passanten am Mittwoch zwischen Markt und Domplatz zwei maskierten „finsteren Gestalten“ in braunen Umhängen begegnen - und das am hellerlichten Tage! Doch keine Angst: Die beiden Unbekannten, denen auf ihrem Zug durch die Stadt auch noch rund 30 Kinder folgen, sind mitnichten die halleschen Nachfolger des berüchtigten „Rattenfängers von Hameln“, sondern zwei hübsche junge Frauen auf Stadtführung: Julia Raab und Anja Schwede haben Theaterpädagogik und - im Falle von Julia Raab - zusätzlich Figurentheater studiert und für Halles Kinder und Familien ein neues Angebot erarbeitet.
„Wir wollen Kindern ab sechs Jahren die Stadtgeschichte auf spielerische Weise und interaktiv nahebringen“, erklärt Julia Raab, die den Hallensern bereits als „Die Dicke“ bekannt sein dürfte. Als solche hat sie Straßentheater in Form einer Performance gemacht. Nun bietet Halles Innenstadt den beiden Frauen erneut ein Podium - nämlich für erlebte Stadtgeschichte.
Julia Raab und Anja Schwede haben „Helfer“
Um den Kindern diese wirklich nacherlebbar zu machen, haben sich Julia Raab und Anja Schwede „Helfer“ erschaffen. Aus Hatovit, einer Art Gummimilch, sowie Stoff und anderen Accessoires haben die beiden Frauen Figuren und Köpfe gebaut, mit denen die Sagen der Stadt anschaulich gemacht werden. So führt Hans, der Hirte, gemeinsam mit den beiden „Halunken“ Raab und Schwede Kinder und Eltern oder Erzieher durch die geschichtsträchtige hallesche Innenstadt direkt an die Stätten, an denen Halles Sagen spielen.
Mit dabei: Der bekannte Esel, der auf Rosen geht, zwei Saale-Nixen, die Flussgeschichten ausplaudern, und auch ein Schwein. „Das erklärt den kleinen Zuhörern zum Beispiel, wie einst das Salz in Halle entdeckt worden sein soll: Es wälzte sich dereinst im Schlamm, und, als es wieder trocken war, glitzerte es vom Salz“, verrät Julia Raab schon mal eine Geschichte.
Sagen und Geschichten aus Halle
Um solche Sagen und Geschichten erzählen zu können, muss man natürlich über Daten und Anekdoten zur Stadtgeschichte Bescheid wissen. Also haben sich Raab und Schwede, die das Projekt schon seit 2013 im Kopf hatten und seit Anfang 2015 die Idee umsetzen, im Stadtarchiv belesen und aus anderen Quellen informiert. Und natürlich gab es im Frühjahr, kurz bevor Julia Raab erstmal Mutter wurde, auch einen „Testlauf“ mit Diemitzer Grundschulkindern. „Von ihnen haben wir ein positives Feedback bekommen“, freuen sich die beiden jungen Frauen.
Ein erster Antrag auf Förderung des Projekts wurde zwar abgelehnt, doch die beiden freien Künstlerinnen haben sich nicht entmutigen lassen. „Nun haben wir zumindest eine Förderung für die Kosten von vier Aufführungen und für Werbematerial genehmigt bekommen“, so Julia Raab. Vielleicht, so hoffen beide, findet sich noch ein Sponsor. Eine Zusammenarbeit mit Stadtmuseum und Stadtbibliothek ist schon angedacht. Drei von vier der für Kindergarten- und Hortgruppen gedachten Führungen sind bereits ausgebucht. Und am 16. Oktober, 15 Uhr, gibt es die bisher einzige Führung für Familien - dabei sein lohnt sich.
Anmeldung zur Führung für Kindergruppen und zur Familienführung halunken-und-halloren.juliaraab.de