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Saale in Halle Saale in Halle: Sauber, aber nicht rein

Von FRANZISKA DÖLL 07.09.2011, 20:11

Halle (Saale)/MZ. - Das war diesen Sommer oft zu beobachten: badende Kinder am Saaleufer an der Mühlgrabenbrücke, Erfrischung suchende Schwimmer an der Rabeninsel. Und nicht nur das internationale Saale-Schwimmen ist seit Jahren wieder Tradition, sondern auch das Durchschwimmen der Saale zum Laternenfest. Aber kann man wirklich wieder ohne Bedenken ins kühle Nass springen?

Nein, meint Christiane Ansorge, Wassermikrobiologin im Landesamt für Verbraucherschutz. "Vom regelmäßigen Baden in der Saale muss abgeraten werden", so die Expertin. Nicht nur, weil die Wasserqualität der Saale ständig stark wechsele und auch gelegentlich Verunreinigungen durch Fäkalien nachzuweisen seien - auch gefährliche Böschungen, Glasscherben und eine fehlende Aufsicht durch Rettungsschwimmer seien Gefahren vor allem für Kinder. "Es ist leichtsinnig, unter Brücken, in Häfen, in der Schifffahrtsrinne und an unübersichtlichen Stellen zu baden", warnt Ansorge. Auch die Strömung der Saale habe ein erhebliches Risiko, da man schnell die eigenen Kräfte überschätzen könne.

Für unbedenklich hält dagegen Mathias Wieland vom Gewässerkundlichen Landesdienst die Wasserqualität der Saale. "Das Wasser ist heute in einem guten Zustand", sagt Wieland. Zwar finden sich geringe Mengen von Quecksilber, Cadmium und Blei, doch diese seien ungefährlich. Alle vier Wochen, also zwölf Mal im Jahr, werden die Werte von der Behörde an den Messpunkten in Trotha, Wettin und Alsleben überprüft.

Allerdings gibt es Ausnahmen. Die Stadt entnimmt beispielsweise vor großen Festen Proben, um mögliche Verunreinigungen festzustellen. "Für die Saale als fließendes Gewässer dürfen Werte von bestimmten Bakterien nicht überschritten werden", so Ria Steppan, Pressesprecherin der Stadt Halle. Die Ergebnisse haben aber nur eine einstündige Gültigkeit.

Ziemlich egal sind diese Messungen Klaus-Dieter Gerlang: Er geht einmal die Woche in der Saale baden. Für und mit dem Verein Saaleschwimmer organisierte er im Juli bereits zum fünften Mal das internationale Saaleschwimmen, diesmal mit 183 Teilnehmern. "Ich habe da noch nie Beschwerden wegen der Wasserqualität gehört", so der Sportler, "und ich habe auch selbst noch keine gesundheitlichen Probleme wegen des Saalewassers gehabt." Ziel des Vereins sei, gerade den Hallensern zu zeigen, dass man wieder unbedenklich in dem Fluss baden kann. Mit einer Ausnahme: Nach Starkregen, so Gerlang, würde Mischwasser aus der Kanalisation aus einem Überlaufbecken am Riveufer in die Saale geleitet. "Dann kann man dort keine Badequalität erreichen", bedauert der Saaleschwimmer.

Und auch Angler, die mit dem Fluss bisweilen täglich in Kontakt kommen, lieben die Saale mittlerweile wieder: Auf den 27 Kilometern, die die Saale durch Halle fließt, sei die Wasserqualität unbedenklich. "Seit der Wende beobachten wir Angler mit großen Interesse wie sich unser Heimatfluss und sein Fischbestand erholt hat", so Ralf Möller, Geschäftsführer des Halleschen Anglervereines. Neben Forellen haben Mitglieder des Halleschen Anglerverbandes auch Zander oder Aale an der Angel. Davon landen auch einige in der Pfanne. Der Verzehr von einem Kilo Saalefisch pro Woche sei unbedenklich, der Verkauf allerdings ist verboten.

Der Angler-Verband steht dem Baden in der Saale positiv gegenüber. "Gegen einen Badebetrieb in der Saale gibt es überhaupt keine Einwände, solang Bader und Angler einen genügenden Abstand zueinander haben und sich gegenseitig achten", erklärt Möller. Er selbst hat die Saale als Abkühlung für sich entdeckt - rät aber, es erst ab 20 Grad Wassertemperatur zu probieren.