1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Saaleradweg: Saaleradweg: Radeln auf der Top-Ten-Route

Saaleradweg Saaleradweg: Radeln auf der Top-Ten-Route

Von Silvia Zöller 29.07.2017, 10:00

Halle (Saale) - Fehlende Hinweisschilder, matschige Wege - der Saaleradweg gehörte nicht immer zu den Topadressen für Radler. Das hat sich jedoch gewandelt: Unter den meistbefahrenen Radfernwegen in Deutschland hat es die Strecke entlang der Saale auf Platz 10 geschafft - Spitzenreiter ist der Elberadweg.

Wieviel Spaß macht es, von Halle aus auf dem Saaleradweg zu fahren? Wir machen den Test: Der Tacho wird an der Giebichensteinbrücke auf Stand 0 Kilometer gestellt. Ziel soll der gut 36 Kilometer entfernte Bahnhof Könnern sein.

Saaleradweg: Anstieg ist nicht prickelnd

Der Saaleradweg führt von dort aus durch die Talstraße, vorbei am „Krug zum Grünen Kranze“ die Lettiner Straße hoch. Der Anstieg zum Beginn ist nicht prickelnd, dafür geht es auch nach wenigen Hundert Metern gleich wieder bergab in Richtung Lettin. Alles ist perfekt ausgeschildert und der Radweg ist komplett asphaltiert. So fährt es sich super.

Bis sich plötzlich der Weg kurz vor Neuragoczy in eine eine Bahn mit Pfützen verwandelt - an der Stadtgrenze ist erst mal Schluss mit lustig. Die Stadt Halle viel in die Sanierung der Wege gesteckt: Die Abschnitte des Saale-Radweges zwischen der Einfahrt zur Kläranlage und der Dachstraße in Lettin sowie zwischen Lettin und der Stadtgrenze bei Neuragoczy sind saniert worden. Finanziert wurden die Baumaßnahmen in Höhe von 430.000 Euro komplett aus von Bund und Land bereitgestellten Fluthilfemitteln.

Saaleradweg über Saale-Fähre in Brachwitz

Das haben nicht alle Kommunen im Saalekreis geschafft - trotz Hilfe des Landkreises: „Schon die Antragstellung gestaltete sich für die Kommunen sehr aufwendig. So mussten Eigentumsrechte oder naturschutzrechtliche Belange geklärt werden. Hinzu kam, dass zwar eine Förderung von 100 Prozent in Aussicht gestellt wurde, die Kommune dazu jedoch in Vorleistung gehen musste“, erklärt Saalekreis-Sprecherin Kerstin Küpperbusch.

Ob tatsächlich das kurze Stück bis zur Saale-Fähre in Brachwitz zwingend asphaltiert werden muss, darüber kann man streiten. Es ist nur wenige Hundert Meter lang. Nach 40 Minuten in gemütlichen Tempo und 7,7 gefahrenen Kilometern setze ich über. Kostenpunkt: 50 Cent, ein preiswertes kleines Abenteuer.

Saaleradweg: Buckelpistenstück durch Brachwitz

Nach einem Buckelpistenstück durch Brachwitz kommt wieder Freude auf: Auch hier, auf der anderen Saaleseite ist alles wunderbar gerade asphaltiert und fährt sich so fast von selbst. Bei Döblitz gibt es wieder ein Stück Kopfsteinpflasterstraße und der hinter dem Ortsschild wieder asphaltierte Weg führt ein Stück weit weg von der Saale. Dafür aber vorbei ab Maisfeldern, Apfelbäumen und Getreidefeldern. Keine Autostraße weit und breit, nur der Radweg. Ein Traum!

Am Wegesrand sind auch einige neue Einkehrmöglichkeiten entstanden, so der Saalekiez in Brachwitz oder das „Picknick am Wegesrand“ in Mücheln, kurz vor Wettin. Nach 15 Kilometern Strecke und eineinhalb Stunden Fahrtdauer macht ein Halt in der umgebauten ehemaligen Kirche aus mehreren Gründen Spaß: Der Kirchgarten lockt mit einem schönen Ambiente und der Kuchen ist ein Gedicht.

Saaleradweg: „Tolle Infrastruktur, tolle Cafés und Gaststätten“

Hier kehren viele Radler ein, so auch Thomas und Katrin Hartig. „Wie, der Saaleradweg ist nur die Nummer 10?“, wundert sich die Magdeburgerin, die mit ihrem Mann auch schon den Elberadweg oder im Spreewald zu Radtouren aufgebrochen ist. „Der Saaleradweg ist wunderschön, man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll“, schwärmt sie.

Vom thüringischen Dornburg wollen die beiden Magdeburger die 240 Kilometer zurück bis in ihre Heimatstadt fahren. „Tolle Infrastruktur, tolle Cafés und Gaststätten, sehr nette Leute überall“, ist ihr Fazit. Einziger Wermutstropfen: Im Stadtgebiet von Halle sei die Beschilderung des Radwegs schlecht.

Saaleradweg: Knapp vier Stunden von Halle nach Könnern

Wo Thomas und Katrin Hartig wohl auch recht haben: So richtig viel ist nicht auf dem Saaleradweg los, ich treffe unterwegs einige Freizeitfahrer, die offensichtlich auf kleiner Runde unterwegs sind und mit Hartigs exakt drei Paare, die mit viel Gepäck unterwegs sind.

Leider sieht man den Fluss viel zu selten, so führt der Weg auch hinter Wettin zwar landschaftlich schön durch die Lowitzer Berge bis er bei Friedeburg wieder ans Wasser führt. In Rothenburg ist dann zum ersten Mal ein Blick auf die Karte nötig, weil die Beschilderung irritierend ist: Angeblich geht es nach links über die Fähre nach Alsleben, geradeaus nach Trebnitz. Doch auf der anderen Saaleseite gibt es gar keinen Radweg. Einfach geradeaus weiter!

Als Etappenziel für eine gemütliche Tour reicht für mich Georgsburg bei Könnern aus, auch hier kann man einkehren. Die Fahrtzeit: knapp vier Stunden, dabei habe ich rund 30 Kilometer auf dem Tacho. Die letzten sechs Kilometer haben es jedoch in sich: Der Bahnhof in Könnern, von dem aus die Fahrt rund 20 Minuten dauert, ist nur ganz schlecht ausgeschildert. Fazit: Eine tolle Strecke, beim nächsten Mal geht es bis nach Bernburg. (mz)