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"Ich bin existenzbedroht" Risikogebiete und Stornierungen: Reiseanbieter in Halle kämpfen ums Überleben

Von Denny Kleindienst 23.10.2020, 06:32
Aufgrund der vielen, neuen Risikogebiete in Deutschland gibt es viele Reisestornierungen bei Reiseanbietern. Diese fürchten nun um ihre Existenz. 
Aufgrund der vielen, neuen Risikogebiete in Deutschland gibt es viele Reisestornierungen bei Reiseanbietern. Diese fürchten nun um ihre Existenz.  www.imago-images.de

Halle (Saale) - Am ersten Tag, an dem die neue Allgemeinverfügung der Stadt Halle gilt, rufen die Kunden bei Kerstin Kiefel nur aus einem Grund an. „Das Einzige, was ich seit heute mache, ist: Stornierungen bearbeiten“, sagt die Inhaberin von StattReisen Halle.

Die Bundeskanzlerin ebenso wie Halles Oberbürgermeister warnen derzeit vor Reisen. Doch was sagen die Touristiker und Reiseanbietern selbst dazu? Kerstin Kiefels Themenrundgänge wie der Nachtwächterrundgang in Halle finden auch weiterhin statt, draußen und mit Mund-Nasen-Schutz. Aber die Unternehmerin weiß nicht, wie viele Monate oder Wochen sie noch durchhält. „Ich bin existenzbedroht.“

Unsicherheit: Viele Fragen zu aktuellen Einreisebestimmungen 

Durch die Soforthilfe sei sie im Frühjahr zwar über den ersten Schock gekommen. Im Sommer habe sie auch wieder Hoffnung geschöpft. Angesichts der neuen Regeln in Halle rechnet sie nun aber damit, „dass Einnahmen, die noch gekommen wären, wieder zertrampelt werden.“ Dabei ist Kiefel überzeugt, Hygiene- und Abstandsvorgaben einhalten zu können. Zu große Gruppe würden aufgeteilt, sagt sie.

Katrin Brückner muss derweil die unzähligen Nachfragen im Alltours-Reisecenter zu den aktuellen Einreisebestimmungen beantworten, ohne dass sie selbst Informationen von den Veranstaltern bekommt. Die würden nämlich den Kunden einfach mitteilen, sie sollen sich selbst informieren. „Wir aber haben die Kunden hier sitzen. Die wollen das wissen“, sagt Brückner. Also rufen sie und ihr Team bei den Hotels an, informieren sich auf den Bundesseiten oder beim Robert-Koch-Institut.

Viele andere Reisebüros in Halle wollen sich gar nicht zum Thema äußern

Dabei, so Brückner, müssten sie jeden einzelnen Fall prüfen. Angesichts von rund 50 Risikogebieten allein in Deutschland sagt sie: „Es ist ein Wirrwarr.“ Brückner sagt auch: „Wir haben gerade sehr wenig zu verkaufen.“ Eine Flusskreuzfahrt, die extra auf den Rhein verlegt wurde, gehört dazu. Sie sollte eigentlich entlang der Donau nach Österreich führen, doch dann wurde Wien zum Risikogebiet erklärt.

Fast alle Gäste hätten das neue Reiseziel akzeptiert. Am zweiten Adventswochenende soll die Reise stattfinden, inklusive Fiebermessen bei der Abreise mit dem Bus in Halle und einem Schnelltest auf dem Schiff. „Diese Reise ist sehr wichtig für uns“, sagt Katrin Brückner. Viele andere Reisebüros in Halle wollen sich gar nicht zum Thema äußern. (mz)