1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Mahns Chateau schließt: Restaurant Mahns Chateau in Halle schließt: Halle verliert sein Restaurant der gehobenen Küche

Mahns Chateau schließt Restaurant Mahns Chateau in Halle schließt: Halle verliert sein Restaurant der gehobenen Küche

Von Dirk Skrzypczak 18.12.2019, 19:15
Früher befand sich in dem Gebäude am Hallmarkt ein Umspannwerk.
Früher befand sich in dem Gebäude am Hallmarkt ein Umspannwerk. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Die Aufkleber an der Eingangstür sind ein Ritterschlag für Alexander Mahn. „Dieses Restaurant gehört zu den besten Deutschlands“ steht dort gleich neben der Empfehlung des strengen und mächtigen Restaurantführers Gault Millau. Doch das Jahr nimmt für Mahn, Halles wohl renommiertesten Koch, und die Fans der gehobenen Küche ein bitteres Ende.

Am 31. Dezember wird der 40-Jährige das Chateau zum letzten Mal öffnen. „Das Geschäft wird immer schwieriger. Außerdem möchte ich mehr Zeit für meine Familie haben. Ich bin genau im richtigen Alter, noch einmal etwas Neues zu beginnen“, sagt Mahn.

Arbeitsbelastung zu hoch

Mark Lange, Chef des Stadtmarketings in Halle, spricht von einem großen Verlust. „Wir brauchen in der Stadt nicht noch mehr Restaurants, sondern gute. Es tut weh, diese Qualität zu verlieren.“ Seit 2011 hat Mahn die Lokalität im ehemaligen Umspannwerk am östlichen Fuß der Marktkirche gepachtet. Der Hallenser ist der Herr über die Töpfen und Pfannen, seine Mutter leitete das Restaurant.

Frisch und nachhaltig, so wollte er stets seine Gerichte zubereiten. In den Folgejahren sammelte Mahn zahlreiche Preise ein. Doch der Erfolg hat Schattenseiten. „Zehn Jahre lang haben wir keinen Urlaub gemacht. Und in der einen Woche pro Jahr, die wir geschlossen hatten, waren wir in Frankreich, um mit Geschäftspartnern zu verhandeln.“

„Auf die Arbeitszeiten haben viele junge Leute keinen Bock.“

An sechs Tagen die Woche steht er in der Küche. Immer von 10 bis 23 Uhr. Hinzu kamen die Kochkurse für ein breites Publikum. „Der Körper macht irgendwann nicht mehr mit. Dieses Jahr lag ich sechs Wochen im Krankenhaus. Da wusste ich, dass ich etwas ändern muss.“ Mahn kämpft zudem mit Problemen, die die ganze Branche quälen. Personal zu finden, wird immer schwieriger. „Auf die Arbeitszeiten haben viele junge Leute keinen Bock.“ Fünf Angestellte hat das Chateau, darunter zwei Azubis.

„Und durch die Rahmenbedingungen, die der Staat uns Gastronomen setzt, bleibt am Ende nichts übrig“, sagt Mahn. Die Lohnnebenkosten für die Mitarbeiter zu erwirtschaften, sei nicht einfach. Auf das Bruttogehalt komme oben immer noch etwas drauf, „Zahlungen an die Berufsgenossenschaft beispielsweise oder die GEZ-Gebühren“. War das Chateau zu teuer für hallesche Verhältnisse? „Ich koche nicht fürs Geld, sondern um den Leuten etwas Schönes zu bieten“, antwortet er. Diese Hingabe, garniert mit auserlesenen Zutaten, hat seinen Preis.

Nachfolger steht bereit

Was Andreas Mahn zukünftig machen wird, ob er Halle als Koch erhalten bleibt, weiß er noch nicht. „Die Selbstständigkeit gebe ich komplett auf. Der Rest wird sich zeigen.“ Bis zum Jahresende haben der Spitzenkoch und sein Team aber noch alle Hände voll zu tun. Das Chateau ist überbucht. Und am Silvesterabend erwartet die Gäste ein besonderes Finale. „Dann essen und trinken wir gemeinsam das Restaurant leer. Bis zur letzten Flasche.“

Die markante Gastronomie am Übergang vom Markt zum Hallmarkt, direkt über dem Edeka, wird nicht lange verwaist bleiben. Nach MZ-Informationen soll dort ein italienisches Restaurant öffnen. „Ich kenne ein paar Details des Konzeptes. Es soll etwas Trendiges werden“, sagt Alexander Mahn. (mz)

Seit 2011 sein Arbeitsplatz: Alexander Mahn in der Küche des Chateaus. Am 31. Dezember heizt er den Herd das letzte Mal an.
Seit 2011 sein Arbeitsplatz: Alexander Mahn in der Küche des Chateaus. Am 31. Dezember heizt er den Herd das letzte Mal an.
Dirk Skrzypczak