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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Saale bedroht Halle-Neustadt

16.01.2011, 20:08
IC-Trasse Saale-Elsteraue (FOTO: WINKLER)
IC-Trasse Saale-Elsteraue (FOTO: WINKLER) CARDO

Halle (Saale)/MZ. - Das Hochwasser bedroht in Halle immer stärker die Plattenbau-Siedlung Halle-Neustadt mit zehntausenden Einwohnern. Der Wasserstand der nahen Saale kletterte bis zum Sonntagabend auf 6,92 Meter - Tendenz leicht steigend. Damit lag der Pegel nur noch wenige Zentimeter unter dem Wert des Rekordhochwassers des Jahres 1946. Damals war das Wasser bis auf sieben Meter gestiegen. Am Gimritzer Damm, der die Plattenbausiedlung schützt, waren seit dem Morgen mehr als 100 Helfer im Einsatz. Sie sicherten neuralgische Punkte mit Sandsäcken. Zudem versuchte die Feuerwehr eine Trafostation zu schützen, über die mehrere Brunnen in Halle-Neustadt gesteuert werden. Die benachbarte Eissporthalle ist bereits von drei Seiten vom Wasser eingeschlossen. Alle Veranstaltungen wurden bis auf weiters abgesagt.

Auch in Bernburg droht ein Rekordhochwasser. Die Verantwortlichen rechnen am Montag mit einem Wasserstand bis 5,85 Meter. Damit steigt der Pegel höher als beim Hochwasser 2003, als der Pegel bei 5,69 Meter lag. An der Schwarzen Elster (Kreis Wittenberg) spitzt sich die Hochwasserlage ebenfalls zu. Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) kündigte an, in mehreren Dörfern würden vorsorglich Evakuierungen vorbereitet, beispielsweise Notunterkünfte in Sporthallen eingerichtet. Das betrifft unter anderem einige Stadtteile von Jessen.

Die Behörden erwarten ähnlich hohe Pegelstände wie bei der Flut an der Weißen Elster im Spätsommer vergangenen Jahres. Damals war ein Höchststand von 3,35 Meter gemessen worden. Am Sonntagmittag zeigte der Pegel Löben 3,21 Meter an. Die Deiche seien zwar stabil, es gebe aber punktuell Sickerstellen, so der Minister. Besorgter äußerte sich Burkhard Henning, Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz. Die Deiche seien durch das andauernde Hochwasser so lange beansprucht wie noch nie. Er warnte eindringlich davor, die Dämme zu betreten: "Die Deiche sind wie Pudding, es ist höchste Vorsicht geboten."

Aeikens räumte ein, es sei nicht vorhersehbar gewesen, dass der Wasserstand sich so entwickeln werde: "Wir haben höhere Zuflüsse aus Brandenburg, als ursprünglich angenommen." Grund dafür sei stärkerer Regen als erwartet.

Auch an der Elbe rechnen die Behörden mit einem weiter steigenden Wasserstand. Aus Tschechien sei ein neuer Hochwasserscheitel zu erwarten, sagte der zuständige Flussbereichsleiter Christian Jung in Pretzien (Salzlandkreis). Dort war das Pretziener Wehr geöffnet worden, um Magdeburg und die Nachbarstadt Schönebeck von den Fluten zu entlasten.